Das Museum, das kaum einer kennt

Ob Daumenschrauben, ob neueste Handschellen: Das landesweit einzige Justizvollzugsmuseum in Wittlich bietet neben Original-Objekten aus einer Welt hinter Gittern auch Informationen über den Strafvollzug und Einblicke in den Alltag der Gefangenen. 1999 wurde das Museum eröffnet. Jeder kann es besuchen, offizielle Anmeldung vorausgesetzt.

 Friedbert Mertes kennt sich im Gefängnisalltag aus. Er betreut das Museum und kann fachkundig durch die einzelnen Bereiche führen. Hier erklärt er das Zubehör einer Uniform. TV-Foto: Christina Bents

Friedbert Mertes kennt sich im Gefängnisalltag aus. Er betreut das Museum und kann fachkundig durch die einzelnen Bereiche führen. Hier erklärt er das Zubehör einer Uniform. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich. "Wir wollen mal in den Knast", diesen Wunsch unbescholtener Bürger hören Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) oft. Die Neugier auf das, was hinter Gittern passiert, ist groß. Doch aus Sicherheitsgründen und um die Persönlichkeitsrechte der Gefangenen zu schützen, ist ein Besuch aus Neugier tabu. Eine Ausnahme gibt es in der Wittlicher JVA: das "Knastmuseum".

Arrestzellen mit Originalausstattung



Damit will man der Öffentlichkeit einen Eindruck davon vermitteln, wie der Tagesablauf im Gefängnis aussieht. Die Idee zum Museum befürwortete der damalige Justizminister Peter Caesar, 1999 wurde es dann eröffnet. Der Betrieb wird aus dem laufenden Haushalt der Justizvollzugsschule bezahlt. Die Museumseinrichtung hat damals 6000 Mark gekostet.

Jeder kann anrufen, einen Termin ausmachen und sich das Museum ansehen oder auch geführt werden. Pro Jahr kommen 200 bis 250 Besucher, meist Schulklassen oder Firmlinge. Einzelbesichtigungen sind eher selten. Es sind etwa zehn im Jahr. Diese Besucher haben oft einen Bezug zur Justiz: Entweder haben sie selbst einmal im Gefängnis gearbeitet oder sie sammeln Gegenstände aus diesem Bereich, wie Mützen oder Uniformen. Einträge im Gästebuch dokumentieren, dass die Besucher beeindruckt sind von dem, was sie zu sehen bekommen. Eine zehnte Klasse schreibt darin: "Sehr informativ, einwandfrei und teilweise auch erschreckend."

Und was gibt es im einzigen "Knastmuseum" von Rheinland-Pfalz zu sehen? Unter anderem Schautafeln, die über den Wandel bei Vorschriften und Strafen informieren. Wurde beispielsweise 1835 bei Vergehen noch "die Entziehung des Fleisches und Bieres am Feiertag" als Strafe eingesetzt, sind es heute Einschränkungen beim Einkauf.

Ein nachgebauter Arbeitsplatz verdeutlicht die teilweise monotonen Arbeiten, die Gefangene ausüben können, etwa Schrauben abpacken. Interessant sind auch die Arrestzellen mit Originalausstattung von der Lampe bis zur Toilette.

Sie zeigen, wie eine Gefängniszelle früher ausgesehen hat und heute aussieht. Verschluckte Gegenstände und unerlaubt hergestellte Messer und Pistolenattrappen der Gefangenen vervollständigen die Sammlung. Auf Tafeln wird zudem über die Entwicklung der JVA Wittlich, Standorte in Rheinland-Pfalz, Personal und Verwaltung informiert.

Platz ist auf 80 Quadratmeter begrenzt



Friedbert Mertes könnte noch mehr zeigen, doch der Platz ist auf 80 Quadratmeter begrenzt: "Wir hoffen aber, dass wir neue Räume bekommen, wenn die Schule in den kommenden Jahren umzieht", sagt der Museumsbeauftragte. Ausstellen würde er gerne die letzte Guillotine, die in Rheinland- Pfalz gebaut wurde. Sie steht momentan in Bonn im Haus der Geschichte. Doch sie ist zu hoch und passt nicht in die jetzigen Räume. Geköpft worden ist übrigens niemand damit, denn als sie fertig war, kam 1947 das Grundgesetz und damit das Verbot der Todesstrafe.

Kontakt: Justizvollzugsmuseum, Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter Telefonnummer 06571/9961706, Friedbert Mertes. Der Eintritt ist frei.

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