"Das ist eine Katastrophe" - Letzte Traben-Trarbacher Metzgerei schließt

Traben-Trarbach · Das ist kein Aprilscherz: Wen es in Traben-Trarbach nach Fleisch und Wurst gelüstet, der muss die Ware in Zukunft im Supermarkt oder beim Discounter kaufen. In der gesamten Stadt gibt es ab Samstagnachmittag kein einziges Fleischerfachgeschäft mehr.

 Bald wird das Schaufenster der Traben-Trarbacher Fleischerei Georg leerstehen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bald wird das Schaufenster der Traben-Trarbacher Fleischerei Georg leerstehen. TV-Foto: Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

"Die haben den besten Fleischkäse weit und breit", sagt Kundin Annelie Kreth, die gerade bedient wird. Dass sie den am kommenden Samstag zumindest in Traben-Trarbach zum letzten Mal bekommen kann, hat sie gerade erfahren. "Das ist eine Katastrophe", bemerkt sie.

Grund für den Ärger: Die mit ihrem Stammgeschäft in Enkirch ansässige Metzgerei Georg schließt ihre Filiale in der Trarbacher Moselstraße. Letzter Öffnungstag, das bestätigt Inhaberin Ulrike Georg, ist der kommende Samstag.

Die Schließung ist für die Kunden besonders traurig. Denn es gibt dann in der gesamten Stadt mit ihren knapp 6000 Einwohnern kein einziges Metzgerfachgeschäft mehr. Wer Fleisch und Wurst kaufen will, muss die Supermärkte und Discounter ansteuern.

"Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen", sagt Ulrike Georg. Es fehle an Personal, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Das Hauptgeschäft in Enkirch und die zweite Filiale in Zell werde sie aber weiterführen. Sie habe sich auch um eine Nachfolge bemüht - allerdings erfolglos.

Das tun nun Hans-Joachim und Liane Schmidt. Das Ehepaar führt eine Tür weiter ein Schmuckgeschäft. Ihm gehören die Räume, in denen auch schon vor den Georgs Fleisch und Wurst verkauft wurden.
Der Mietvertrag lief seit 1. Juni 1989. "Es gab nie Probleme", sagt Liane Schmidt. Der Vertrag sei zum 31. August des Jahres gekündigt worden, berichtet sie weiter. "Kurzfristig hat uns Frau Georg dann mitgeteilt, dass sie bereits Anfang April die Filiale schließt", erzählt die Kauffrau.

Die Miete werde zwar bis August weitergezahlt, der gewünschte nahtlose Übergang sei aber nicht möglich. Natürlich sei es ihr und ihrem Mann daran gelegen, die Räume wieder zu vermieten.
Die Anstrengungen, dort wieder dasselbe Gewerbe anzusiedeln seien aber bisher fruchtlos geblieben - trotz vieler Kontaktaufnahmen mit Betrieben aus der Umgebung.Schließung betrifft ganze Stadt

Mit Sorge betrachten die beiden aber auch, dass wieder ein Geschäft für die Grundversorgung schließt. Sie befürchten Auswirkungen auf andere Geschäfte. Die Filiale sei wegen der Qualität der Waren bekannt. "Sie ist ein Frequenzbringer für die ganze Straße", sagen die Nachbarn.

Ähnlich denkt Beate Gensich, die in der Nachbarschaft ein Modegeschäft betreibt und sogar Unterschriften gesammelt hat.

Auch Gerhard Lettl, Sprecher der Bürgerinitiative Leben in Trarbach, reagiert betroffen. "In Trarbach schließt das letzte Ladengeschäft zur Versorgung mit Grundnahrungsmitteln", sagt er.

Die vielen Stammkunden hätten den Stadtteil belebt. Lettl: "Den Verlust werden alle Geschäfte in den Straßen zu spüren bekommen. Wir hoffen aber natürlich, dass sich möglichst schnell ein Nachfolger findet. Lohnen würde sich das sicher für alle Seiten."

Auch Stadtbürgermeister Patrice Langer hatte sich eingeschaltet. "Ich habe mit mehreren Betrieben Kontakt aufgenommen. Es scheitert aber am Personal", sagt er. Besonders für die älteren Menschen, die hier noch eine Anlaufstelle hätten, tue es ihm sehr leid.

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