Das wollen die Malborner

Malborn · Die Malborner richten ihr Dorf in die Zukunft aus. Mit einer Dorfmoderation wurden die Wünsche der Bewohner ermittelt. Nun werden Förderanträge gestellt. Vor allem ein Dorfgemeinschaftshaus steht weit oben auf der Liste.

Das wollen die Malborner
Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"

Malborn. Nach einem Jahr Arbeit ist die Dorfmoderation für Malbornabgeschlossen. Die 55 Seiten umfassende Studie liegt jetzt vor. Seit Oktober 2015 hat die Diplom-Geografin und Regionalberaterin Nathalie Franzen in 16 Terminen mit Bürgern aus Malborn und Thiergarten ermittelt, welche Wünsche sie für die Zukunft ihres Dorfes haben und wo der Ort momentan steht. Malborn ist mit mehr als 1300 Einwohnern das zweitgrößte Dorf (nach Thalfang) der Verbandsgemeinde Thalfang. Die Studie hat 14 000 Euro gekostet, davon hat das Land 13 500 Euro übernommen.
Nach einer Auftaktveranstaltung haben mehrere Arbeitsgruppen Themen erarbeitet, darunter die Dorfentwicklung, Infrastruktur, Natur und Tourismus, Vereine, Kinder im Dorf und das Thema Spielplatzgestaltung. Dabei ging es konkret in der AG Thiergarten um die Gestaltung des Mehrgenerationenplatzes an der Römerstraße, in der AG Ortskern um die Realisierung eines Dorfhauses und die Gestaltung von Spielplätzen und in der AG Natur und Tourismus um den Anschluss an einen Radweg, die Ausarbeitung einer Wanderroute und um Einkaufsmöglichkeiten im Dorf.
Zudem wurde das Meinungsbild mit einer Fragebogenaktion abgefragt. Demnach fühlen sich rund 70 Prozent in Malborn inklusive dem Ortsteil Thiergarten wohl, allerdings wird der Dorfzusammenhalt in Malborn selbst eher gering eingestuft: Nur 17,7 Prozent fanden ihn "eigentlich ganz gut". In Thiergarten waren das zwei Drittel der Bewohner. Insgesamt fühlt sich aber eine überwiegende Mehrheit wohl. Vor allem die Ruhe und die umliegende Natur sind dabei zwei wesentliche Faktoren.
Auch Verbesserungsbereiche wurden mit der Fragebogenaktion ermittelt. Dabei stand an vorderster Stelle das Thema "Versorgung", gefolgt von "Verkehr", "Freizeit/Tourismus" und "Integration von Neubürgern." Beim Thema "Versorgung" waren es vor allem die Themen "Einkaufen", "Gastronomie" und "medizinische Versorgung", die den Bewohnern offenbar unter den Nägeln brennen.
Eine Stärken-Schwächen-Analyse zeigt, dass vor allem die weiterführenden Schulen in der Nähe, Neubaugebiete, Spielplätze, ein Gewerbegebiet, schöne Wanderwege und die Nähe zu Erbeskopf und Nationalpark als große Stärken gewertet werden.
Zu den Schwächen zählen fehlende Barrierefreiheit, keine eigenen Räume für die Ortsgemeinschaft und eine weitestgehend fehlende Grundversorgung, darunter Arzt, Apotheke oder ein Geldautomat, erläutert Nathalie Franzen.
Wie soll es nun weitergehen? Das erläutert Malborns Ortsbürgermeisterin Petra Hogh im TV-Gespräch: "Wir hatten bereits viele Themen im Vorfeld behandelt. Daher ist die Dorfmoderation teilweise auch die Bestätigung für Projekte, um Fördergeld zu erhalten." Zu den Projekten, die bereits diskutiert werden, zählen, so Hogh, die Einrichtung eines Dorfhauses, ein Mehrgenerationenplatz in Thiergarten und ein Bürgerpark in Malborn. Zwar gebe es eine Mehrzweckhalle im Ort, aber für kleinere Treffen sei diese zu groß, erklärt Hogh. "Wir haben im Dorf eine aufgegebene Sparkassenfiliale. Das Haus soll als kleines Gemeinschaftshaus erworben und ausgebaut werden. Da könnten zum Beispiel Treffen für ältere Leute angeboten werden. "Aber auch ein Dorfarzt könnte dort einmal in der Woche Sprechstunde halten", findet Hogh. Das wäre - aus ihrer Sicht - ein Ansatz, um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. "Der kann natürlich keinen Hausarzt ersetzen, aber es wäre eine erste Anlaufstelle," sagt Hogh. Denn schließlich sei de Ärztemangel auch in der Dorfmoderation ein Thema gewesen. Für den Ankauf müssten 47 000 Euro gestemmt werden, so Hogh. Sie hofft auf Zuschüsse aus Mainz, wofür die Abwicklung der Dorfmoderation eine Voraussetzung gewesen sei. Einen Eigenanteil von 5200 Euro hatten die Malborner mit einer Benefiz-Kirmes und Bürgerspenden erwirtschaftet. Hogh: "Ohne Eigenanteil wäre ein Förderantrag gar nicht möglich gewesen."
In Thiergarten wiederum ist ein Mehrgenerationenpark geplant. Dessen Ausbau wird rund 67 200 Euro kosten. Auch die Beleuchtung des Orts soll modernisiert werden: "Wir stellen auf energiesparende LED-Technik um. Dazu müssen wir 83 000 Euro aufwenden, wovon 23 000 Euro das RWE übernimmt." Nach sechs Jahren seien sie amortisiert, denn sie sparen 10 000 Euro Stromkosten pro Jahr. Die Einrichtung eines Rundwanderwegs mit dem Titel Steinkopf-Schleife sei kurz vor dem Abschluss.
Anfang 2017 will Petra Hogh die Bürger nochmals zu einer Abschluss-Veranstaltung der Dorfmoderation einladen. "Dann haben wir auch Bescheid aus Mainz, welche Projekte gefördert werden."Meinung

Das wollen die Malborner
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"
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Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"
Das wollen die Malborner
Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"

Realistischer Ansatz
Um einen Ort weiterzuentwickeln, müssen die Wünsche der Bewohner ebenso ermittelt werden wie die tatsächlichen Gegebenheiten. Bei vielen Dorfmoderationen im Hunsrück wurde deutlich, dass vor allem die Infrastruktur ein großes Problem ist. Es fehlen häufig Einkaufsmöglichkeiten, Anbindungen an den öffentlichen Personennahverkehr und medizinische Einrichtungen. Daher ist die Idee, ein kleines Gemeindehaus zu eröffnen, in dem neben Treffen von Dorfbewohnern auch eine Arztsprechstunde geboten wird, ein guter Ansatz. In Anbetracht des demografischen Wandels wird es wohl immer schwieriger, eine Arztpraxis auf dem Land vorzuhalten. Der Gedanke, dass ein mobiler Arzt einmal pro Woche Sprechstunde hält, erscheint hingegen wesentlich realistischer und zukunftsweisender. hp.linz@volksfreund.de

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