Dem Bereitschaftsdienst fehlen drei Assistenzärzte

Stadtrat und Verbandsgemeinderat haben mit Vertretern des Trägers über die Wiederaufnahme des chirurgischen Bereitschaftsdienstes am Krankenhaus in Bernkastel-Kues gesprochen. Fakt ist: Es gibt zu wenig Ärzte, um das Angebot aufrechtzuerhalten.

 Die Erstversorgung von Wunden ist nachts und an Wochenenden auch in Bernkastel-Kues gewährleistet. Foto: istock

Die Erstversorgung von Wunden ist nachts und an Wochenenden auch in Bernkastel-Kues gewährleistet. Foto: istock

 Das Cusanus-Krankenhaus in Bernkastel-Kues. TV-Foto: Klaus Kimmling

Das Cusanus-Krankenhaus in Bernkastel-Kues. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Die politischen Vertreter der Stadt Bernkastel-Kues und der gleichnamigen Verbandsgemeinde fordern eine Wiederaufnahme des chirurgischen Bereitschaftsdienstes im Krankenhaus in Bernkastel-Kues. Wie berichtet, hatte die Cusanus Trägergesellschaft Trier (ctt) diesen Dienst für die Nachtzeiten (18 bis 8 Uhr) und die Wochenenden (samstags ab 12 Uhr) am 1. Oktober eingestellt und dies erst am selben Tag mitgeteilt.

Peter Schon, Verwaltungsdirektor des seit 2002 bestehenden Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich, hat die Wiederaufnahme in einer gemeinsamen Sitzung von Stadtrat und VG-Rat zugesagt. Vor aussetzung: Es müssen genügend Ärzte zur Verfügung stehen. "Derzeit haben wir dafür zwölf Assistenzärzte, wir brauchen aber 15", sagte Schon.

Das verbliebene Dutzend habe seinen Arbeitgeber Anfang September auf die Fürsorgepflicht hingewiesen. "Sie haben erklärt, nicht mehr für doppelte Bereitschaftsdienste in Wittlich und Bernkastel-Kues zur Verfügung zu stehen", sagte Schon. Dies war der breiten Öffentlichkeit bisher nicht bekannt. "Für die Assistenzärzte waren dies bis zu sieben Notdienste pro Monat, die zur normalen Arbeitszeit hinzukamen", sagte Dr. Thomas Zimmer, ärztlicher Leiter des Verbundkrankenhauses.

Wie sieht es nun konkret nachts und am Wochenende aus? Wer mit einer Verletzung ins Bernkastel-Kueser Krankenhaus komme, werde erstversorgt, erläuterten Schon und Zimmer. Ein Internist überprüfe, ob eine Weiterbehandlung in Wittlich notwendig ist. Wenn dies so sei, werde der Patient kostenlos dorthin und wieder zurückgebracht.

Das Angebot in Bernkastel-Kues werde durchschnittlich ein bis zwei Mal pro Nacht in Anspruch genommen. Samstags und sonntags kämen jeweils vier bis fünf Patienten. "In den vergangenen 18 Monaten gab es nur zwei Verletzungen, die die Behandlung durch einen Chirurgen nötig machten", sagte Thomas Zimmer. Ärzte und Rettungsdienste wüssten, dass Wittlich Anlaufstelle für Patienten mit schweren Verletzungen ist.

Mitglieder von CDU, SPD und FDP beschwerten sich über die Informationspolitik der ctt. Es sei wichtig, regelmäßig, am besten alle sechs Monate, über die Entwicklung zu reden. Peter Schon sagte dies zu und entschuldigte sich: "Die Info kam zu spät."

Hans Rothschenk (Unabhängige Bürgerunion) und Gertrud Weydert (Grüne) wünschen sich für Bernkastel-Kues ein kleines, funktionstüchtiges Krankenhaus, in dem stationär und ambulant operiert wird und in dem auch wieder Kinder zur Welt kommen.

Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, mahnte mehr Realitätssinn an. "Wir waren uns einig, dass ein Verbund die einzige Lösung ist, damit das Krankenhaus in Bernkastel-Kues erhalten bleiben kann." Den Status der Eigenständigkeit hatten die Kliniken im Jahr 2002 mit dem Beschluss für ein Verbundkrankenhaus aufgegeben. Im Laufe der Jahre wurden Aufgaben verteilt (Extra).

Meinung

Am Ruf der Klinik hängt viel

Beide Seiten wollen kein Porzellan zerschlagen. Das wurde bei der Diskussion um den chirurgischen Bereitschaftsdienst deutlich. Geht Porzellan kaputt, leidet das Ansehen des Krankenhauses. Das kann nicht im Sinne der Menschen, der Politik und des Trägers sein. Drei Assistenzärzte fehlen, um den Dienst wieder aufzunehmen. An eine Verbesserung zu glauben, fällt schwer. Angesichts des Ärztemangels wird eher das Gegenteil eintreten. Gleichwohl ist es die Pflicht der Kommunalpolitiker, den Träger auf seine Verantwortung hinzuweisen. Und sie sollten auch nicht lockerlassen. Denn die Attraktivität einer Kleinstadt wie Bernkastel-Kues hängt auch vom Ruf des Krankenhauses ab. c.beckmann@volksfreund.de

EXTRA

Klinikangebote: Ende Februar 2007 wurde eine wichtige Neuerung für das Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich beschlossen. In Wittlich werden die Operationen ausgeführt, die einen stationären Aufenthalt mit sich bringen. Das Krankenhaus in Bernkastel-Kues wird Zentrum für ambulante chirurgische Eingriffe. Die Umsetzung erfolgte im März 2008. Die Statistik für 2009: 5639 Operationen in Wittlich, 2194 ambulante Eingriffe in Bernkastel-Kues. (cb)

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