"De Stubbelmaschien" und andere Geräte

Lieser · Überall stirbt die Mundart langsam aus. Kinder sprechen lieber Hochdeutsch statt Dialekt. Ein von Judith Jakoby herausgebrachtes Wörterbuch soll mit dazu beitragen, dass zumindest das Lieserer Platt im Gespräch bleibt.

 Judith Jakoby mit ihrem Mundartwörterbuch „Liesena Platt“ im Zentrum des Geschehens, am Lieserer Marktplatz. TV-Foto: Ursula Schmieder

Judith Jakoby mit ihrem Mundartwörterbuch „Liesena Platt“ im Zentrum des Geschehens, am Lieserer Marktplatz. TV-Foto: Ursula Schmieder

Lieser. An Karneval wird in Lieser "Liesena Platt" gesprochen. Doch im Alltag spielt der örtliche Dialekt kaum mehr eine Rolle in Lieser. Deshalb hat Judith Jakoby zwei Jahre lang Zettel und Stifte stets griffbereit gehalten, um Wörter und Begriffe zu sammeln.
Jedes Wort, das ihr einfiel, notierte sie sofort. Schließlich sollte ihr "Mundartwörterbuch Liesena Platt - Hochdeutsch" möglichst lückenlos sein. Sie war dankbar für Tipps wie von ihrer Familie - beide Elternteile stammen aus Lieser - oder von Lieserer Bürgern. "Hast du das schon?"
Karnevalsverein hilft mit



Diese Frage wurde ihr in den vergangenen Monaten häufig gestellt. Und dann folgte irgendein typischer "Liesena" Ausdruck, der oft tatsächlich noch in der Sammlung fehlte. Dank der breiten Unterstützung wurde das Buch mit Dialektwörtern von A bis Z - inklusive ihrer Bedeutung in Hochdeutsch - umfangreicher.
Die Idee, ein solches Buch herauszubringen, hatte die 42-Jährige schon vor Jahren.
Sie liebt Mundart-Theater und Bücher oder Bildergeschichten im Trierer Dialekt: "Die fand ich immer so toll." Da sie selbst in Lieser noch mit Dialekt aufgewachsen ist, wollte sie diese Wörter daher festhalten. Ihre Kinder, 14 und neun Jahre alt, verstehen zwar, was ihre Mutter in Lieserer Dialekt sagt. Doch sie selbst sprechen wie die meisten Gleichaltrigen lieber Hochdeutsch. Unterstützt wurde Jakoby, eine begeisterte Büttenrednerin, von der Karnevalsgesellschaft, der "KG Spumbaken Lieser".
In der Bütt ist es nach wie vor üblich, "Liesena Platt" zu sprechen. Denn zu den Zielen des Vereins zählt auch, Mundart und Brauchtum zu pflegen. Vorsitzender Markus Knop hatte schon in der Vorjahres-Session informiert, dass ein Mundartbuch in Arbeit ist. Bei der diesjährigen Gala-Sitzung stellte er das erste Exemplar vor.
Die Lektüre lockern Redensarten, Schimpfwörter und Gedichte in Dialekt und Hochdeutsch auf. Außerdem enthält es Fotos mit Motiven aus dem Ort und Abbildungen alter Gerätschaften plus "zweisprachiger" Bezeichnung. Wer könnte sich sonst schon etwas unter einer "Stubbelmaschien" vorstellen - einem Gerät, mit dem Weinflaschen verkorkt wurden. Auf Lautschrift hat Jakoby verzichtet. Sie wollte ein leicht lesbares Buch, das gern zur Hand genommen wird. Dankbar ist sie den vielen Helfern, die halfen, das Projekt zu realisieren: Rita Mehn-Wincheringer, Volker Becker und Rudolf Pauly sowie Sabrina Schon, die alle Wörter samt Übersetzung in den Computer tippte und sortierte. Neffe und Bruder kümmerten sich um die Fotos.
Ortsbürgermeister Gerhard Stettler lobt Jakobys Engagement. Es sei nur zu begrüßen, dass sie "die teilweise verschütt gegangenen Schätze der heimischen Sprache geborgen und der Nachwelt erhalten hat".

Extra

Das Mundartwörterbuch "Liesena Platt - Hochdeutsch" ist zu kaufen bei Judith Jakoby, unter der Telefonnumer 06531/2953. Das Buch im Format DIN A5 hat 123 Seiten und kostet 9,50 Euro. urs

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