Das neue Rathaus bleibt ein Traum

Wittlich · Es wird kein neues Rathaus in Wittlich geben. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs von Bürgermeister Joachim Rodenkirch mit Innenminister Roger Lewentz. Laut Verwaltung fallen für die Stadt rund 500 000 Euro Planungskosten an.


"Das Neubauprojekt in der derzeitigen Form ist so nicht mehr umsetzbar." Dieser Satz von Ulrich Jacoby, Sprecher der Stadtverwaltung Wittlich, bedeutet wohl das Aus für den Plan der Stadt, für rund zehn Millionen Euro ein neues Rathaus in der Wittlicher Oberstadt zu bauen.

Grund für den mutmaßlichen Abschied von dem vom Stadtrat einstimmig befürworteten Bau des Verwaltungsgebäudes ist ein Gespräch in Mainz. Dorthin reiste am Montag Bürgermeister Rodenkirch, um mit Innenminister Roger Lewentz über das Projekt zu sprechen (der TV berichtete).

Karl Peter Bruch, Lewentz\' Vorgänger, hatte der Stadt eine Förderung von 70 Prozent der zuschussfähigen Kosten zugesagt. Inzwischen hat der Rechnungshof das Wittlicher Projekt unter die Lupe genommen und sich dagegen ausgesprochen. Sowohl Stadt als auch Ministerium sagen, dass es ein sachliches und ehrliches Gespräch gewesen sei, mit dessen Ergebnis sich nun die städtischen Gremien beschäftigen müssen. Die müssen entscheiden, wie und wo die Stadtverwaltung künftig untergebracht sein soll. Aktuell residiert sie als Mieterin im Stadthaus. Laut Ulrich Jacoby müsse entscheiden werden, ob weitergemietet wird, die Stadt das Gebäude kauft oder ob es "andere Optionen" gibt.

Keine Alternative gibt es zur Tatsache, dass die Planung des Rathausneubaus Geld gekostet hat. Der Sprecher der Verwaltung geht davon aus, dass das Vorhaben unterm Strich rund 500 000 Euro gekostet haben wird.
Nach dem Gespräch in Mainz stellt sich in Wittlich nicht nur die Frage nach dem Verbleib der Stadtverwaltung. Auch für die Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land sollte im Zuge des Rathausneubaus Platz geschaffen werden. Der ist auch deshalb vonnöten, da nach der geplanten Fusion mit der VG Manderscheid deren Bedienstete nach Wittlich wechseln sollen. Er sei nicht von seinem Wittlicher Amtskollegen über die neue Entwicklung informiert worden, sagt Bürgermeister Christoph Holkenbrink. Falls das Rathaus nicht komme, müsste nach Alternativen gesucht werden.

Auch für Projektentwickler Stephan Kutscheid von der Bitburger Faco hat das Nein zum Rathaus Konsequenzen. Die der Faco gehörende Fläche vor dem Fürstenhof unmittelbar neben dem Parkplatz Oberstadt muss noch gestaltet werden. Das ging bisher nicht, da die Stadt erst das Rathaus bauen und anschließend den ihr gehörenden geschotterten Platz gestalten wollte. Dieses Gelände steht nach Auskunft von Ulrich Jacoby "ganz oben auf der Prioritätenliste der umzusetzenden Maßnahmen."

Meinung

Handeln statt schmusen
Häme über die Bauchlandung der Verantwortlichen mit ihrem Rathausprojekt ist fehl am Platz. Sie ist so unnötig wie das Lamentieren über den bösen Rechnungshof und das böse Ministerium. Geschenkt. Schnee von gestern. Der Stadtrat muss konsequent nach einer dauerhaften Bleibe für die Verwaltung suchen. Möglicherweise auch am aktuellen Standort. Nur so kann die Lähmung überwunden werden, die die Fixierung auf das neue Rathaus ausgelöst zu haben scheint. Wird der angedachte Bauplatz nicht gebraucht, sollte er entwickelt werden. Zeitnah! Auch die peinliche Schotterfläche muss verschwinden und gestaltet werden. Bitte schnell! Es ist Zeit, dass die Stadträte vom selbst verordneten Schmusekurs und der Beschwörung eines "Wir-Gefühls" Abschied nehmen. Liebe Stadträte: Streitet! Diskutiert und findet eine Lösung! Und hinterfragt das, was euch als Lösung mundfertig serviert wird.
h.jansen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort