Geschichte Viel Wasser, viel Geld und ein feuchtfröhliches Finale

Bernkastel-Wittlich · Ein Blick ins Archiv zeigt, was vor 20 im Kreis Bernkastel-Wittlich passierte und im TV zu lesen war.

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Bernkastel-Wittlich (ca) Vor 20 Jahren war im Lokalteil des TV unter anderem über folgende Themen zu lesen: Abschied nehmen hieß es im Juli 2000 von einem legendären Festival, wohingegen eine Art Aufbruch ein neuer Radweg bedeutete. Um viel Geld hingegen ging es bei einem Wittlicher Traditionsunternehmen.

Keller unter Wasser: Nach starken Regenfällen wurden 15 Keller in der Wildbadstraße (Landesstraße 187) in Traben-Trarbach überflutet. Außerdem blockierten Erde und Geröll nach einem Erdrutsch die Fahrbahn. Die Landesstraße 187 musste bis zum nächsten Tag voll gesperrt werden.

Feuchtfröhliches Finale: 2000 Besucher feierten Ende Juli 2000 zum 19. und letzten Mal beim Ätzboden-Festival in Salmtal mit Bands wie Brings, Fred Kellner, den famosen Soulsisters und Stoppok. Seit 1982 war das Festival den Organisatoren um Peter Lames – Molle genannt – immer darum gegangen, gute und handgemachte Musik zu präsentieren. Die chaotischen Anfänge von „Ätzboden“ lagen in den Jahren der Friedens- und Ökologiebewegung.

Das Aus kam im Jahr 2000, weil das Ätzbodengelände als Ausgleichsfläche für die Autobahn aufgeforstet werden musste. Und so verabschiedete sich der Mann der ersten Stunde, nachdem der letzte Ton verklungen war: „Beim ersten Ätzboden waren 500 Besucher, im nächsten Jahr 1000, das hat sich wieder verdoppelt und irgendwann waren wir bei 3000 Festivalgästen.“ Im Laufe der Jahre werden wohl um die 28 000 Menschen das Ätzboden-Festival besucht haben.  Und zum Finale meinte es der Wettergott nicht gut mit den Musikfans: Das Finale bot das schlechteste Wetter in der Ätzboden-Geschichte. Das Festival wurde zur reinsten Schlammschlacht.

Letzte Arbeiten am Radweg: Der Maare-Mosel-Radweg verbindet auf der ehemaligen Bahntrasse das Moseltal mit der Eifel, den Burgen um Manderscheid und den Maaren rund um Daun über das Wittlicher Tal und ist mittlerweile zu einem der beliebtesten Radwege in der Region geworden. Eröffnet wurde er am 11. August 2000. Damit die Arbeiten bis zur Eröffnung weitgehend fertig gestellt werden konnten, wurde in den Wochen zuvor unter Hochdruck gearbeitet. So musste der Pleiner Tunnel gesperrt werden. Auch an der Beschilderung und der Ausstattung der Rastplätze wurde noch gearbeitet. Wegen Grunderwerbsproblemen wurde zunächst auf die geplante Überquerungshilfe und die Errichtung des Radweges an der B 50 in Wengerohr verzichtet. Aus den gleichen Gründen wurde in Wittlich die Verbindung von der Gottlieb-Daimler-Str. zur ehemaligen Bahntrasse hinter dem Kreishaus vorerst nur provisorisch erstellt.

 Kamen bei der Jungfernfahrt über den neuen Maare-Mosel-Radweg bei hochsommerlichen Temperaturen mächtig ins Schwitzen: Landrätin Beate Läsch-Weber, Bürgermeister Ulf Hangert (Bernkastel-Kues) und Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (vorne von links).

Kamen bei der Jungfernfahrt über den neuen Maare-Mosel-Radweg bei hochsommerlichen Temperaturen mächtig ins Schwitzen: Landrätin Beate Läsch-Weber, Bürgermeister Ulf Hangert (Bernkastel-Kues) und Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (vorne von links).

Foto: Winter Mike de

Streit in Traditionsunternehmen: Die Wittlicher Fleischwarenfabrik Hubert Thönes GmbH wurde zum Jahresende 2000 geschlossen. An der Abwicklung des Betriebes und der Zahlung von Abfindungen hatte sich zuvor ein Konflikt zwischen Geschäftsführung einerseits und Betriebsrat sowie Gewerkschaft andererseits entzündet. Es ging um einen Sozialplan und Abfindungen für die damals noch etwa 45 Beschäftigten der Fleischwarenfabrik, die seit 1880 in Wittlich ansässig war. Die BSE-Krise, die harte Konkurrenz der Discount-Märkte, eine Vielzahl von Auflagen bei der Produktion sowie sich immer weiter reduzierende Verkaufspreise machten eine Weiterführung eines Betriebs seiner Größenordnung unmöglich, sagte Thönes. Die Gewerkschaft bemängelte, die Arbeitnehmer würden bereits seit zwei Monaten auf ihr Geld warten. Die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan scheiterten Anfang August 2000. Der vom Betriebsrat vorgeschlagene Sozialplan in Höhe von 900 000 Mark lehnte Thönes ab, er bot im Gegenzug 300 000 Mark für eine Abwicklung zum Jahresende. Auf einen neuen Sozialplan einigten sich alle Beteiligten Anfang August. Damit wahrten sie die Chance, das Insolvenzverfahren zu verhindern. Erst im September 2001 erstritten sich die letzten zehn Kläger vor Gericht ihre Abfindung in voller Höhe.

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