... das Paradies für Liebhaber der Stille

Eisenschmitt · Einst war sie die größte Gemeinde im Altkreis Wittlich, jetzt sinkt die Zahl der Einwohner in Eisen schmitt so schnell wie in keinem anderen Ort der Verbandsgemeinde Manderscheid. Schuld ist vor allem die Lage.

Eisenschmitt. "Das Haus steht leer, das dahinter auch." Georg Fritzsche wendet seinen Blick nach rechts. "Da war früher mal ein Kino, darüber eine Gaststätte. Und in dem Haus weiter rechts war eine Bäckerei, das steht auch leer." Der Ortsbürgermeister liebt seine Gemeinde und ist unermüdlich für sie im Einsatz - seit 22 Jahren. Vieles hat sich getan: Es gibt unzählige schöne Ecken und liebevoll renovierte Häuser in Eisenschmitt. All das bringt Touristen in den Ort. Aber kaum neue Einwohner.
Für die Zukunft der Gemeinde Eisenschmitt sieht es nicht rosig aus. Zwischen 1999 und 2009 ist die Einwohnerzahl um ein Viertel gesunken, allein von 2008 auf 2009 um sieben Prozent. 291 Menschen lebten 2009 in Eisenschmitt. In den 60er Jahren waren es noch rund 670.
28,2 Prozent der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre (Stand: 2009), nur 20 Prozent jünger als 20 Jahre.
Ein großes Problem ist, dass viele Menschen von hier fortziehen: Die Quote liegt bei 102 Menschen pro 1000 Einwohnern. Der Durchschnitt der kleinen rheinland-pfälzischen Gemeinden liegt etwa ein Drittel darunter. Gleichzeitig ist die Zahl der Zuzüge wesentlich geringer als in ähnlich großen Orten, und die Zahl der verstorbenen Bürger ist deutlich höher. Wer in Eisenschmitt bauen will, muss Geld und Geduld mitbringen. Hänge, Wasser- und Naturschutzgebiete: All das kompliziert jedes Bauvorhaben. Zudem ist die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel schlecht, und es gibt keinen Handyempfang. Darauf wollen nur wenige junge Leute verzichten. "Wir liegen abgelegen am Rande des Kreises Bernkastel-Wittlich, in der Mitte zwischen Wittlich, Bitburg und Daun", erklärt Fritzsche die Problematik. "Wir leben hier märchenhaft, wie in den Alpen. Aber diese Medaille hat eben auch eine Kehrseite."
Und so gibt es weder Ärzte noch Apotheken im Ort. Der Kindergarten unterhalb des Pfarrheims ist im vorigen Jahr geschlossen worden, auf seinem Spielplatz wuchert bereits das Gras über die Spielgeräte.
Dabei war Eisenschmitt früher Industriestandort und hatte 1835 noch fast 1350 Einwohner. Doch 1868 wurde die Eichelhütte und mit ihr die Eisenindustrie im Salmtal stillgelegt. Von den zwei Bäckereien, zwei Metzgereien und drei Lebensmittelgeschäften ist jetzt nur noch ein Dorfladen übrig. Und auch wenn Fritzsche weiß, dass die Kehrwende kaum zu schaffen ist, sagt er: "Einfach ist es nicht, aber zuversichtlich sind wir trotzdem." uq

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