Das Plus ist greifbar nahe

Alles deutete auf eine Hängepartie hin. Doch Druck von außen führte dazu, dass sich die Bernkastel-Kueser Hauptschule und die Realschule doch schnell auf den Zusammenschluss einigten.

Bernkastel-Kues. "Das erwünschte Plus ist noch weit entfernt", titelte der TV am 19. September 2008 über die Pläne für eine Realschule plus in Bernkastel-Kues. Andernorts wird der Zusammenschluss von Hauptschule und Realschule bereits zum kommenden Schuljahr umgesetzt. In Bernkastel-Kues war dagegen keine Einigung über die Schulform (integrativ oder kooperativ) zu erzielen. Die Realschule präferierte die kooperative Form: gemeinsames Lernen in den Klassen fünf und sechs. Danach sollten die Schüler, je nach Fähigkeiten, zu verschiedenen Abschlüssen geführt werden. Die Hauptschule wollte die Phase des gemeinsamen Lernens bis zur siebten oder achten Klasse ausdehnen. Die Kommunalpolitiker sahen den Streit zwischen beiden Schulen nicht gerne. So gab es den Auftrag, dass sich Vertreter beider Schulen zusammensetzen und einigen. Die Einigung ist nun da, kam aber erst auf Druck von Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, zustande. Die VG ist Träger der Hauptschule, der Kreis ist Träger der Freiherr-vom-Stein-Realschule.

Hangert brachte Vertreter der Schulen, des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums und der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion an einen Tisch. Nun soll die Realschule plus zum Schuljahr 2010/2011 ihren Betrieb aufnehmen. Bis einschließlich Klasse sieben sollen die Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Ab der Klasse acht wird dann auf die berufsbezogenen Abschlüsse hin unterrichtet. "Das System soll aber durchgängig bleiben", sagt Hangert. Die Entscheidung sei notwendig gewesen. Hangert: "Sonst laufen uns die Eltern weg, weil keine Klarheit besteht." Der Kreistag hat der Vorgehensweise bereits zugestimmt. Danach wird die VG Bernkastel-Kues Träger der Realschule plus. Der Kreis beteiligt sich bis 2013 an den Kosten. Heute, Montag (18 Uhr, Bürgerhaus Andel), wird sich der Verbandsgemeinderat mit dem Thema beschäftigen.

Renate Kirchen, Rektorin der Hauptschule, will sich derzeit nicht äußern. Kollege Bruno Niederprüm (Realschule) kann mit dem Kompromiss leben. Angesichts der Anmeldungen für das Schuljahr 2009/2010 kommt er auch nicht umhin zu sagen: "Wir müssen uns bewegen." Statt 72 Schüler wie im Vorjahr, haben sich nur 52 für die fünfte Klasse seiner Schule angemeldet. Niederprüm führt dies auf die Änderung der Grundschul-Ordnung zurück. Sie bringe eine Verschiebung in Richtung der Gymnasien mit sich. "Deshalb können wir das Thema nicht auf die lange Bank schieben", sagt er.

Meinung

Gutes Votum

Der Realschule und der Hauptschule am Standort Bernkastel-Kues geht es noch gut. Deshalb wollten ihre Vertreter das Thema "Realschule plus" erst einmal aussitzen. Wenn es hätte sein müssen bis 2013, dem definitiven Ende der Hauptschule in Rheinland-Pfalz. Dass dies auf Druck der Verbandsgemeinde unterbunden wurde, ist deshalb die einzig richtige Entscheidung. Sehenden Auges zuzusehen, wie Eltern sich für andere Schulstandorte entscheiden, deren Zukunft festgezurrt ist, wäre fahrlässig gewesen. Es hätte die Schulen in Bernkastel-Kues zu Verlierern gemacht. Egal wie man zur Realschule plus steht: Hier geht es um die Zukunft von jungen Menschen. Die ist jetzt auch am Standort Bernkastel-Kues gesichert. c.beckmann@volksfreund.de

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