Das wechselhafte Wetter und seine Wirkung

Wittlich · Aprilwetter im Hochsommer: Starkregen und brütende Hitze im Wechsel prägen das Wittlicher Klima. Was bedeutet dieses Hin und Her für die Landwirtschaft und insbesondere den Weinbau, für unsere Gärten und unsere Gesundheit?

Das wechselhafte Wetter und seine Wirkung
Foto: ARRAY(0x474800f8)

Wittlich. Was ist das nur für ein Sommerwetter? Starkregen, fallende Temperaturen, dann wieder Hitze, mal schwül, mal trocken, und ehe man sich versieht: schon wieder Regen. Was stellt dieses unbeständige Wetter mit Natur und Menschen an? Der TV hat Experten aus Wittlich und Umgebung befragt.

Der viele Regen kommt Thomas Losen gelegen. Der Inhaber des Weinguts Losen-Bockstanz erklärt: "Jetzt ist sehr viel Wasser im Boden, dadurch wachsen die Reben stark." Der Boden sei begrünt, was eine Abschwemmung bei starkem Regen verhindere. Dafür müsse aber auch häufiger gemäht werden. Der Regen hat nicht nur Vorteile für den Weinbau. "Das feuchte Wetter fördert Pilzwuchs", sagt Losen. "In unserem Weinberg haben wir die Pilzkrankheiten unter Kontrolle. Aber bis zur Ernte könnten es jetzt ruhig schöne, trockene 25 Grad bleiben." Immerhin ist Wittlich vor dem Hagel verschont geblieben. Denn der ist ein Albtraum für den Weinbau. Aber jedes Wetter kann schaden, wenn es unausgeglichen stark ist, auch Sonnenschein. Losen erklärt: "Auch Weintrauben können einen Sonnenbrand bekommen, wie Menschen. Bei zu starker Sonneneinstrahlung bekommen die Trauben braune Flecken."

Der Regen hat auch negative Konsequenzen für Landwirte, erklärt Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich: "Der Boden ist nass, die Pflanzen sind nass - das verzögert die Ernten enorm!" Das Wetter habe teilweise ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen. Einige Rapsbestände im Alftal seien von massiven Unwettern vernichtet worden. Die Tabakbauern hätten Probleme, ihre Bestände unkrautfrei zu halten. Auch der Pflanzenschutz sei erschwert, da die Pflanzen einerseits empfindlicher seien und andererseits die Schutzmittel direkt abgewaschen würden. Aber: "Immerhin wachsen die Pflanzen bei diesem Regen besser, besonders in den Futterbauflächen. Aber was bringt das, wenn man sie nicht ernten kann?" Man dürfe auch die Nutztiere nicht vergessen. "Rindern und Schweinen schlägt dieses Wetter fast so aufs Gemüt wie uns Menschen. Bei heißem Wetter geben die Kühe weniger Milch, wenn es kühl wird, wieder mehr. Dieses Hin und Her ist sehr stressig für die Tiere. Sie liegen den ganzen Tag im Stall, tun nichts, fressen weniger, sie lassen sich richtig hängen." Das ideale Wetter für die Bauern gebe es nicht, sagt Zelder. "Das hängt ganz davon ab, was man anbaut. Aber ein bisschen trockener könnte es jetzt ruhig werden, damit endlich mal richtig geerntet werden kann."

Annette Fehrholz, erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Bengel, sieht für Hobbygärtner keine großen Probleme: "Jedes Jahr hat seine Tücken, und jede Pflanze hat eigene Ansprüche. Letztes Jahr hatten wir zum Beispiel kaum Bohnen, weil es zu trocken war. Dafür war dieses Jahr die Erdbeerernte sehr knapp, weil die Sonne nicht genug schien." Manche Gärtner hätten Probleme mit den Nachtschattengewächsen, da diese bei hoher Feuchtigkeit anfällig für Pilzbefall, besonders Braunfäule, seien. Bei anderen beginne der Mangold bereits viel zu früh zu blühen. "Das machen Pflanzen manchmal so bei Stress, zum Beispiel wegen ungünstigem Wetter." Hat sie irgendwelche Tipps, wie Hobbygärtner ihre Pflanzen bei zu starkem Regen schützen können? "Mulchen ist eine gute Methode für faule Gärtner, die kein Unkraut jäten wollen. Außerdem hält das einerseits die Feuchtigkeit im Boden, andererseits wird bei zu viel Regen keine Erde abgeschwemmt. Auch der Braunfäule kann man so vorbeugen, denn die verbreitet sich in erster Linie über feuchte Erde, die zum Beispiel an den Stängel von Tomatenpflanzen spritzt."

Nicht nur an Pflanzen und Tieren, auch an Menschen geht extremes Wetter normalerweise nicht spurlos vorbei. Bemerken Wittlicher Ärzte bereits gesundheitliche Auswirkungen des Wetters bei ihren Patienten? Dr. Wilhelm Schrot ist Facharzt für Innere Medizin und leitet mit seinem Kollegen Dirk Molitor eine Praxis in Wittlich. Er konnte bis jetzt keine Auffälligkeiten feststellen: "Natürlich kann das Wetter Einfluss auf die Gesundheit haben. Aber in unserer Praxis behandeln wir nicht mehr Menschen mit Kreislaufproblemen als sonst." Aus seiner Sicht ist dieser Sommer nicht besonders auffällig, er will aber keine Mutmaßungen anstellen. "Bei schlechtem Wetter ist die Praxis voll, bei gutem Wetter leer, so ist das eben einfach", erklärt Schrot. Allgemein sei es bei heißen Temperaturen in erster Linie wichtig, genug Flüssigkeit zu trinken und die pralle Sonne zu meiden, aber dennoch ausreichend Bewegung zu haben, am besten in den frühen Abendstunden, wenn es etwas kühler ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort