Das Warten nimmt kein Ende

ERDEN. Der Pflegeaufwand für Lara Jeanne Hansen, die wegen eines Arztfehlers behindert auf die Welt kam, wird immer aufwändiger. Noch hat die Familie keinen Cent Schmerzensgeld gesehen.

"Warten auf Gerechtigkeit", war der TV -Bericht über die kleine Lara Jeanne Hansen am 14. Januar 2002 überschrieben. Das Kind war am 7. September 1996 in einer auf sanfte Geburten spezialisierten Klinik in Bensberg wegen erheblichen Sauerstoffmangels behindert zu Welt gekommen. Bislang haben sieben Gutachten bestätigt, dass sie gesund geboren worden wäre, wenn die Ärztin rechtzeitig einen Kaiserschnitt vorgenommen hätte. Aufgrund des Sauerstoffmangels leidet Lara Jeanne an Epilepsie und Spastik. Sie kann den Kopf nicht selbstständig halten, kann nicht sprechen und nicht laufen. Und ihre Eltern warten noch immer auf Gerechtigkeit, sprich die Zahlung eines Schmerzensgeldes. "Obwohl schon sieben Gutachten die Schuld der Ärztin bestätigt haben, muss das Landgericht Köln nun ein achtes Gutachten für den zivilrechtlichen Prozess anfordern", berichtet Laras Vater Wolfgang Hansen. Er hat den Verdacht, dass die Gegenseite das Verfahren so lange hinauszögert, bis Lara gestorben ist. Lara Jeanne macht ganz kleine Fortschritte

Nach dem Bericht im TV vor zwei Jahren haben die Hansens viele mutmachende Anruf bekommen, aber auch solche von Menschen mit ähnlichem Schicksal: "Dabei haben wir auch erfahren, das andere Betroffene schon 13 Jahre und mehr auf Schmerzensgeld warten", sagt Hansen, der mehr als wütend ist über das schleppende Verfahren. "Die Versicherung der Gegenseite hat sogar die Schwangerschaft meiner Frau durchleuchtet, um Hinweise zu erhalten, ob während der Zeit was schief gelaufen ist". "Die Versicherung hat viel zu viel Macht", kritisiert Silvia Hansen. Dabei habe ein Mediziner des Trierer Mutterhauses damals schon versichert, es sei gar kein Gutachten nötig, weil im Bericht des Bensberger Krankenhauses genau dokumentiert ist, was dort falsch gemacht wurde. Zurzeit fertigt nunmehr ein Professor der Berliner Charité ein weiteres Gutachten an. "Vor dem Ergebnis haben wir keine Angst, nur uns läuft die Zeit davon", kritisiert Hansen. Denn der Pflegeaufwand für Lara Jeanne wird immer größer, und das Haus in Erden ist mit seinem Etagen überhaupt nicht behindertengerecht. Lara Jeanne muss immer getragen werden und schließlich wird das Mädchen auch nicht leichter und ihre Eltern nicht jünger. Aber ihre Mutter sieht auch Fortschritte, die ihre Tochter macht. Die Spastik hat sich gebessert. "Man muss aber auch ständig daran arbeiten", sagt Silvia Hansen. Lara sei aufmerksamer und wacher geworden, freut sich ihre Mutter. Auch als Besuch ins Haus kommt, lacht Lara Jeanne und schaut wer da ist. Gleichzeitig brauche sie auch vermehrt Kontakt und Zuwendung. Sie scheint sich auch zu freuen, als die Mutter ihr erzählt, dass gleich ihr neues Bett kommt. Das Bett ist eine Sonderanfertigung von Schreiner Frank Mertes aus Erden. Es ist sehr hoch, so dass Laras Eltern sie bequem ins Bett legen und auch pflegen können, wenn sie einen Anfall hat. Damit das Kind nicht hinausfallen kann, sind ringsherum Fensterflügel angebracht, die von beiden Seiten zu öffnen sind und aus Plexiglas bestehen. "Das ist eine echte Erleichterung", sagen die Hansens. Sie bekommen das Bett, an dem der Schreiner 50 Stunden gearbeitet hat, zum Freundschaftspreis, sonst könnten sie es sich nicht leisten. Jedenfalls hat Lara hierin auch die nächsten Jahre viel Platz und viel Sicherheit. Aber die Hansens wollen auch für die spätere Absicherung Laras sorgen und dafür brauchen sie das Schmerzensgeld. "Wir können so gar nicht für die Zukunft planen", sagt Silvia. "Solche Verfahren müssten verkürzt werden, das wäre eine dringende Aufgabe für eine so genannte sozialdemokratischen Partei, sagt Wolfgang Hansen zum Abschluss.

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