Den Säuen geht's an den Kragen

TRABEN-TRARBACH. Die Wildschweinplage in und um Traben-Trarbach ist nach wie vor ein großes Problem. Betroffene berichten von durchpflügten Gärten, Winzer müssen ihre Weinberge mit Elektrozäunen schützen, nächtliche Besuche der Borstentiere mitten in Wohngebieten sind keine Seltenheit. Zumindest im Ortsteil Wolf scheint die Plage etwas eingedämmt zu sein, seitdem dort einheimische Jäger die Bejagung intensiviert haben.

Es war an einem lauen Sommerabend gegen 19 Uhr. Ingeborg Scheidweiler konnte kaum glauben, was sie von ihrem Balkon aus sah. Eine stattliche Bache mit ihren sieben Frischlingen trottete völlig ohne Scheu durch den gepflegten Ziergarten in der Sponheimer Straße 124, hielt nach einem lauten Händeklatschen kurz inne, und setzt dann den Weg Richtung Mosel fort. Es sollte nicht der letzte Besuch der Borstentiere gewesen sein. Immer wieder tauchten die ansonsten so scheuen Wildschweine auf und durchpflügten den Rasen der Scheidweilers. "Die haben in der Zeit ums Weinfest regelrecht Party in unserem Garten gefeiert und sich genüsslich im Teich gesuhlt", erzählt Ingeborg Scheidweiler. Rund 300 Quadratmeter Rasenfläche pflügten die Schwarzkittel um, am manchen Stellen hatten sie 20 Zentimeter tiefe Löcher gegraben. Die Scheidweilers sind nicht die einzigen Geschädigten in Traben. Mindestens zehn Anwohner in dem attraktiven Trabener Wohngebiet berichten von ähnlichen Vorfällen. Im Garten von Monika Grube in der Straße "Am Hafen" waren die Tiere etwa ein Dutzend Mal, den gepflegten Rasen verwandelten die Wildschweine in einen holprigen Acker. Die Scheidweiler haben inzwischen für teures Geld einen Elektrozaun installiert, die Rasenfläche geglättet und wieder neu eingesät. Hartwig Trasser, ebenfalls wohnhaft in der Sponheimerstraße, ist wie die anderen Betroffenen der Meinung, dass der Plage dringend Einhalt geboten werden muss. Trasser: "Es kann doch nicht sein, dass wir unsere Grundstücke wegen der Wildschweine einzäunen müssen." Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus ist sich der Lage bewusst und macht dem zuständigen Jagdpächter Druck. Dieser hat jetzt für den 6. November eine Drückjagd angekündigt. Dann sollen in einer konzertierten Aktion möglichst viele Wildschweine zur Strecke gebracht werden. Pönnighaus: "Wir werden das Wildschweinproblem genauestens im Auge behalten. Ich will Erfolge sehen." Gleichzeitig schränkt die Stadtchefin aber auch ein, dass das Problem sicher nicht von heute auf morgen zu lösen sei. In Wolf scheint sich die Lage unterdessen etwas zu entspannen. Dort hatten in den vergangenen Jahren vor allem die Winzer enorme Wildschäden zu beklagen. Vor dem Weinherbst 2004 musste daher dringend etwas geschehen. Seit dem 1. August diesen Jahres ist das Jagdrevier in zwei Jagdbögen aufgeteilt. Der Bezirk, der unmittelbar an den Ort grenzt, wird nur von zwei Einheimischen bejagt. Seit August wurden dort schon 20 Stück Schwarzwild erlegt. Ortsvorsteher Rudolf Brixius freut sich über diesen Erfolg: "Das ist ein guter Anfang." Brixius appelliert an Spaziergänger, sich in der Frühe vor 6 Uhr und abends nach 20 Uhr nicht im Revier aufzuhalten. Brixius: "Die Jäger wurden mehrmals behindert, der Abschuss hätte noch höher sein können." Der Ortsvorsteher ist aber zuversichtlich: "Wenn die Jäger so weiter machen, haben wir das Problem bald schon im Griff."

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