Das Weinfass auf dem Kirchturm

Ein Weinfass, das niemals leer wird - das wünscht sich so mancher. In Klausen soll es während des Baus der Wallfahrtskirche vor 500 Jahren ein solches gegeben haben. Noch heute ist es auf dem Kirchturm zu sehen.

Klausen. In 64 Metern Höhe, über den Dächern von Klausen auf der Spitze der Wallfahrtskirche thront das Eberhardsfässchen. Zwischen Turm und Kreuz wurde es vor mehr als 500 Jahren angebracht. Wie es dazu kam, erzählt eine Legende. Demnach hat der fromme Einsiedler Eberhard 1447 mit dem Bau einer Kapelle begonnen. Die Bauarbeiten gingen über den Sommer, und er hatte für seine Bauarbeiter an der Mosel ein Fass Wein besorgt.

An einem besonders heißen Tag war das Fass allerdings schneller leer als gedacht, und das zweite Fass, das geliefert werden sollte, war noch nicht da. Die Arbeiter wurden ungeduldig, fingen an zu murren und drohten Eberhard schon damit, den Bau zu verlassen, falls er nicht bald etwas zu trinken hätte.

In seiner Not wandte sich Eberhard an die Mutter Gottes: "Ich habe das Meinige getan, die Reihe ist jetzt an dir; hilf mir in meiner großen Not." Sein Gebet wurde erhört, und das eben noch leere Fässchen war wieder bis zum Spundloch gefüllt - voll mit bestem Wein. Bis zum Ende der Arbeiten wurde das Fass nicht leer.

Als Erinnerung an dieses Wunder hat man auf dem Turm der Kirche, unterhalb des Kreuzes, ein Fässchen angebracht. Es gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen der Klausener Kirche. Auf verschiedenen Kupferstichen oder dem Wallfahrtsbild von 1640, das in der Kirche hängt, ist es deutlich zu erkennen. Bis heute wünscht man sich an der Mosel bei Hitze und Durst ein Eberhardsfässchen, das sich von selbst wieder füllt. Auch ein Gedicht von Karl Christoffel erzählt davon. Damit das Fass auf dem Kirchturm nicht verrottet, ist es mit einer vier bis fünf Millimeter Messingschicht ummantelt. Bei der Renovierung der Kirche 1989 wurden das Dach neu eingedeckt und das Fass renoviert. Dabei wäre es fast zu einem Unglück gekommen. Dachdeckermeisterin Karin Oster erinnert sich: "Als das Fass damals vom Kirchturm mit einem Lastenaufzug heruntergeholt wurde, war es nicht genügend gesichert und ist aus 15 Metern Höhe neben einem unserer Mitarbeiter aufgeschlagen, direkt an seinen Ohren vorbei." Verletzt wurde dabei niemand, aber der Schreck steckte den Handwerkern noch einige Zeit in den Gliedern.

Das Fass trug damals eine Beule davon, die ausgebessert werden konnte. Auch Einschusslöcher, wahrscheinlich aus dem Zweiten Weltkrieg, wurden damals beseitigt und die Patina, die sich auf dem Fass gebildet hatte, abgeschliffen. Anschließend kam es wieder auf den Kirchturm und wird bis heute von den Gästen des Wallfahrtsortes bestaunt.

Das Fass ist übrigens 80 Zentimeter hoch und fasst ein Ohm. Das ist ein früher gebräuchliches Maß, das 180 Litern entspricht.EXTRA Wer hat das Eberhardsfass gestiftet? Laut der Sage ist das Eberhardsfässchen nach Abschluss der Bauarbeiten 1449 auf dem Turm angebracht worden. In einem Kupferstich von 1656 war das Fässchen deutlich auf der Kirche zu erkennen. Aus mündlichen Überlieferungen geht allerdings hervor, dass Jodocus Prüm, ein gebürtiger Wehlener, das Fässchen gestiftet haben soll. Möglich ist das, obwohl er von 1807 bis 1876 gelebt hat. Denn er ist 1876 in Klausen gestorben und hat nachweislich Geld für die damals laufende Renovierung der Wallfahrtskirche gegeben. Ob er auch Geld für die Renovierung oder das Ersetzen des Fässchens gespendet hat, ist indes wissenschaftlich nicht erwiesen, wie Dr. Peter Dohms und Marco Brösch, die sich seit Jahren intensiv mit der Geschichte des Wallfahrtsorts beschäftigen, bestätigen. Allerdings hat ein Nachfahre des Jodocus Prüm, Manfred Prüm, in seiner Kindheit davon gehört, dass das Klausener Fässchen von Jodocus Prüm gestiftet worden sein soll. (chb) Liebe Leserinnen und Leser. Wenn Sie mehr dazu wissen, wer das Fässchen gestiftet hat, oder ob es Jodocus Prüm gewesen ist, schreiben Sie uns. Bitte mailen Sie an: mosel@volksfreund.de oder schicken Sie ein Fax an: 06571/972039.

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