Das Wachstum von Wittlich-Land hat ein Ende

Wittlich · Jahrzehntelang hat die Verbandsgemeinde Wittlich-Land geboomt. Jetzt macht sich auch dort die demografische Entwicklung bemerkbar. Doch Bürgermeister Christoph Holkenbrink hofft, neuer Bürger in die Verbandsgemeinde locken zu können.

Wittlich. Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land ist eine umworbene Braut. Sie steht finanziell gut da, ist nicht auf der Liste der zu kleinen VG zu finden, die aus Sicht der Landesregierung aufgelöst werden sollen, könnte im Zuge der Kommunalreform weitere Orte schlucken und hat auch in der Zukunft keine großen Einwohnerverluste zu befürchten. 21 663 Menschen lebten 2009 in der VG - das sind 0,2 Prozent mehr als 1999, damals waren es 21 609. Allerdings wird sich diese Entwicklung nicht in die gleiche Richtung fortsetzen, wenn man den Berechnungen des Statistischen Landesamtes Glauben schenkt. Demnach geht die Zahl der Einwohner zwischen 2006 und 2020 um ein Prozent zurück.
Das sind zwar nur 304 Bürger weniger in den 24 Ortsgemeinden - aber bedeutet das eine Trendwende? Wird auch Wittlich-Land, nach Bernkastel-Kues die zweitgrößte VG im Kreis, schrumpfen? Alles in allem ist der Bevölkerungsstand bislang seit Ende der 90er Jahre etwa gleichbleibend hoch, nachdem er in den Jahrzehnten zuvor gestiegen war. Vergleicht man Wittlich-Land mit Verbandsgemeinden ihrer Größenordnung, zeigt sich, dass hier etwas mehr Kinder geboren werden und weniger Menschen sterben als im Durchschnitt. Aus der Altersstruktur lässt sich aber schließen, dass in den nächsten Jahrzehnten weniger Kinder geboren werden. Denn 2020 sind den Berechnungen nach nur noch 3978 Wittlich-Ländler jünger als 20 Jahre. 2006 waren es noch 4943, also ein Fünftel mehr.
Bereits jetzt wohnen in etwa jedem zweiten Ort der VG weniger Einwohner als 1999. Die größten Verluste von sieben Prozent und mehr Einwohnern müssen Arenrath, Bruch, Esch, Gladbach und Landscheid verkraften - die westlich, in Richtung Bitburg gelegenen Orte.
Profitiert haben dagegen vor allem Dodenburg, Heidweiler, Hetzerath und Sehlem, also Gemeinden im Süden der VG, die näher an Trier liegen. Gerade die Achse Wittlich-Trier spiele für die VG eine große Rolle, sagt Bürgermeister Christoph Holkenbrink. Und sie wachse weiter, gerade wegen der guten Anbindung durch Auto- und Eisenbahn sowie die Landesstraße 141. "Aber es gibt eben auch Orte, die weniger gut gelegen sind", erklärt Holkenbrink die unterschiedliche Entwicklung der Ortsgemeinden.
Ein großes Problem der VG insgesamt gesehen: Wenige Menschen ziehen hin - sieben Menschen pro 1000 Einwohner weniger als in ähnlich großen Kommunen. Die Zahl der Fortzüge ist zwar niedriger als der Durchschnitt, macht die wenigen Zuzüge aber nicht wett. Holkenbrink blickt in diesem Punkt aber optimistisch in die Zukunft: Luxemburg wolle weiter wachsen, was die Baupreise dort noch mal in die Höhe treibe und den Einzugsbereich vergrößere. Ergo: Mehr Menschen, die in Luxemburg arbeiten, würden sich auch in Wittlich-Land eine Bleibe suchen. Und: Der Industriepark Föhren/Hetzerath biete mehr und mehr Arbeitsplätze an. "Die Nachfrage von Firmen ist ungebrochen." Zudem würde Wohnen in Trier teurer, was mehr Menschen ins Umland ziehe. Für Firmen werde die Region in Zukunft nicht zuletzt mit dem Bau des Hochmoselübergangs attraktiver. Vor allem für die "Freien Radikalen", wie Holkenbrink die Ungebundenen nennt, seien die Betreuungseinrichtungen für Kinder sowie Schulen von großer Bedeutung. In Wittlich-Land gibt es 14 Kindertagesstätten, zehn Grundschulen und die Realschule plus Salmtal, die zur Integrierten Gesamtschule wird. Für ältere Menschen gibt es bislang nur eine Einrichtung, das Seniorenhaus zur Buche in Dörbach. Zwei weitere sind nach Auskunft von Holkenbrink in Planung: in Landscheid und Salmtal. Zudem sind drei Apotheken und 14 Ärzte in der VG ansässig. Im Vergleich zu den angrenzenden Verbandsgemeinden steht Wittlich-Land noch gut da. Die Bevölkerungszahl in Trier-Land soll zwischen 2006 und 2020 ebenfalls um ein Prozent sinken, in Speicher um zwei Prozent und in Manderscheid um drei Prozent. Sieben Prozent weniger Menschen sollen nach Berechnungen des Statistisches Landesamts 2020 in der VG Bernkastel-Kues wohnen, in Neumagen-Dhron zehn Prozent weniger und in Kyllburg gar elf Prozent. Wachsen sollen allein Schweich (0,2 Prozent) und die Stadt Wittlich (4,2 Prozent). uq

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