Das Roden von Brachflächen hat Vorrang

BERNKASTEL-KUES. Weinbau wird es an der Mosel auch in tausend Jahren noch geben. Wichtig für die Zukunft der Region ist aber, dass die Reben in einer intakten Kulturlandschaft stehen.

Im Jahr 1995 prognostizierten Fachleute für das Weinanbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer einen Flächenrückgang von 30 Prozent. Und das in einem Zeitrahmen von 15 Jahren. "Damals hat man das nicht wahrhaben wollen", sagt Hubert Friedrich, Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel. Doch bereits im Jahr 2003 wurde anhand der Zahlen der Wahrheitsgehalt der Aussage deutlich. Von 1995 bis 2003 ist allein in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues die Rebfläche von 2326 auf 1737 Hektar zurück gegangen (minus 22,40 Prozent). Betroffen davon sind alle Weinbau treibenden Gemeinden.Thema wird in Gemeinderäten behandelt

Hubert Friedrich glaubt allerdings, dass es "so dramatisch nicht weitergeht", sondern dass eine gewisse Stabilisierung einsetzt. Dass gleichwohl ein tief greifender Strukturwandel eingesetzt hat, kann auch der größte Optimist nicht mehr abstreiten. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues will reagieren. "Wir müssen den Flächenrückgang in geordnete Bahnen lenken", sagt Bürgermeister Ulf Hangert. Zu Beginn des neuen Jahres sollen die Gemeinderäte in allen betroffenen Gemeinden sich mit der Problematik beschäftigen. "Das DLR ist bereit, ein Konzept für die Verbandsgemeinde zu entwickeln", kündigt der Verwaltungs-Chef an. Wobei diese Konzepte für jeden Ort anders aussehen könnten, führt er aus. "Der Zeitpunkt ist günstig, weil sowieso ein komplett neuer Flächennutzungsplan erstellt werden muss", erläutert Leo Wächter. Der Beigeordnete hat innerhalb der CDU-Fraktion die Diskussion angestoßen und einen Arbeitskreis ins Leben gerufen Die Reihenfolge des Handelns ist allerdings eindeutig: "Die Verbandsgemeinde hat die Führungsposition. Gemeinden und Winzer müssen Verantwortung übernehmen. Wenn das funktioniert, bieten wir unsere Instrumente an", erläutert Hubert Friedrich den Weg. "Wir haben uns in die Pflicht genommen. Die Zeit drängt. Wir wollen es angehen", kündigt Bürgermeister Hangert Taten an. Priorität hat das ordnungsgemäße Roden brachliegender und brach fallender Flächen. Grob gesagt soll es dann noch drei Zonen in den Arealen geben: Flächen, in denen kein Weinbau mehr betrieben wird, Flächen auf denen Weinbau mit relativ wenig Aufwand möglich ist, und die so genannten Kernzonen, in denen in erster Linie Qualität erzeugt wird. Die frei werdenden Flächen sollen anderweitig genutzt beziehungsweise gepflegt werden (Ausgleichsflächen, Dauerbeweidung, Aufforstung, Nutzkräuter, Streuobst, Tier-/Erlebnispark etc.). Hangert und Friedrich hoffen auf die Mitarbeit der Gemeinden und der Winzer. "Es soll ein regionales Bewusstsein entstehen", wünscht sich Ulf Hangert.

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