"Das ist definitiv eine Ente"

Automobilbranche und Speditionen stehen zum Teil unter Druck. Nichts dran ist aber an Gerüchten, diese Entwicklung habe schwerwiegende Auswirkungen auch auf das Wittlicher Reifenwerk von Goodyear Dunlop.

 Die große Reifenfabrik mit Teststrecke und ihrem nicht nur von der Autobahn weithin sichtbaren Schornstein ist nicht nur seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region, sondern schon fast ein Art Wittlicher Wahrzeichen. TV-Foto: Marietta Schmuhl-Daschner

Die große Reifenfabrik mit Teststrecke und ihrem nicht nur von der Autobahn weithin sichtbaren Schornstein ist nicht nur seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region, sondern schon fast ein Art Wittlicher Wahrzeichen. TV-Foto: Marietta Schmuhl-Daschner

Wittlich/Hanau. "Das ist definitiv eine Ente. Von Entlassungen kann überhaupt keine Rede sein", stellt Gabriele Velte fest. Sie ist Pressesprecherin von Goodyear Dunlop, Zentrale in Hanau, und verweist damit Gerüchte um Probleme im Wittlicher Reifenwerk in die Welt der Märchen, was im Übrigen vom TV befragte Beschäftigte bestätigen. "Wir haben in Wittlich derzeit 910 Mitarbeiter, und daran wird sich nichts ändern. Auch Kurzarbeit ist kein Thema", sagt die Pressesprecherin in Reaktion auf anders lautende Spekulationen.

Die sind möglicherweise der Tatsache geschuldet, dass das Wittlicher Werk die Produktion leicht zurückgefahren hat. "Wir haben uns mit dem Betriebsrat auf einen Werksurlaub zwischen Weihnachten und Neujahr geeinigt. Das hat keine finanziellen Konsequenzen für die Mitarbeiter. Die Löhne werden ganz normal gezahlt.

Tatsache ist, dass wir damit auf Marktschwankungen reagieren", informiert Gabriele Velte weiter. So gebe es bei dem Verkauf von LKW-Reifen "eine kleine Delle". "Die Spediteure stehen unter Druck wegen der Kostenentwicklung. Deshalb produzieren wir etwas weniger LKW-Reifen. Der PKW-Bereich läuft normal weiter. Wenn wir jährlich von insgesamt 2,3 Millionen Reifen, die in Wittlich hergestellt werden, ausgehen, betrifft das maximal zwei Prozent der Produktionsmenge", erklärt die Pressesprecherin.

Acht Zeitverträge in feste Verträge umgewandelt



Dies habe allerdings zur Folge, dass man derzeit auf Leiharbeiter, die man einsetze, um Spitzen abzufangen, verzichte. "Das betrifft 17 Menschen, die wir derzeit nicht in Anspruch nehmen", so Gabriele Velte abschließend.

Zu den Informationen aus der Hanauer Zentrale sagt Reinhold Gnad vom Betriebsrat des Wittlicher Werks: "Ich kann das alles nur bestätigen. Es sind vergangene Woche sogar noch acht Zeitverträge in feste Verträge umgewandelt worden."

Das Wittlicher Reifenwerk ist neben Dr. Oetker größter Arbeitgeber der Stadt Wittlich und ein von sechs Standorten von Goodyear Dunlop bundesweit. Die anderen Standorte sind: Fürstenwalde, Fulda, Philippsburg, Riesa und Hanau, wo zugleich der Unternehmenssitz ist. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 7400 Mitarbeiter, 910 in Wittlich. Die Grundsteinlegung für das Wittlicher Werk war 1970. Ein Jahr später startete die Produktion, damals noch unter englischer Führung. 1985 übernahmen Japaner und seit 1999 ist das Unternehmen in amerikanischer Hand. Die Anlage im Wittlicher Industriegebiet nahe der Autobahn hat eine Fläche von rund 30 000 Quadratmetern und wurde auch wegen der verkehrsgünstigen Lage zum europäischen Zentrallager ausgebaut, auf dem rund 170 000 LKW-Reifen Platz finden. Zuletzt Ende 2007 wurde das Wittlicher Werk als "ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb" von der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) geehrt.

In Wittlich wurden bis dato 250 junge Menschen in technischen Berufen ausgebildet. Sie sind zum Teil heute Führungskräfte. Zeitgleich mit der Ehrung für die herausragenden Leistungen im Ausbildungssektor wurde zudem angekündigt, dass man weitere zehn Millionen Euro in den Wittlicher Betrieb investiere. noj

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