Das lange Warten auf die Fluchtröhre

Bernkastel-Kues · Seit 15 Jahren fließt der Verkehr durch den Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues. Mitten im Bauwerk passierte noch kein Unfall. Trotzdem steht die Forderung nach einer Fluchtröhre im Raum, die in der Stadt niemand will. Die heiße Planungsphase läuft.

Bernkastel-Kues. Wie die Zeit vergeht! Im Sommer 2008 kam die Diskussion auf, ob der im Jahr 1997 in Betrieb genommene Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues mit einer Fluchtröhre ausgestattet werden muss. Hintergrund damals wie heute: Die EU fordert, dass Tunnel, die länger als 400 Meter sind, mit einem von der Fahrbahn getrennten Fluchtweg ausgestattet sein müssen. Die Richtlinie wurde nach mehreren schweren Unfällen in den Alpen erlassen.
Seither wird auch in Bernkastel-Kues und im Kreis Bernkastel-Wittlich über das Für und Wider eines Fluchttunnels diskutiert. Der letzte öffentliche Sachstand stammt vom August 2011. Damals hieß es, dass die Planungen anlaufen. Wie der Stand der Dinge ist, weiß Stadtbürgermeister Wolfgang Port nicht. Er ist, genau wie der Stadtrat, ein vehementer Gegner eines Fluchttunnels. "An der Haltung der Stadt hat sich auch nichts geändert", sagt Port. Eine weitere Röhre sei verzichtbar, weil es sich nicht um einen Tunnel von überregionaler Bedeutung handele. Eines der Tunnelenden sei bei einer Gesamtlänge von 555 Metern schnell zu erreichen.
Wie ist der Stand Mitte März 2013? Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität Trier (LMB), bittet noch um etwas Geduld. "Die Planung für eine Fluchtröhre ist umfangreicher als gedacht. Im vergangenen Herbst mussten ergänzende Vermessungsarbeiten durchgeführt werden", sagt er. Das beauftragte Ingenieurbüro werde demnächst einen Zwischenstand der Planungen geben. Es gehe beispielsweise um die Frage, ob die Röhre aus der Mitte des Tunnels bergauf oder bergab geplant wird oder ein senkrechter Schacht mit Treppen infrage kommt.
Auf Kreisebene habe sich zuletzt der Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr mit dem Thema beschäftigt, teilt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung, mit. Im November 2012 sei er informiert worden, dass mögliche Varianten eines Fluchtstollens erarbeitet werden.
Nach wie vor gelte die Zusage des Landes, 88 Prozent der Kosten zu übernehmen. Über den Rest müssten sich Kreis und Stadt einigen. Die Stadt lehnt eine Beteiligung bisher ab. Die Gesamtinvestition hängt davon ab, welche Variante zum Tragen kommt. Im Gespräch waren schon bis zu drei Millionen Euro.Extra

Nach Auskunft von Axel Schnitzius, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues, hat es seit Inbetriebnahme des Tunnels mitten im Bauwerk noch keinen Unfall gegeben. Anders sieht es unmittelbar an der Ausfahrt in Richtung Mosel aus, die hinter einer Kurve liegt. Dort gab es einige Auffahrunfälle. Mehrere Verkehrsteilnehmer fuhren auch über die kreuzende B 53, landeten in der Leitplanke oder auch, nachdem sie die Leitplanke durchbrochen hatten, in der Mosel. Dabei blieb es aber bei Verletzten. Innerhalb des Tunnels ist in den vergangenen Jahren die Technik verbessert worden. Im Tunnel gilt Tempo 50. Daran, so Schnitzius, halten sich die meisten Verkehrsteilnehmer. Lastwagen und Reisebusse dürfen den Tunnel nicht befahren. Frei ist er für Linienbusse. Täglich fahren etwa 5500 Fahrzeuge durch das Bauwerk. cb

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