"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen"

Salmtal · Wer trägt die Kosten für die Nutzung öffentlicher Sportplätze? Die Kommunen - sagt das Sportförderungsgesetz des Landes. Die Realität sieht anders aus, etwa in Salmtal: Die beiden Sportvereine, der FSV Salmrohr und Eintracht Dörbach, tragen einen Großteil der Kosten für Flutlicht, Heizung und Wasser. Sie verlangen mehr Unterstützung von der Gemeinde. Die aber sieht sich dazu finanziell kaum in der Lage.

Ein Sportplatz, auf dem nur im Hellen gekickt wird. Das Flutlicht bleibt ausgeschaltet. Es fehlt am Geld für den Strom. Geduscht wird zuhause. Das Umkleidegebäude ist abgesperrt. Es ist kein Geld da für Wasser und für Heizung.

Zugegeben, ein unrealistisches Szenario. Auch in Salmtal. Und dennoch schlagen die beiden dort ansässigen Sportvereine, der FSV Salmrohr sowie der SV Eintracht 66 Dörbach, Alarm. 180 Aktive kicken auf dem Gelände des FSV, 260 bei der Eintracht. Ihre Sportstätten sind täglich von 17 bis 21 Uhr ausgelastet. Und die Kosten für Strom, Wasser und Heizung wachsen den beiden Vereinen mittlerweile über den Kopf.
"In den vergangenen Jahren sind die Energiekosten deutlich gestiegen", heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der Vereinsvertreter an die Gemeinde. Preise für Heizöl und Strom hätten sich in den vergangenen zehn Jahren "mehr als verdoppelt". Und so beliefen sich die Kosten für Strom, Wasser und Heizung bei beiden Vereinen im vergangenen Jahr auf 11 000 Euro - plus noch einmal jeweils 1000 Euro für die Platzpflege.Jährlicher Pauschalbetrag



Eigentlich müssten sich Hans-Peter Stoffel, Erster Vorsitzender vom SV Eintracht Dörbach, und Christian Rauen, Zweiter Vorsitzender des FSV Salmrohr, darüber nicht den Kopf zerbrechen. Schließlich ist im Sportförderungsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz festgelegt, dass öffentliche Sportanlagen - und eben dies sind die beiden Salmtaler Sportstätten - sowie deren Benutzung kostenfrei sind (siehe Extra).
Die Gemeinde Salmtal müsste demnach die Kosten fürs Benutzen der Umkleideräume und der Duschen sowie für Flutlicht und auch Platzpflege übernehmen. Tut sie aber nur zu einem Bruchteil: Jeweils 2500 Euro gab sie 2013 dazu. Dieser jährliche Pauschalbetrag pro Verein wurde vor gut zehn Jahren im Gemeinderat festgelegt - um den beiden Vereinen Planungssicherheit zu geben und um jährlich auftretende Diskussionen über die Höhe der Gemeindezuschüsse zu vermeiden.Neiddebatte befürchtet


"Das war damals ein Kompromiss", erinnert sich Stoffel, "die Gesamtenergiekosten lagen bei etwa 5000 Euro, und wir hatten uns dann darauf verständigt, dass je die Hälfte von der Gemeinde und vom Verein bezahlt wird." Nur, dass der FSV und die Eintracht seit längerem deutlich mehr schultern und das nicht mehr hinnehmen wollen.
Ein Antrag, die Pauschale ab diesem Jahr deutlich zu erhöhen und die künftigen Zahlungen an den Energiekostenindex zu koppeln, scheiterte jüngst im Gemeinderat.

Lediglich zu einer Sonderzahlung von zusätzlich 1000 Euro pro Verein in diesem Jahr konnten sich die Ratsmitglieder durchringen. "Das war nicht das Erhoffte", sagt Stoffel. Und auch sein Kollege vom FSV, Christian Rauen, ist unzufrieden: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen." Im Übrigen auch für die Gemeinde Salmtal nicht. "Ich gebe den beiden Vereinen ja grundsätzlich Recht", sagt Ortsbürgermeister Anton Duckart. Gleichzeitig dürfe er als Ortschef auch die anderen Vereine nicht aus dem Blick verlieren. Er befürchtet eine Neiddebatte. Die beiden Musikvereine erhalten jährlich 1000 Euro, die beiden Gesangsvereine 400 Euro, der Kirchenchor 200 Euro und die zwei Jugendgruppen 300 Euro - zur freien Verfügung für Instrumente, Noten und Sonstiges. Salmtals Ortsbürgermeister will möglichst rasch nach der Kommunalwahl alle Vereine an einen Tisch setzen "und die Pauschalierung an die heutigen Gegebenheiten anpassen". Gleichzeitig will Duckart bei der Verbandsgemeinde Wittlich-Land vorsprechen. Sein Anliegen: Da beim FSV fast zwei Drittel der Aktiven und bei Eintracht Dörbach ungefähr die Hälfte gar nicht aus Salmtal kommen, sollen sich die umliegenden Gemeinden an den Kosten beteiligen. Denn eins ist für Duckart klar: Den Gesamtbetrag der Energiekosten von 22 000 Euro selbst zu tragen, "ist für Salmtal nicht leistbar".Meinung


