Das Tenorhorn muss noch warten

MANDERSCHEID. Seit einem guten Jahr lebt er im Ruhestand. Walter Densborn, jahrzehntelang überregional engagierter Bürgermeister der Verbandsgemeinde Manderscheid, hat sich kommunalpolitisch zurückgezogen. Sein Engagement und seine Aufgaben haben sich dagegen kaum verringert.

 Walter Densborn in seiner "Mauch", seinem kleinen Büro. Von hier aus koordiniert der ehemalige Verbandsbürgermeister seinen zahlreichen Aktivitäten.Foto: Erich Gerten"

Walter Densborn in seiner "Mauch", seinem kleinen Büro. Von hier aus koordiniert der ehemalige Verbandsbürgermeister seinen zahlreichen Aktivitäten.Foto: Erich Gerten"

"Am liebsten ziehe ich mich in meine Mauch zurück", sagt Walter Densborn, von 1982 bis 2001 engagierter und überregional bekannter Bürgermeister der Verbandsgemeinde Manderscheid. Mit "Mauch" meint er das kleine Büro in seinem Haus in Manderscheid. Gleich beim Eintreten fallen das Tenorhorn und das Notenpult auf. Links daneben steht ein Regal voller Aktenordner. Über dem Sofa hängen Urkunden, eine davon die Ernennung zum Ehrenbürger in der Manderscheider Partnergemeinde Pötzig/Thüringen. Auf dem Schreibtisch steht ein Computer, für den er jetzt endlich genügend Zeit hat.

Im Posteingangskorb stapeln sich die Briefe

"Und an dem lässt sich am Besten zeigen, was ich als Pensionär so tue", spricht Walter Densborn, öffnet die Homepage des Europäischen Tourismus Instituts (Eti), klickt auf das Menü Mitarbeiter und schon erscheint eine Auflistung seiner Ämter und Tätigkeiten. In erster Linie werden kulturelle und wirtschaftliche Aktivitäten eingeblendet. Das fängt an beim Ehrenvorsitz des Kreismusikverbandes. "Ehrenvorsitz heißt nicht Ausruhen, sondern aktiv Mitwirken." Noch mehr engagiert er sich für die Belange des Klosters Himmerod als Geschäftsführer des Förderkreises "Museum Abtei Himmerod". Im August soll eine Ausstellung präsentiert werden, die für Furore sorgen kann. Etwa 100 Exponate aus der Petersburger Eremitage werden zum Jubiläumsfest des Klostergründers Bernhard von Clervaux in die Eifel kommen.

Apropos Eifel - auch der Eifelverein hat den Ruheständler eingespannt. Es gilt, den Zuschlag für den deutschen Wandertag 2006 zu bekommen. Der Eifelverein hat die Bewerbung auch von der Zusage Densborns abhängig gemacht, als Organisator an vorderster Front mitzuwirken. So stapeln sich in seinem Posteingangskorb Briefe in Hülle und Fülle, fast wie zur aktiven Zeit. Die Anrufe aus Mainz, aus Bonn, aus Aachen und von überall her sind auch nicht weniger geworden: Um Ratschläge wird er gebeten, um Mitwirkung in vielerlei Belangen. Fahrten in die nähere und weitere Umgebung, quasi durch halb Deutschland, sind Standardprogramm. Sechs Wochen war er in Niedersachsen unterwegs, um für das bereits erwähnte Eti-Team Kurorte zu bewerten. Die Eti sieht Densborns Kernkompetenzen im Bereich des Kurortmanagements, der touristischen Produktentwicklung und der kommunalen Planung.

Bewusst aus der Politik zurückgezogen

Die Auftraggeber legen Wert auf Mitarbeiter, deren Ratschläge aus jahrzehntelanger praktischer Erfahrung resultieren. Diese Kompetenz ist auch bei der Mitarbeit in der kommunalen Gebietsentwicklung für die Region Trier gefordert. Walter Densborn ist Projektleiter bei der Sparkassen-Service-Gesellschaft und berät Kommunen bei der Erschließung und Vermarktung ihrer Bau- und Gewerbeflächen. Auch da schöpft der 62-jährige Pensionär aus dem Vollen, schwärmt geradezu beim Aufzählen der Projekte. Als ehemaliger Bürgermeister mit Kontakten zu Politikern und Wirtschaftsfachleuten von der lokalen bis zur bundesweiten Ebene sei er gefragt.

Aber weniger wegen dieser Kontakte, darauf legt er Wert, sondern vielmehr, und da ist er noch selbstbewusster, wegen seiner langjährigen Erfahrung und seinem Pragmatismus, seinem Gespür für den richtigen Weg. Im sozialen Bereich engagiert er sich ebenfalls. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat ihn als Kreisvorsitzenden sowie in den Aufsichtsräten zwei weiterer Einrichtungen eingespannt.

Bleibt da noch Zeit für die Kommunalpolitik, für politische Ämter? Auf diese Frage antwortet Walter Densborn klar und eindeutig: "Ich kümmere mich bewusst nicht um die örtliche Politik." Er werde sich dort nicht einmischen.

Also doch mehr Zeit als vorher? Ja und nein, denn seine vielfältigen Tätigkeiten seien im Gegensatz zum Berufsleben ohne straffen Terminplan. "Und das ist gut so. Gleich nach der Pensionierung habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich ihr die häuslichen Aufgaben nicht streitig machen wolle." Aber seine Frau ist zufrieden. Mehr noch, Irmgard Densborn nickt bestätigend. 20 Jahre lang war sie es nicht gewohnt, ihren Mann dauernd um sich zu haben.

Und dass muss auch jetzt nicht sein, zumindest nicht von heute auf morgen.

Einziger Nachteil des Viel-gefragt-Seins: Mit seinen Musikerfreunden wollte er eine Seniorenmusikgruppe gründen. Aber daraus werde wohl nichts. Das Hobby, das er seit frühester Jugend pflegt, will nicht so recht in Trab kommen.

Aber immerhin - das Tenorhorn steht schon mal ausgepackt in seiner "Mauch". Ein bisschen poliert, das Mundstück angefeuchtet und schon könnte es losgehen…

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