Das Wittlicher Kleidercontainer-Problem ist gelöst - aber Müll und Unkraut bleiben

Wittlich · TV-Leser Christoph Praeder ärgert sich über einen Kleider-Container direkt neben einem Brunnen, der an gefallene Landwirte erinnert. Wer ist zuständig? Der TV hat nachgefragt, und nun kommt Bewegung in die Sache.

 Vergangene Woche waren sie noch direkte Nachbarn: der Container und der Gedenk-Brunnen. TV-Fotos(2): Lisa Bergmann

Vergangene Woche waren sie noch direkte Nachbarn: der Container und der Gedenk-Brunnen. TV-Fotos(2): Lisa Bergmann

Foto: (m_wil )
 Auch ohne den Container ist der Brunnen in keinem guten Zustand.

Auch ohne den Container ist der Brunnen in keinem guten Zustand.

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Moos ist ein bewährtes Mittel zur Bestimmung der Himmelsrichtung: Es wächst zum Beispiel am Baumstamm immer auf der "Wetterseite", also Richtung Westen. Auch in der Friedrichstraße, direkt vor dem Haus der Landwirtschaft, kann man das beobachten. Allerdings nicht an einem Baum, sondern an einem Brunnen zum Gedenken an die im Krieg gefallenen Landwirte der Region.

Auf der Westseite der Plastik in Form einer Ähre also Moos, Stockflecken, Unkraut und die Inschrift ist kaum noch zu lesen. "1954 Unseren Gefallenen am 75. Jahrestag der Schulgründung" soll da stehen. Ehemalige Schüler der Landwirtschaftsschule, die bis zum Ende der 1970er Jahre im heutigen Haus der Landwirtschaft untergebracht war, hatten den Brunnen gestiftet. TV-Leser Christoph Praeder ärgert sich über den Zustand des Mahnmals - und meint dabei nicht nur den Wildwuchs des Unkrauts. Genauso ärgerlich findet er den Kleidercontainer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der noch bis zum gestrigen Donnerstag genau vor dem Denkmal zur Straßenseite hin stand.

"Hat das DRK keinen besseren Standort für diese hässlichen Kleider- und Schuhsammelbehälter, als unmittelbar an und sogar teilweise auf einem Denkmal?", fragte sich Praeder. Für ihn das Problem : Immer wieder landeten Kleidung und Schuhe nicht drinnen, sondern rund um den Brunnen. Dazu käme jede Menge Müll. Zwei- bis dreimal die Woche, so Praeder, beobachte er das.

Der 61-Jährige lebte bis 1971 in einer Wohnung direkt über der Landwirtschaftsschule. Heute wohnt er in einer Nebenstraße. Mehrmals täglich komme er am Denkmal vorbei. Als Kind, in den 1960er Jahren, hat er gern mit den Landwirtschaftsschülern gespielt.

Entscheidend für den Standort eines Containers, erklärt das DRK , sei die Bevölkerungszahl. Orte beziehungsweise Stadtviertel mit mindestens 1000 Einwohnern würden bevorzugt. Dass der Container in der Friedrichstraße direkt vor dem Denkmal stand, liege vermutlich daran, dass genau dort das Grundstück des DRK-Sozialwerks, gleich neben dem Haus der Landwirtschaft, endet. "Wir können die Container ja nicht einfach auf fremden Grund stellen", erklärt Elena Götten vom DRK-Kreisverband Bernkastel-Wittlich. Insgesamt stehen vier solcher Container in Wittlich, sie werden zwei Mal in der Woche geleert. "Den Müll drumherum wegzuräumen, ist allerdings nicht unsere Aufgabe", sagt Götten.
Das DRK hat dennoch schnell reagiert: Nur wenige Tage nach dem Hinweis Praeders und der Anfrage des TV hat der Container einen neuen Standort bekommen: Die Verantwortlichen haben ihn weg vom Brunnen um einige Meter nach hinten auf das Grundstück des DRK versetzt - auf zwei Seiten von einem Zaun umgeben. Vorerst bleiben aber Müll und Unkraut. Auch Wasser fließt im Brunnen nicht.

Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass niemand wirklich weiß, wer für ihn zuständig ist. Eigentümer des Hauses der Landwirtschaft ist der Landvolk-Verlag in Koblenz, die Hausverwaltung koordiniert die Wittlicher Kreisgeschäftsstelle des Bauern- und Winzerverbandes. Ob in diese Zuständigkeit auch der Brunnen fällt, ist den Beteiligten aber offensichtlich nicht klar. "Erst mal müssen wir schauen, auf welchem Grundstück er genau steht", sagt Stefanie Sakwerda, Geschäftsführerin der Wittlicher Geschäftsstelle des Bauernverbandes.

Dennoch, sichert sie zu, übernehme man kommissarisch die Aufgabe, die Plastik wieder herzustellen. Zunächst soll er gereinigt werden. Dann will Sakwerda Kostenvoranschläge für eine Instandsetzung einholen. Der Wittlicher Bildhauer Sebastian Langner ist informiert (siehe Interview). Wenn alles gut geht, ist der Brunnen wohl bald wieder in deutlich besserem Zustand. Als Instrument zur Bestimmung der Himmelsrichtung dient er - vom Unkraut befreit - dann aber nicht mehr.

Interview mit dem Wittlicher Bildhauer Sebastian Langner

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