Geschichte Die Suche nach dem vergessenen Schloss

Wittlich · Einem Bauwerk, das nur 41 Jahre lang existierte, widmet sich die nächste Ausstellung in der Städtischen Galerie in Wittlich: Schloss Philippsfreude. Sie verrät auch vieles über den vorletzten Kurfürsten von Trier.

  Das Bild ist eine Kopie einer Stadtansicht mit St. Markus und dem Schloss Philippsfreude nach einem Gemälde von Gottfried Bernhard Manskirch.

Das Bild ist eine Kopie einer Stadtansicht mit St. Markus und dem Schloss Philippsfreude nach einem Gemälde von Gottfried Bernhard Manskirch.

Foto: Chris Marmann

Die Stadt Wittlich ist für vieles bekannt: im Wirtschaftsbereich für Pizzen und Reifen, kulturell für Tony Munzlinger und Georg Meistermann und natürlich bei den Festen für die Säubrennerkirmes und das Oktoberfest. Stellt man sich in die Wittlicher Fußgängerzone und fragt nach einem Schloss in der Kreisstadt, erntet man manches Kopfschütteln und Achzelzucken. Aber Moment mal, warum gibt es denn einen Schloßberg und einen Schloßplatz? Und warum heißt denn die Schlossgalerie Schlossgalerie? Lediglich historisch versiertere Menschen wissen, dass der besagte Einkaufstempel auf dem Gelände steht, auf dem der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann-Philipp von Walderdorff das Schloss Philippsfreude hat erbauen lassen, zur damaligen Zeit einer der mächtigsten Männer des Heiligen Römischen Reiches.

Die kurtrierische Residenz, die nur 41 Jahre existierte – von 1763 bis 1804 –, steht im Mittelpunkt der nächsten Ausstellung unter dem Titel „...verloren, vergessen. Das kurfürstliche Schloss Philippsfreude in Wittlich. Eine Spurensuche“ in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus. Auch Georg Graf von Walderdorff, einem Nachfahren des Kurfürsten, fällt es schwer, sich beim Verweilen im Bereich der Schlossgalerie „vorstellen zu können, wie das prachtvolle Schloss, wäre es noch existent, das Wittlicher Stadtbild noch prägen würde“.

Aber nichts da, das Gebäude von Baumeister Jean Antoine aus Metz ist wie vom Erdboden verschluckt. Nur wer genau hinschaut, sieht heute noch den einen oder anderen „Baustein“ in der Innenstadt. Denn Napoleon hatte das Schloss damals quasi zum Abriss freigegeben. Wittlicher durften Gebäudeteile als Baumaterial benutzen.

Wie der Prachtbau aussah, weiß man heute trotzdem ziemlich genau. Schließlich sind Original-Baupläne vorhanden. Und dank  eines ungewöhnlichen Gemäldes braucht man auch nicht viel Phantasie: Es handelt sich um die Kopie einer Vedoute, also einer wirklichkeitsgetreuen Darstellung einer Landschaft oder eines Ortes, von Bernhard Gottfried Manskirch, in die ein Unbekannter nach Angaben von Kurator Richard Hüttel zu einem späteren Zeitpunkt das Schloss quasi hineingemalt hat (siehe Foto oben). Dieses Kunstwerk schmückt auch den Flyer und den Katalog zur Ausstellung.

Der Kurfürst liebte die Architektur, die Kunst, den Moselwein ´– und die Jagd. Keine Frage, dass die Residenz als Jagdschloss konzipiert war. Die Jagd ist denn auch ein wichtiges Thema in der Ausstellung. Da erfährt man, dass der Schlossherr  einmal 1000 Hasen am Tag geschossen habe. Und Elke Scheid vom Wittlicher Kulturamt versichert, dass es sich dabei nicht um Jägerlatein handelt. Allerdings wurde bei dieser fürstlichen Jagd wohl reichlich nachgeholfen. Es handelte sich laut Kulturamtschefin wohl um eine Gatterjagd, bei der die Tiere dem adeligen Jäger durch große Stoffbahnen vor die Flinte getrieben wurden. Daher stamme im Übrigen auch die Redewendung: „durch die Lappen gehen“.

Keine Frage, dass die Besucher auch einen echten Hasen, allerdings ausgestopft, zu sehen bekommen. Der stammt zwar nicht aus der Zeit des vorletzten Kurfürsten von Trier, dafür aber zahlreiche Jagdutensilien, ebenso Mobiliar und persönliche Gegenstände von Johann-Philipp sowie Original-Baupläne. All diese Gegenstände  konnte der Kurator ausfindig machen und wenigstens für einige Monate nach Wittlich zurückbringen. Zu sehen sein werden neben Jagdwaffen Architekturzeichnungen, Gemälde und Möbel, etwa eine Kommode von Abraham Roentgen aus dem Walderdorffschen Besitz. Es seien „Kostbarkeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen, die großenteils noch nie zu sehen waren“, heißt es im Flyer zu der Ausstellung. Das ist mit Unterstützung der Nachfahren möglich, unter anderem von Georg Graf von Walderdorff, der bei der Vernissage anwesend sein wird. Die Ausstellung behandelt übrigens auch die Vorgängerbauten des Schlosses, die Burg Ottenstein und die Neuerburg auf dem Neuerburger Kopf.

 Kurator Dr. Richard Hüttel und die Kulturamtschefin Elke Scheid stehen vor einem Exponat der Ausstellung, einem ausgestopften Hasen.

Kurator Dr. Richard Hüttel und die Kulturamtschefin Elke Scheid stehen vor einem Exponat der Ausstellung, einem ausgestopften Hasen.

Foto: Ilse Rosenschild
 Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff ist der Bauherr von Schloss Philippsfreude. Das Foto zeigt einen Ausschnitt eines Porträts.

Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff ist der Bauherr von Schloss Philippsfreude. Das Foto zeigt einen Ausschnitt eines Porträts.

Foto: Chris Marmann

Die Ausstellung wird am Freitag, 18. Oktober, um 19 Uhr in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge, Himmeroder Straße 44, in Wittlich eröffnet. Sie läuft bis 20. Februar 2020. Bürgermeister Joachim Rodenkirch begrüßt die Gäste. Es wird ein Grußwort von Georg Graf von Walderdorff geben. Richard Hüttel führt in die Ausstellung ein. Wer Interesse hat, an der Vernissage teilzunehmen, wird gebeten, sich bis 15. Oktober anzumelden unter Telefon 06571/14660 oder per E-Mail an info@kulturamt.wittlich.de. Ein Katalog wird beim Kulturamt der Stadt Wittlich sowie im Buchhandel für 15 Euro erhältlich sein.

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