Das große Schweigen

Zum Ergebnis des Gesprächs mit ADD-Präsident Josef Peter Mertes wollten sich die Wittlicher Schulleitungen nicht äußern. Die Beschlussvorlage für den Kreistag sieht vor, noch keine Entscheidung zu treffen.

Wittlich. Es wird geschwiegen in Wittlich. Nach dem Besuch des ADD-Präsidenten Josef Peter Mertes am Donnerstag in den Wittlicher Schulen halten sich die betroffenen Schulleitungen bedeckt. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden, heißt es einmütig.

Paul Lütticken, Schulleiter des Cusanus-Gymnasiums (CGW) möchte sich zu den Ergebnissen zwar auch nicht äußern, teilte aber auf TV-Anfrage mit, dass es "ein sehr sachliches und offenes Gespräch" gewesen sei. Lütticken betonte: "Wir haben unsere Bedenken gegen eine Dislozierung (räumliche Verteilung) vorgetragen, die insbesondere darin begründet sind, dass das Cusanus-Gymnasium ab dem Schuljahr 2010/11 ein Ganztagsangebot machen möchte."

Auch das Peter-Wust-Gymnasium (PWG) steht einer Aufteilung der Schule auf mehrere Gebäude kritisch gegenüber. Schulleiter Michael Forster, der Personalrat, der Schulelternbeirat und die Schülervertretung "lehnen eine Spaltung der Schulgemeinschaft des PWG entschieden ab". "Pädagogische Ideale und nachhaltige Konzepte dürfen nicht unausgereiften finanziellen Erwägungen geopfert werden."

Darüber hinaus übten sich rund 100 Schüler des PWG am Donnerstag beim hohen Besuch in ihrer Schule in "stillem Protest", wie Schulelternbeirats-Sprecher Uwe Werner mitteilte: "Kreative Plakate drückten den Wunsch nach der Einheit der Schule aus." Die Schüler standen im Treppenhaus Spalier, um Zusammenhalt zu demonstrieren.

Jeder beharrt auf seinen Standort



Gegen eine Zerschlagung der Schulgemeinschaft spricht sich auch Marlies Sachau-Zeies, Schulleiterin der Kurfürst-Balduin-Realschule, aus: "Wir möchten an unserem Standort bleiben." Zudem wisse die Schule gar nicht, wie sie in das "Spiel hineingeraten" sei. Es gebe "zurzeit und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft keinen weiteren Raumbedarf", der den Umzug rechtfertigen würde.

Ebenso geht aus Leserbriefen, Online-Kommentaren und E-Mails zahlreicher TV-Leser hervor, dass sie eine Aufteilung welcher Schule auch immer als untragbare Lösung empfinden. Ein Online-Kommentator, der sich "PWG" nennt, schreibt: "Keine Schule soll umziehen! KEINE!" Ein anderer Blogger ("anonym") betont: "Das Wohl der Schüler wird (wieder mal) mit den Füßen getreten."

Die Kreisverwaltung gab am Freitagnachmittag die Beschlussvorlage für den Kreistag bekannt. Er soll sich in seiner öffentlichen Sitzung am Montag, 6. Juli, "aus pädagogischen Gründen grundsätzlich für die Einheit der Schulen als Schulgemeinschaften" aussprechen. Da sich beide Gymnasien bereit erklärt hätten, trotz des Raummangels ein weiteres Jahr in den bestehenden Räumlichkeiten zu bleiben, solle am Montag kein Beschluss getroffen werden, um der "strukturellen Weiterentwicklung mehr Zeit einzuräumen". Kleinere, im Haushaltsplan 2009 vorgesehene Sanierungsarbeiten an den Wittlicher Gymnasien sollten jedoch zeitnah umgesetzt werden.

MEinung

Vom Umgang mit Bildung

Die Schulen sagen nicht viel, außer dass alles so bleiben soll, wie es ist. Der Kreistag folgt nun zunächst dieser Forderung. Das Raumnotproblem ist damit überhaupt nicht vom Tisch und soll irgendwie im nächsten Jahr gelöst werden. Das ist ein Aufschub, bei dem viele sicher aufatmen, auch jene, die die in diesem Fall höchst unbequemen Entscheidungen zu treffen haben, über die sie immerhin schon länger grübeln. Die Probleme sind bekannt, allerdings waren offensichtlich deren Lösungsversuche für viele nicht transparent. Die Kommunikation über das heikle Thema sollte offener werden, damit sich niemand als Spielball fühlt. Besonders die Schüler müssen es "ausbaden". s.suennen@volksfreund.de

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