Interview „Das wird uns einen enormen Schub geben“

Wittlich · Der Bürgermeister der VG Wittlich-Land äußert sich zu Projekten, Anforderungen und Chancen.

 Von der Fertigstellung des Hochmoselübergangs können die Gemeinden in der VG Wittlich-Land enorm profitieren.

Von der Fertigstellung des Hochmoselübergangs können die Gemeinden in der VG Wittlich-Land enorm profitieren.

Foto: Rainer Neubert

Der Haushalt der Verbandsgemeinde Wittlich-Land sieht derzeit nicht schlecht aus, 2018 hat sich in der VG einiges getan. Eine neue Feuerwehrwerkstatt und Gerätehäuser wurden eröffnet. Die VG hat ihren Tourismus geregelt und unter einen Hut bekommen. Bürgermeister Dennis Junk spricht im TV-Interview über Themen, die die Verbandsgemeinde in diesem und den kommenden Jahren beschäftigen werden.

 Herr Junk, welche dicken Bretter sind in diesem Jahr zu bohren?

Dennis Junk: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass 2018 alle 14 Grundschulen mit mehr als 400 Tablets ausgestattet wurden. Das war ein Meilenstein, der uns zum Vorreiter in Sachen digitaler Ausstattung gemacht hat. Insofern wird das Thema auch im Hinblick auf die gesetzlich geforderte Digitalisierung der Verwaltungsleistungen ab 2021 in diesem Jahr einen ganz wesentlichen Schwerpunkt einnehmen. In Kürze werden wir über die Fortentwicklung des Grundschulstandorts Salmtal beraten, die Erweiterung/Sanierung des Verwaltungsstandortes wird zu entscheiden sein, die Ergebnisse der Sportstättenanalyse mit unter anderem der Frage der Sanierung der Leichtathletikelemente im Salmtalstadion, den Abschluss der Flächennutzungsplanung im Teilbereich Windkraft, der Beginn der Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplans, die erhebliche Auswirkungen auf die Ortsgemeinden haben kann, sowie die Ausweisung von weiteren Wohn- und Gewerbeflächen. Sie sehen, das sind schon zukunftsweisende Themen.

In Wittlich gab es in den vergangenen Jahren umfangreiche Industrie- und Gewerbeansiedlungen. Wie geht es in der VG Wittlich-Land in Sachen Industrie- und Gewerbegebiete weiter?

Junk: Nicht nur in der Stadt Wittlich haben sich Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt. Gleiches gilt auch für unsere Verbandsgemeinde und den Industriepark Region Trier. Wir haben eine enorme Nachfrage und befinden uns an vielen Stellen in konkreten Überlegungen zur Erweiterung von Gewerbe- und Industrieflächen. Wohnortnahe Arbeitsplätze bedeuten auch Dorfentwicklung. Insofern ist es wichtig, diese Chancen noch besser zu nutzen. Dabei geht es nicht nur um Wittlich-Land. Es geht um die Region. Daher stehen wir auch Interkommunalen Gewerbegebieten mit unseren Nachbarn offen gegenüber.

Wie geht es mit dem bestehenden Industriepark Föhren/Hetzerath weiter. Wann und wie wird er erweitert?

Junk: Um die Voraussetzungen zur Erweiterung des Industrieparks Region Trier schaffen zu können, wurde bereits ein Raumordnungsverfahren durchgeführt und das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Wittlich-Land eingeleitet. Zurzeit wird das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans vorbereitet. Ich gehe davon aus, dass in Kürze die frühzeitige Bürgerbeteiligung folgen  kann. Bei positivem Verlauf könnte anschließend die öffentliche Auslegung des Planentwurfs erfolgen. Ziel ist es, 2020 mit dem Bau von Erschließungsanlagen beginnen und erste Ansiedlungsvorhabenvorhaben realisieren zu können. Das ist sportlich, aber die Betriebe werden sich sonst andere Standorte suchen.

Wie wird sich die Eröffnung des Hochmoselübergangs auf die VG auswirken?

Junk: Ich bin davon überzeugt, dass uns dies insgesamt einen enormen Schub geben wird. Mit dem Kreuz Wittlich liegen wir dann an einem äußerst interessanten Verkehrsknotenpunkt. Man ist innerhalb von zehn bis zwölf Minuten von jeder unserer Gemeinden auf der Autobahn. Hinzu kommt der Bahnanschluss. Ärgerlich und absolut unverständlich ist jedoch, dass man den Fehler beim A 1-Lückenschluss nun auch auf der B 50neu zwischen Monzelfeld und Hahn gemacht hat. Es muss daher oberste Priorität haben, diese beide wichtigen Achsen schnellstmöglich zu schließen.

