Das Schwein ist der Star

Wittlich · Für Grüße aus der Säubrennerstadt gibt es einen Postkarten-Klassiker - weder der Marktplatz noch das Alte Rathaus, sondern: Schweine. Dieses tierische Motiv ist mehrfach im Angebot. Es wird aber nicht nur von Touristen in alle Welt verschickt, sondern findet sich auch auf Koffern wieder - nämlich dann, wenn der Wittlicher selbst in Urlaub fährt.

 Schweine, Lieser, Rathaus: Blick auf einen Stapel Postkarten aus Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Schweine, Lieser, Rathaus: Blick auf einen Stapel Postkarten aus Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

"Schönes Wittlich" steht auf einer Postkarte, hergestellt in Lübeck. Das ist weit weg. Zu sehen ist vielleicht deshalb neben Wittlicher Wahrzeichen wie dem alten Rathaus und dem Marktplatz auch ein Gebäude, das definitiv woanders steht: Schloss Dreis. Nostalgie-Wert hat das Foto vom Pariser Platz. Der Zunftbaum, der darauf zu sehen ist, steht da schon lange nicht mehr. Und ein Wappen mit weißem Pferd und Reiter, das direkt neben dem Schriftzug abgebildet ist, kann auch Karsten Mathar vom Stadtmarketing Wittlich nicht zuordnen: "Keine Ahnung, was das jetzt mit Wittlich zu tun hat."

Im besten Fall greift der Tourist vor einem der Postkartenständer in der Wittlicher Fußgängerzone nicht gerade zu dieser Karte. Zumindest hat er ein wenig Auswahl: Der Radfahrer entscheidet sich vielleicht für die Karte mit Motiven vom Mosel-Maare-Radweg, der Kulturinteressierte für Aufnahmen vom Rathaus, vom Türmchen oder von der Synagoge, und der Naturbegeisterte für Schnappschüsse von der Lieser.

Denn auch wenn Wittlich keine Weltstadt und daher eher kein Ziel klassischer Städtereisen ist, kommen sehr wohl Touristen in die Säubrennerstadt. Nach Angaben des Statistischen Landesamts Rheinland-Pfalz sind es im Jahr rund 15 000 Urlauber, die bei etwa 26 500 Übernachtungen im Schnitt zwei Tage zu Gast in der Stadt sind.
Aber zurück an die Postkartenfront: Wie wär's denn mal mit Schönheiten, die sich am Lieserstrand räkeln und bräunen? Fehlanzeige. Dafür hat es die römische Villa auf eine Postkarte geschafft, allerdings menschenleer. Hin und wieder tut sich aber etwas in Sachen neuer Motive: 2008 hat Stadtmarketing Wittlich 16 Karten herausgebracht. "Wir haben 16 000 Exemplare gedruckt", sagt Mathar. "Davon haben wir heute noch etwa 4000 bis 5000 Stück." Absoluter Verkaufsschlager sind laut Mathar die kleinen Bronze-Schweinchen vom Brunnen an der Sparkasse. Das bestätigt Claudia Jacoby von der Altstadt Buchhandlung. Auch die Säubrenner-Karte, auf der ein geröstetes Schwein abgebildet ist, gehe gut - vor allem natürlich zur Kirmes.
Jacoby sagt: "Auch heute gehört das Postkartenschreiben einfach noch dazu." Briefmarken verkauft sie in ihrer Buchhandlung gleich mit. Und weitere Besonderheiten hat sie sich überlegt: Der Künstler Günther Braun hat Stadtansichten von Wittlich in Aquarellen festgehalten. Die verkauft Jacoby als Doppelkarte. Und wer mehr als nur eine Postkarte sucht, wird bei ihr auch fündig. Jacoby hat auch Magnete, Tassen und Brettchen mit Wittlicher Motiven im Angebot.

Michael Scheid von der Buchhandlung Rieping ist gerade dabei, sein Sortiment an Postkarten aufzustocken. "Ich sehe, dass die Nachfrage da ist", erklärt er. Eine neue Postkarte mit einer Wittlicher Stadtansicht soll jetzt mit einer Auflage im vierstelligen Bereich gedruckt werden. Weitere sollen folgen. Die Motive hat Scheid gemeinsam mit dem Fotografen Karl Maas ausgesucht. Eine Sonderkarte zur Säubrennerkirmes, mit vier Aufklebern mit dem Säubrennerlogo, den hängenden Scherl-Schweinen, hat sich das Stadtmarketing im vergangenen Jahr überlegt. Auflage: 10 000 Stück. Die Karte wird aber tatsächlich seltener verschickt, sondern für ganz andere Zwecke gebraucht, wie Mathar erklärt: "Die wird oft von Wittlichern gekauft, bevor sie in Urlaub fahren. Die markieren mit den Stickern dann ihre Koffer."

Welches Motiv könnten Sie sich für eine Postkarte aus Wittlich vorstellen? Mailen Sie uns Ihre Bild-Vorschläge mit dem Stichwort "Postkarte" als JPG-Format, vielleicht mit ein, zwei Sätzen zur Begründung, warum Sie gerade dieses Motiv für eine Postkarte aus Wittlich für passend halten. Wir veröffentlichen die schönsten Leser-Vorschläge (bitte Name und Wohnort nicht vergessen) und freuen uns auf Ihre Ideen an: mosel-echo@volksfreund.deExtra

 Gabi Krebs malt ihre Schweinchen alle selbst. Foto: Krebs

Gabi Krebs malt ihre Schweinchen alle selbst. Foto: Krebs

Säubrenner-Karten beim Friseur: Schweinchen-Postkarten gibt's beim Friseursalon Krebs in Wittlich. Die malt Gabi Krebs selbst. Eine Schweinchenfamilie, die mit Luftballons auf die Kirmes geht oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, zum Beispiel. Wieso ausgerechnet das Schwein? "Das ist das Wappentier für Wittlich", findet Krebs. Vor 25 Jahren ging es los mit handbemalten Schweine-T-Shirts. Auch das Schaufenster des Friseursalons schmückt sie mit "Schweinereien". Außer Shirts gibt es Postkarten und Ostereier, per Hand mit Schweinchen bemalt, bei ihr zu kaufen. "Ich wollte immer etwas haben, das sonst keiner hat", sagt sie und scherzt: "Ich lege wert darauf, dass ich immer etwas Besonderes an Schweinerei im Schaufenster hab."

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