Das Weiberrevier in der Küche

WINTRICH. Es ist knallpink, dezent mit einer Jagdtrophäe, in jägerdeutsch: ein Hirsch als "Schultermontage",hinterlegt und heißt "Total Wild". Claudia Diewald aus Wintrich hat mit Kochbuchautorin Regina Schneider ein Wild-Kochbuch der etwas anderen Art herausgegeben.

Beide sind passionierte Jägerinnen: Nicht die Sorte Frau, die diesen Instinkt etwa beim Schuheinkauf auslebt. Nein, mit Hochsitz, Gewehr, Halali und allem drum und dran, also auch mit selbst erlegten Tieren. Und anders als bei manchem Angler, bei dem die Passion am Teller endet, scheinen die beiden Jägerinnen sich auch für angeblich urweibliche Domänen der Folgen der Jagd zu begeistern. Dem Kochtopf und dem Wildbret auf dem Teller haben sie nun jedenfalls ein schickes Buch gewidmet. Knallgelb und quietschrosa kommt es daher, keine typische Jägerkluft. Selbst Treiber halten es eher mit Bauarbeiter-Orange. Obwohl: Seit neuestem gibt es die Warnkleidung für den Wald auch in pink und signalgelb. Aber Claudia Diewald und "nur" kochen? Das passt einfach nicht zur Gründerin des Vereins "Weiberrevier", der manchen Waidmann immer noch leicht irritiert. So ist das Buch auch gespickt mit kurzweiligen Infos rund um die Jagd, ob es um Sonntagsjäger oder modernes Jägerlatein geht. Diese Texte stammen allesamt von Claudia Diewald, während sich Regina Schneider auf die Rezepte konzentriert hat. "Sie ist die jagende Köchin, und ich bin die kochende Jägerin", sagt Claudia Diewald. Als Einstieg in die kulinarische Variante der Jagdleidenschaft gibt es vorab die sieben goldenen Regeln der Wildküche sowie Tipps für eine "Vorratskammer", wo Rotkraut, Wacholder oder Rosmarin zu den Klassikern zählen. Dann geht es aber schon direkt an die Töpfe vom Muskat-Kaninchen in Sahnesauce bis zum königlichen Filet vom Hirschrücken mit Blaubeeren. Auch Vegetarier können übrigens in "Total Wild" noch etwas lernen, denn Beilagen, Beigaben oder Desserts sind eigene Kapitel gewidmet, auch wenn sich - mit Ausnahme der Desserts - auch die ein oder andere Scheibe Speck ins Gemüse schleicht. Aber wie wäre es mit "dunklem Rehrücken aus Schokolade pur"? Ob der Text auch waidgerecht geschrieben ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Allerdings schreibt sich dort "Wildbret" anders als im Duden konsequent "Wildpret". Dem klassischen Schüsseltreiben in lodengrüner Runde setzt das Buch in jedem Fall einen eigenwilligen Akzent. Auch würde garantiert kein Mann, der sich aus Passion selbst den Maibock in den Spinatmantel wickelt, sein Rezept einem Buch in Pink anvertrauen. Ein Tipp: Mann kann das Werk ja in Loden oder Filz einschlagen. Und es kommt schließlich auf die inneren Werte an. Claudia Diewald über die Farbwahl: "Das war unsere ureigenste Idee. Wir wollten nicht nur grüne Kochbücher im Regal haben." Und ihr persönliches Lieblingsrezept? "Rehrückenmedaillons mit Granatapfelsauce". Passt ja auch ein Männer-Schnaps dazu. Wer auf den Geschmack gekommen ist: Total Wild, ISBN 3-7888-0910-8 kostet 14,95 Euro. Wildbret gibt es im Handel oder über Wildbretbeauftragte der Landesjagdverbände: www.ljv-rlp.de oder www.wild-aus-der-region.de. Allgemeine Infos: www.bundesforst.de; www.jagd-online.de und natürlich www.weiberrevier.de und www.totalwild.net.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort