"Deichel" stammt von 1715

BRAUNEBERG. (red) Ob es sich bei dem Fundstück um den Teil der früheren Wasserleitung für das Kloster Filzen handelt oder nicht, wird noch geklärt. In jedem Fall wird der Fund einen Platz in der Ortschronik finden.

Bei Baggerarbeiten war oberhalb des Klosters Filzen im vergangenen Jahr ein interessanter Fund gemacht worden. In einer Tiefe zwischen drei und vier Metern kam ein längeres Stück eines Baumstammes zum Vorschein, in dem man beim näheren Hinsehen eine Rohrleitung entdeckte. Im Zusammenhang mit einer in Brauneberg vorgesehenen Überarbeitung der Ortschronik war dieser Fund von besonderem Interesse. Werkleiter Heribert Kappes fragte beim Rheinischen Landesmuseum in Trier nach, ob eine Untersuchung des Fundstücks zur Ermittlung des Verwendungszwecks und der Altersbestimmung möglich sei. Nachdem das Objekt vom Wasserwerk nach Trier transportiert worden war, wurde die Anfrage von der Diplom-Forstverwalterin Mechthild Neyses-Eiden bejaht. Als Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung hat das Rheinische Landesmuseum kürzlich mitgeteilt, dass es sich mit einer statistischen Sicherheit von 99,9 Prozent um eine 1715 im Spätjahr beziehungsweise Winterhalbjahr 1715/16 gefällte und verarbeitete Eiche handelt. Das Probestück weist 59 Jahrringe und 15 Splint-ringe auf. Bei dem Fundstück handelt es sich um den Abschnitt einer hölzernen Rohrleitung, wie sie aus der Barock- beziehungsweise Neuzeit in großer Zahl überliefert sind. Mundartlich werden derartige Holzrohrleitungen auch Deichel, Deuchel oder Teuchel genannt. Diese Holzrohre wurden meist durch eiserne Muffenkränze untereinander verbunden und bildeten so als geschlossene Leitung die sogenannte Röhrenfahrt. In ländlichen Gegenden wurden sie vielerorts noch bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts angefertigt. Für die vorliegende Holzrohrleitung wurde eine etwa 65-jährige Eiche durch die Markröhre gebohrt. Obwohl der Fund zunächst schlecht erhalten schien, konnte die Probenahme an einer Stelle vorgenommen werden, an der noch die Waldkante, das heißt der zuletzt gebildete Jahrring unter der Rinde, vorhanden war. Somit ließ sich für die Wasserleitung ein jahrgenaues Fäll- und damit Verarbeitungsdatum ermitteln. Dazu ist anzumerken, dass das Holz in historischer Zeit bis in das Zeitalter der industriellen Verarbeitung saftfrisch bearbeitet und verbaut worden ist. Ob es sich bei dem Fundstück um den Teil der früheren Wasserleitung für das ehemalige Kloster Filzen handelt oder ob ihm eine andere Bestimmung zukommt, wäre noch zu klären. In jedem Fall dürfte der Fund für die Ortsgeschichte Filzens von Bedeutung sein.

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