Dauerparkern geht es an den Kragen

Wittlich · Von den insgesamt rund 1800 Parkplätzen in Wittlich sind bislang rund 1500 kostenfrei. Noch. Nach Ansicht der Teilnehmer eines von den Grünen veranstalteten Gesprächsabends könnte sich das ändern.

 Auf vielen Plätzen in Wittlich ist das Parken kostenlos oder preisgünstig. Großer Beliebtheit erfreut sich unter anderem der Parkplatz Karrstraße.TV-Foto: Harald Jansen

Auf vielen Plätzen in Wittlich ist das Parken kostenlos oder preisgünstig. Großer Beliebtheit erfreut sich unter anderem der Parkplatz Karrstraße.TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. Theodor Brock steht nicht im Verdacht, ein Grüner zu sein. Trotzdem: Der christdemokratische Stadtrat und Ortsvorsteher von Wengerohr ist einer der wenigen Teilnehmer an einem Gesprächsabend des bündnisgrünen Stadtverbands zum Thema Parken in der Innenstadt. Daran nehmen kommunalpolitisch Interessierte auch aus den Reihen von CDU, SPD und Linke teil. Geschäftsinhaber aus der Kernstadt sind hingegen keine gekommen.
Auch Bürgermeister Joachim Rodenkirch nimmt an dem Gespräch teil. Er hält ein Parkraumkonzept für die rund 1800 Plätze in der Stadt für überlegenswert. Bedauerlich findet er, dass so wenige Betroffene die Gelegenheit nutzen, ihre Erfahrungen und Vorstellungen frühzeitig in den Meinungsbildungsprozess einzubringen.
Unwidersprochen bleibt an diesem Abend die Aussage, dass die alte Formel "viele freie Parkplätze bedeuten viele Kunden in den Läden der Stadt" nicht mehr zieht. Zwar stehen die Ergebnisse einer Parkraumanalyse in Wittlich noch aus. Für den grünen Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Michael Wagner, ist jedoch klar, dass viele innenstadtnahe Plätze von Dauerparkern besetzt werden. Sei es, dass es sich dabei um Bewohner oder in der Stadt arbeitende Pendler handelt.
Diese Gruppe von Menschen durch hohe Parkgebühren möglichst an den Rand zu drängen ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Das ist eine der Erkenntnisse des Abends. Denn diese Vorgehensweise sorgt allenfalls dafür, dass Anwohnerstraßen jenseits der großen Parkplätze Oberstadt, Karrstraße oder Viehmarkt zugeparkt werden. Daran erinnert Jürgen Vellen, der in der Oberstadt seine Büros hat.
Wagner plädiert in seinem Vortrag für einen Mix aus Anwohnerparken, kostenfreiem Kurzzeitparken, moderaten Parkgebühren auf allen innenstadtnahen Plätzen. Allenfalls auf stadtfernern Parkplätzen wie dem am Sportzentrum sollten weiter keine Gebühren erhoben werden. Dadurch sollen die verschiedenen Parkraumnutzergruppen besser gelenkt werden. Kein Problem für den Grünen ist die Tatsache, dass durch ein Parkraumkonzept die Stadt Geld verdient. Wagner verweist unter anderem darauf, dass die Stadt sich im Bereich Stadtmarketing finanziell engagiere. Das ist eine freiwillige Ausgabe, die es in dieser Form wohl sonst nirgendwo in der Region gibt. Zudem entstehen durch den Bau und die Unterhaltung der Parkflächen der Stadt jährlich wiederkehrende Kosten. 2011 standen Einnahmen von 80 000 Euro Ausgaben von rund 140 000 Euro gegenüber.

Meinung

Eine wichtige Gruppe fehlte
Niemand soll später sagen, dass Wittlichs Stadträte in Sachen Parkraumbewirtschaftung irgendetwas im Hinterzimmer mauscheln wollten. Die Veranstaltung der Grünen zum Thema Parken stand jedem Interessierten offen. Dort wäre Gelegenheit gewesen, die Diskussion bereits in einer frühen Phase zu beeinflussen. Dass es eine Diskussion über die Parkplätze geben wird, dürfte spätestens nach der bisher letzten Haushaltssitzung des Stadtrats klar gewesen sein. Denn es besteht mehrfacher Handlungsbedarf. Einerseits, weil viele kostenlose Parkplätze meist nur Dauerparkern und Anwohnern nutzen. Andererseits kann es sich auch Wittlich nicht leisten, zum Wohle der Kaufmannschaft dauerhaft auf Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung zu verzichten. Eine wichtige Interessengruppe fehlte jedoch bei der Veranstaltung der Grünen: die Inhaber der Läden in der Innenstadt. Das ist verwunderlich, da gerade diese Gruppe in Fragen der Parkraumbewirtschaftung normalerweise sehr sensibel reagiert. h.jansen@volksfreund.de

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