Das Lächeln der Senioren hilft bei der Knochenarbeit

Bernkastel-Kues · Die Fachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe an der Berufsbildenden Schule in Bernkastel-Kues hat vor einem halben Jahr ihre Arbeit aufgenommen. Die ersten Zeugnisse sind vergeben, die neuen Anmeldungen laufen. Der TV hat mit einigen Schülern gesprochen.

 Wie man einen Patienten richtig bettet, gehört zu Ausbildung der angehenden Altenpfleger.TV-Foto: Claudia Szellas

Wie man einen Patienten richtig bettet, gehört zu Ausbildung der angehenden Altenpfleger.TV-Foto: Claudia Szellas

Bernkastel-Kues. Schlecht bezahlt und oft Knochenarbeit: Der Beruf des Altenpflegers ist nicht besonders begehrt. Doch der Bedarf gerade an Fachkräften ist sehr groß und wird weiter steigen (siehe Extra). "Das ist mit ein Grund, weshalb wir an der Berufsbildenden Schule die Fachschule für zwei Bildungsgänge in Bereich der Altenpflege ins Leben gerufen haben", berichtet Koordinatorin und Klassenlehrerin Simone Schuh. Nach einem Jahr sind die Schüler zum Altenpflegehelfer und nach drei Jahren zum Altenpfleger mit Fachhochschulreife ausgebildet.
Mit 33 Schülern startete im August 2013 das erste Schuljahr für die zwei Ausbildungsgänge. Einige gaben schnell auf, nach den Herbstferien waren noch 26 Schüler in der gemeinsamen Klasse. Sie sind zwischen 16 und 50 Jahren alt. Eine von ihnen ist Tamara Heib (21) aus Gielert, die im Seniorenheim Charlottenhöhe in Thalfang arbeitet. Nach der mittleren Reife hat sie nach diversen Auslandsaufenthalten Ausbildungen zur Fremdsprachenkorrespondentin und Vertriebsassistentin gemacht. Nun will sie in drei Jahren an der BBS die Fachhochschulreife erwerben. Was motiviert sie, in diesem Beruf zu arbeiten? "Es gibt viel zu viele Vorurteile", sagt Tamara Heib. "Ich möchte gerne helfen, und wenn ich dafür als Dank die glänzenden Augen der älteren Menschen sehe, ist das eine Erfüllung."
Pflegebedürftigen Personen zu helfen, sich wohlzufühlen, sei sehr wichtig. "Sie brauchen uns, und man wird fast zu einem Stück Familie für sie." Aber ist ihr Traumberuf nicht auch ein Knochenjob? Die junge Frau lächelt: "Sicherlich hat jeder Beruf seine Vor- und Nachteile. Ein Knochenjob muss es nicht sein, es ist alles eine Frage der Technik, und die heutige Ausstattung erleichtert vieles", sagt Tamara Heib.
Einer der vier Jungs in der Ausbildung ist Kevin Thielges (Rivenich). Für den 19-Jährigen ist dies sein absoluter Traumjob. "Meine Mutter arbeitet in der Hauswirtschaft im Altenheim. Da gehe ich seit neun Jahren mit und habe ein Praktikum gemacht", berichtet er. Den Sprüchen "Du musst ja nur den Älteren den Hintern abwischen, mehr machst du nicht", entgegnet er: "Der Beruf ist so vielfältig, das wissen die meisten nicht. Außerdem gibt man viel und bekommt viel zurück. Es ist aber nicht nur die Dankbarkeit, sondern ich lerne viel von den älteren Menschen." Ungewöhnlich ist der Weg der 36-jährigen dreifachen Mutter Yvonne Dandler (Kövenig): "Ich bin da quasi reingestolpert", erzählt sie. "Ich habe in der Diakonie als Hauswirtschafterin gearbeitet, und dabei wuchs der Wunsch, mehr zu tun, den alten Menschen zu helfen." In der evangelischen Krankenpflege und Altenhilfe der Diakonie Sozialstation Traben-Trarbach macht sie ihre Ausbildung.
Einige der Schüler, die zunächst die Pflegehelfer-Ausbildung gemacht haben, werden ihren Bildungsweg zum Altenpfleger weiter beschreiten. Die Anmeldungen für das kommende Schuljahr laufen noch bis zum 1. März.
Extra

Daten aus der Regionalen Pflegekonferenz vom Oktober 2013 zeigen, dass 6,1 Prozent der Menschen, die im Kreis Bernkastel-Wittlich leben, älter als 80 Jahre sind (Stand: 2010). Das sind mehr als 6700 Menschen. Bis zum Jahr 2030 wird geschätzt, dass diese Zahl auf circa 8600 ansteigen wird, bis zum Jahr 2060 sogar auf über 13 000. joExtra

Die einjährige Fachschule mit dem Bildungsgang Altenpflegehelfer/in arbeitet eng mit den Einrichtungen der praktischen Ausbildung zusammen. Kenntnisse für eine qualifizierte Mitwirkung bei der Betreuung, Versorgung und Pflege gesunder und kranker älterer Menschen werden vermittelt. Pflegerische und soziale Aufgaben unter der Anleitung einer Pflegekraft können die Schüler nach Absolvierung ausüben - erworbene Berufsbezeichnung: staatlich geprüfter Altenpflegehelfer. Mit der dreijährigen Ausbildung zum Altenpfleger erwerben die Schüler neben der Berufsbezeichnung "Altenpfleger/in" zudem die Fachhochschulreife und können damit an Fachhochschulen studieren. jo

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