Deftig und Herz erfrischend

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Deftige Gaudi in der Mosellandhalle: Mit einem kräftigen "Prost mitanand" hieß Gerichtsdiener Pfingstl die "juristischen Frischlinge" zu den drei Verhandlungen im "Königlich Bayrischen Amtsgericht" willkommen.

 Weißblaue Geschichten bringt das Tegernseer Volkstheater gekonnt auf die Bühne.Foto: Marita Blahak

Weißblaue Geschichten bringt das Tegernseer Volkstheater gekonnt auf die Bühne.Foto: Marita Blahak

Und damit keiner "rausgschmissn wird" machte er das Publikum gleich mit den wichtigen Regeln bei Gericht bekannt, als da wäre die oberste: Bei Beginn einer Verhandlung und beim Urteilsspruch haben sich die Zuhörer zu erheben. Und das musste mit dem Publikum an der Mosel noch etwas geübt werden. "So, dann wäre das Wichtigste schon erledigt", lobte er und reichte der netten Ute in der ersten Reihe schnell seinen Maßkrug, "denn der Richter mogs net, wenn man während der Verhandlung trinkt".Auf dem Programm des Tegernseer Volkstheaters standen drei Einakter, bei denen die Königlich Bayrische Gerichtsbarkeit ein wenig "verarscht" ­ pardon ­ auf die Schippe genommen wurde. Und um diesen Ausdruck ging es gleich in der ersten Szene, wo sich zwei Nachbarinnen darob "schmutzige Wäsche wuschen". Ist das "Leckts mi am Oarsch" nun eine Beleidigung oder nicht? "Das sagt bei uns doch jeder ­ wenn das eine Klage wert ist, dann hätten wir doch jede Woche den ganzen Landkreis hier vor Gericht", so dass Fazit. Und selbst Richter und Advokat rutschte der grobe Ausdruck ungewollt von der Lippe. Das Publikum hatte seinen Spaß. Derbe Sprache, bodenständiger Humor, gewürzt mit unnachahmlicher Mimik und guter Schauspielkunst ­ die Truppe hatte das Publikum bald auf seiner Seite. Köstlich anzuschauen und anzuhören waren der lauffreudige und trinkfeste Gerichtsdiener, der Richter, der stets auf Vermeidung ordinärer Ausdrücke bedacht war sowie die Beklagten und Zeugen, die ihre Anliegen so wie ihnen der bayrische Schnabel gewachsen war, vorbrachten. Dass so mancher im Saal sprachlich nicht alles verstand, tat dem Vergnügen keinen Abbruch. Bei der Ausstattung der Bühne begnügte sich die Theatergruppe mit dem Nötigsten, dazu gehörte das Kruzifix und ein Porträt des seligen Monarchen ­ des "Kini", Ludwig II.Weiter gings mit dem Stück "der Querschläger" ­ so vertreibt eine gestandene bayrische Bäuerin den Verehrer ihres Madls. Gekracht hats beim Fensterln und dann musste die Rankl dem Knecht Flori die Kugeln aus dem Gesäß entfernen ­ was sie gleich dem Hohen Gericht am lebenden Objekt demonstrierte.Nach der (Verhandlungs)-Pause ging es um das Verhältnis zu den "Sau-Preißn". Der kleine Unterschied zeigte sich schon in den Äußerlichkeiten ­ der ordenbehangenen Uniform des Hauptmanns von Ziepenwald, die den bajuwarischen jankerbekleideten Mannsbildern gegenüberstand. Es ging um Majestätsbeleidigung. Da verstehen die Königstreuen keinen Spaß. So lautete die Antwort auf die Majestätsbeleidigung durch den preußischen "Latrinen-Kommandanten": handfeste Rauferei.Das Publikum im gut besetzten Saal genoss die derb-feinsinnigen Gerichts-Episoden "Köstlich" fanden nicht nur Walter Fister und Waltraud Schwind aus der Eifel den Theaterabend, mit langanhaltendem Applaus dankte das Publikum den Akteuren.

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