Das Hawaiihemd trägt nun der neue Partner

Bernkastel-Kues · Einige Zuhörer kommen zweieinhalb Stunden gar nicht aus dem Lachen heraus. Jürgen von der Lippes Geschichten - vor allem die über das Verhältnis zwischen Mann und Frau - tun in einer Zeit voller Krisen gut.

 Jürgen von der Lippe überzeugt das Publikum, assistiert von seiner Puppe Professor Horst, einem bekennenden Kannibalen. Seine Zuhörer befolgen dankbar seine Anleitung zum Lachen. TV-Foto: Artur Feller

Jürgen von der Lippe überzeugt das Publikum, assistiert von seiner Puppe Professor Horst, einem bekennenden Kannibalen. Seine Zuhörer befolgen dankbar seine Anleitung zum Lachen. TV-Foto: Artur Feller

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Bernkastel-Kues. Es gibt Menschen, die erzählen tolle Witze - doch keiner lacht. Es gibt aber auch Zeitgenossen, bei denen sich die Zuhörer schieflachen, selbst wenn sie den Witz kennen. Jürgen von der Lippe gehört zur zweiten Kategorie. Sonst würde er nicht zu den besten deutschen Entertainern gehören.
Ob man so etwa üben kann? Von der Lippe scheint die Gabe angeboren zu sein. Auch mit 67 Jahren lacht er noch selbst über das, was er sagt.
Zuschauer lachen ohne Pause


Er braucht in der proppenvollen Mosellandhalle in Bernkastel-Kues nicht viele Utensilien: einen Tisch, einen Stuhl und ein Buch, aus dem er vorliest. "Beim Dehnen singe ich Balladen", heißt es. Der Titel ist das einzige, was sich nicht so richtig erschließt, aber er liest auch nur einen Teil der Geschichten.
Im Mittelpunkt stehen Mann und Frau. Ja, es gibt auch die verbale Verbindung. Meist bezogen auf eine Partnerschaft, die ihre besten Tage hinter sich hat. Doch immer wieder geht es um das, wo Mann und Frau körperlich besonders gut zusammenpassen. Das fängt bei Adam und Eva an und endet mit dem Lied, das er sang, als er seine Unschuld verlor: "Stille Nacht".
Doch bevor er loslegt, gibt er den Menschen in der Halle noch etwas für die nächsten zweieinhalb Stunden mit: eine Anleitung zum Lachen. Schon diese Anfangsminuten sorgen dafür, dass die Zuhörer so viel lachen wie angesichts der aktuellen Lage in der Welt wahrscheinlich seit Jahresanfang nicht. Manche hören nicht mehr auf damit, was immer wieder für Erheiterung sorgt - auch auf der Bühne.
Kein Wort über Politik kommt dem Entertainer über die Lippen. Jürgen von der Lippe will unterhalten, ohne dass sein Gegenüber viel nachdenken muss. Das beherrscht er. Er kokettiert mit seinem Alter und seinem Gewicht. Er singt auch einmal und ist begeistert, als das Publikum einige von ihm angestimmte Lieder zu Ende bringt. Und ein glänzender Schauspieler ist er auch. Bei einigen Geschichten schlüpft er gleich in mehrere Rollen.
Eigentlich wäre er der legitime Nachfolger von Thomas Gottschalk bei "Wetten dass..?" gewesen. Hat ihn darauf niemand angesprochen? Über die Farbe des Hemdes wäre sicher Einigkeit erzielt worden.
Berufswunsch Bauchredner


Offen trägt er es auch in der Mosellandhalle - aber es ist kein Hawaiihemd. Ein solches hat sein Partner an, der erst bei der Zugabe unter dem Tisch hervorkommt: Professor Horst, bekennender Kannibale.
Jürgen von der Lippe offenbart, dass er als Kind gerne Bauchredner geworden wäre. Das scheiterte daran, dass seine Lippenbewegungen zu sehen waren. Doch er hat bemerkt, dass Michael Hatzius für seine Echse spricht. Und so kann er seinen Traum mit Unterstützung der Puppe doch noch leben.
Als Jürgen und Horst die Bühne verlassen, sagt eine Besucherin. "Mir tun die Bauchmuskeln weh vom Lachen." Genau das tut gut in dieser Zeit.

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