Angesichts des demografischen Wandels wird die medizinische Versorgung im ländlichen Raum immer wichtiger, vor allem in Hinblick auf ältere Menschen. Wie ist die Situation in der VG Wittlich-Land? Müssen auch hier Maßnahmen ergriffen werden, um die medizinische Versorgung langfristig sicherzustellen?

Junk: Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum liegt mir sehr am Herzen. Ich bekomme die Schwierigkeiten und Herausforderungen ja nahezu tagtäglich bei meiner Frau und meinen Schwiegereltern mit. Es besteht ein Riesenbedarf, aber es fehlen Ärzte. Und diese Problematik wird sich, wenn nichts passiert, weiter verschärfen. Hinzu kommt ein Mobilitätsproblem gerade von älteren Bürgern. Teilerfolge konnten wir mit da mit der Einführung des Bürgerbusses und der Rathaus-Praxis in Manderscheid erzielen. Dies kann aber nur ein Anfang sein. Da es die Gesamtregion betrifft, hat der Landkreis nun in Abstimmung mit allen Kommunen die weitere Koordination übernommen.

Wittlich ist eine stetig wachsende Kreisstadt mit einem Zuzug von Arbeitskräften. Wie sieht es in der VG aus?

Junk: In den Gemeinden entlang der A 1, insbesondere von Altrich bis Hetzerath, besteht eine extrem hohe Nachfrage nach Baugrundstücken. Da die Grundstückspreise sowie im Besonderen natürlich auch die Baupreise exorbitant steigen, bin ich jedoch davon überzeugt, dass auch unsere kleineren Dörfer eine gute Zukunft haben können. Die Grundstückspreise sind dort deutlich billiger.

Gibt es in der VG Wittlich-Land auch eine Landflucht, unter der viele andere ländliche Gebiete leiden?

Junk: Nein. Sicherlich gibt es zwischen den einzelnen Dörfern und der Stadt Manderscheid immer mal wieder Verschiebungen. Insgesamt können wir aber feststellen, dass die Einwohnerzahlen in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind auf aktuell 30 500.

Schulen und Kindergärten verzeichnen ebenfalls steigende Anmeldezahlen. Wie ist die VG da aufgestellt? Welche Planungen gibt es.

Junk: Insgesamt sind die Schülerzahlen leicht steigend. Wir müssen an einigen Schulen schauen, wie wir die Schüler unterbekommen. Bei den Kindertagesstätten verhält es sich ähnlich. Steigende Kinderzahlen sind in den Gemeinden Altrich, Dreis, Hetzerath, Landscheid, Platten und Salmtal zu verzeichnen. In  Platten und Salmtal sind Baumaßnahmen erforderlich, um den Bedarf zu decken. Bei den Kindertagesstätten Landscheid und Altrich sind organisatorische Maßnahmen in Form der Einrichtung einer Waldgruppe geplant oder schon im Betrieb.

Stichwort Kultur: Die Vereine bieten derzeit schon viel Programm. Gibt es weitere Pläne in Hinblick auf das kulturelle Angebot in der VG Wittlich Land?

Junk: Die Vereine in unseren Gemeinden leisten hier bereits Großartiges. Wenn man sieht, was zudem in Himmerod und Klausen für herausragende Veranstaltungen angeboten werden oder die hochkarätigen Veranstaltungen im Rahmen der 950-Jahrfeier in Hetzerath rückblickend betrachtet, dann sind wir hier wirklich gut aufgestellt. Hinzu kommen die Kooperation mit den Eifel-Kultur-Tagen, die Angebote im Rahmen des Mosel-Musik-Festivals und vieles mehr. 2019 finden darüber hinaus in Gemeinden wie Osann-Monzel oder Salmtal wegen der Kommunalreform von 1969 verschiedene Jubiläumsveranstaltungen statt. Auch wollen wir einige besondere Höhepunkte im Rahmen der Kulturtage der Verbandsgemeinde anbieten.

Welche Ereignisse in der VG erwarten Sie 2019 mit Spannung? Worauf freuen Sie sich?

Junk: Das wichtigste Ereignis ist sicherlich die Kommunalwahl am 26. Mai. Durch den ganzen Eingliederungsprozess waren das schon im Rückblick fünf besondere Jahre.

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