Den Glühwein macht der Chef persönlich

Bernkastel-Kues/Wittlich/Riol/Leiwen · Guten Glühwein zu machen ist nicht einfach. Grundvoraussetzung ist ein ansprechender Wein. Dazu kommen Gewürze, über deren Zusammensetzung die Produzenten nicht viel verraten. Der Markt für heimischen Glühwein wird immer größer.

Bernkastel-Kues/Wittlich/Riol/Leiwen. Stimmen die Umfragen, dann zieht es die Besucher vor allem wegen der weihnachtlichen Atmosphäre, der Leckereien und des Glühweins auf die Weihnachtsmärkte. Was dort aber manchmal an Glühwein ausgeschenkt wird, dürfte nicht wenige Besucher verschrecken und für einen dicken Kopf sorgen, denn nicht selten sind Herkunft und Inhalt dubios.
Anders sieht das seit 2001 auf dem Weihnachtsmarkt in Bernkastel-Kues aus. Dort wird an den Ständen, die der Werbekreis der Stadt selbst betreibt, Glühwein der Moselland eG ausgeschenkt. Am Anfang seien es etwa 2000 Liter gewesen (an einem Stand), erzählt Michael Denzer, der die Regie an den mittlerweile drei Werbekreis-Glühweinständen führt. Die Literzahl bewegt sich längst im fünfstelligen Bereich.
Die Zusammenarbeit zwischen Genossenschaft und Gewerbeverein kam zufällig zustande. Vorstandschef Werner Kirchhoff hatte sich im Gespräch mit zwei Werbekreismitgliedern über die Glühweinqualität beschwert. Die Zusammenarbeit war schnell besiegelt. "Ich mache den Glühwein selbst. Das Rezept verrate ich nicht", sagt Kirchhoff in seiner humorvollen Art.
"Kirchhoff hat wirklich bei der Entwicklung des Rezepts mitgewirkt", sagt Marketingleiter Thomas Ambre. Der Wein wird auch in Flaschen verkauft. Voraussetzung für einen guten Glühwein sei ein "ordentlicher Grundwein", sagt Ambre. Bei den Genossen sind das Dornfelder und Riesling. Dazu kommen Gewürze. Das Ergebnis wird von den Besuchern des Weihnachtsmarktes allenthalben gelobt.
Pionier der Glühweinbereitung auf Basis heimischer Weine dürfte Axel Mertes aus Wittlich sein. Er verkauft sein Erzeugnis im 30. Jahr auf dem Wittlicher Weihnachtsmarkt. Und er vertreibt es mittlerweile bundesweit.
Damals, und das ist auch von anderen Winzern zu hören, wurde Glühwein vorwiegend aus Rotwein hergestellt. Mertes wollte es mit weißen Weinen versuchen. "Anfangs habe ich mit Gaskocher und Schöpfkelle gearbeitet, seit drei Jahren habe ich eine richtige Zapfanlage", berichtet er vom Fortschritt beim Ausschank "Zimtstangen, Nelken und Pfefferkörner gehören hinein", sagt er. Mehr vom Rezept verrät er auch nicht.
Matthias Schmitt aus Riol hat 2011 beim Glühwein-Wettbewerb einer Fachzeitschrift den ersten Platz belegt. Sein Hintergrund: Kunden, die in Ostfriesland ein Weingeschäft betreiben, hatten ihn gefragt, ob er auch Glühwein habe. "Als sie versprachen eine gewisse Menge abzunehmen, habe ich zugesagt", sagt er.
Schmitt verwendet Müller-Thurgau, weil er weniger Säure hat als Riesling. Für den Großverbraucher hält er Zehn-Liter-Kanister bereit. Auch sein Grundrezept ist einfach: ein guter Wein. Er habe manch andere Glühweine probiert und gemerkt, wie wichtig dieser Grundsatz ist. Seine Produktion: etwa 2000 Liter.
Peter Loewen aus Leiwen sieht den Glühwein als "schöne Abrundung" seines Angebots. Die Idee: "Ich wollte besseren Glühwein machen als den, den ich bis dahin probiert hatte." Die Rückmeldungen seien gut. Loewen beliefert auch einen Stand auf dem Trierer Weihnachtsmarkt. Die Preise für den Verbraucher liegen bei den beschriebenen Anbietern zwischen drei und vier Euro. Zum Vergleich: Es gibt viele Angebote für unter zwei Euro.
Basis der Glühweine ist in der Tat meist Rotwein. Doch hat der Konsument die Wahl, zeigt der Weiße aus der Region seine Stärke. "Am Anfang war das Verhältnis etwa 70 zu 30 für den Roten, mittlerweile verkaufen wir aber mehr Weißen", berichtet Michael Denzer vom Bernkastel-Kueser Weihnachtsmarkt.

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