Von
Nina EbnerEine schier unlösbare Aufgabe
Um es mal im Fußballjargon auszudrücken: Es ist gut, dass die beiden Sportvereine in Salmtal beim Thema Energiekosten den Ball flachhalten und nicht darauf drängen, dass die Gemeinde den vollen Betrag bezahlt. Durchaus bemerkenswert, immerhin befindet sich der FSV Salmrohr in einem Insolvenzverfahren, und auch bei der Eintracht Dörbach wird laut ihrem Vorsitzenden regelmäßig am Saisonende das Geld knapp. Wenn man sich bald gemeinsam an einen Tisch setzt, sollten die anderen Salmtaler Vereine durchaus im Hinterkopf haben, dass sie dagegen gemeindeeigene Räumlichkeiten wie die Bürgerhalle nutzen, deren Unterhaltung komplett die Gemeinde trägt. Und sie sollten sich bewusst sein, dass theoretisch die beiden Sportvereine die Gemeinde mit Hinweis aufs Sportförderungsgesetz unter Druck setzen könnten. Denn das, was dort zur Nutzung öffentlicher Sportanlagen geregelt ist, ist keine freiwillige Leistung, sondern - so steht es in dem Gesetz - eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Salmtal kann sich nicht darauf berufen, dass es sich die Unterhaltungskosten bei einem Schuldenstand von circa 1,4 Millionen Euro gar nicht leisten kann. Die betreffende Vorschrift im Sportförderungsgesetz stellt angesichts der finanziellen Unterausstattung viele Kommunen vor eine schier unlösbare Aufgabe. Realistischer scheint es, dass Gemeinden und Sportvereine ein gutes Miteinander pflegen und versuchen, einvernehmlich zu einer Lösung zu kommen. n.ebner@volksfreund.deExtra

Im Sportförderungsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz ist geregelt, dass öffentliche Sportanlagen den Sportorganisationen, sprich Vereinen, für den Übungs- und Wettkampfbetrieb kostenfrei zur Verfügung stehen. Und da diese Formulierung Raum für Interpretationen lässt, hat das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Hinweise zur Durchführung des Sportfördergesetzes gegeben: Unter die Kostenfreiheit fallen demnach neben der gebühren- und mietfreien Benutzung der öffentlichen Anlage" unter anderen auch das Benutzen der Umkleideräume und Duschen. Zudem trägt der öffentliche Träger die Energiekosten und "ohne Einschränkung" auch die Kosten der Hausmeister. Auch darf für die Benutzung der Flutlichtanlagen und der Trainingsbeleuchtungsanlagen "kein Geld" verlangt werden. Allerdings müssen die Benutzer mit dazu beitragen, dass die Kosten für die Unterhaltung und den Betrieb der Sportanlagen "so gering wie möglich gehalten werden". Daher dürfen von den Benutzern der Sportstätten - insbesondere den Vereinen - "zumutbare Eigenleistungen verlangt werden". nebExtra

Vergleich zu anderen Kommunen: In der Stadt Wittlich ist die Nutzung der städtischen Sportanlagen inklusive Nutzung der Umkleiden für Vereine kostenlos. Die Sportvereine Lüxem, Wengerohr und Neuerburg, die eigene Sportplätze haben, erhalten jährlich einen Zuschuss von 8613,50 Euro für die Unterhaltung ihrer Plätze sowie den Betrieb und die Unterhaltung des vereinseigenen Sportplatzgebäudes. Zusätzlich übernimmt die Stadt die nicht durch Zuschüsse gedeckten Anschaffungskosten von erforderlichen Sportplatzpflegegeräten. In Altrich ist der Aufwand für die Unterhaltungskosten der Sportanlage auf 6000 Euro gedeckelt. Der Verein muss die entstehenden Aufwendungen nachweisen - ebenso wie in Binsfeld, wo der Aufwand auf 5000 Euro budgetiert ist. In Klausen erhält der Verein eine Pauschale von 4450 Euro ohne Nachweis der entstandenen Aufwendungen. In Landscheid zahlt die Gemeinde dagegen die tatsächlich entstandenen Kosten. neb

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