Das Leben der anderen in Klamauk verpackt

Hetzerath · "Was haben Sie heute gemacht?" Wer auf die Frage von Thomas Kreimeyer antwortet, muss gute Nerven haben. Schlagfertig verwandelt der Erfinder des Steh-Greif-Kabaretts beliebige Antworten in die schrägsten Gags. Wer Thomas Kreimeyer im Rahmen der Eifel-Kulturtage in Hetzerath erlebte, lachte Tränen.

Hetzerath. Nach fünf Minuten stellt Thomas Kreimeyer fest: Die erste Brille ist beschlagen. Ein Barometer fürs Lachen. Thomas Kreimeyer hat die 60 Zuhörer in der Hetzerather Bürgerhalle direkt am Wickel. Ohne vorgefertigtes Programm unterhält er sich einfach mit ihnen. Kreimeyers Kunst ist es, ganz gleich, was die Menschen ihm erzählen, etwas Komisches daraus zu machen. Dafür nimmt er Antworten auseinander, hakt nach, überzeichnet, verwebt unterschiedliche Gesprächsfäden miteinander und vertauscht Kontexte, bis die Situation grotesk wirkt. Nachher wissen alle: Der Präsident des Reitvereins in der ersten Reihe kauft seine Unterhosen gleich im Doppelpack bei Aldi, und ein BWL-Student hortet Schwarzgeld in Luxemburg. Kreimeyer verkuppelt eine Baumarktmitarbeiterin, die garantiert nicht schnarcht, forscht nach, warum eine andere Dame im Schlaf lacht, und problematisiert die Angewohnheit eines Mannes, auf der Terrasse Fahrrad zu fahren.
Im Plauderton fragte sich Kreimeyer nach seinem Auftritt im vergangenen Jahr zum zweiten Mal durch private und berufliche Themen seines Hetzerather Publikums. Die Masche ist die gleiche, aber die Unterhaltung eine andere. Und die Erkenntnis bleibt: Jeder, der sich müht, das Gespräch im Griff zu haben, scheitert. Und so erging es allen. Das schweißt zusammen. Frauen und Männer jauchzen, schnappen nach Luft, Tränen laufen über die Wangen angesichts so tiefer Einblicke ins Leben der anderen.
Als nach zwei Stunden die Eieruhr zum Ende klingelt, will es das Publikum nicht wahrhaben. Seufzer, Pfiffe, Rufe und Applaus fordern Thomas Kreimeyer für eine Zugabe zurück auf die Bühne. sys

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