Denn sie wissen nicht, was sie tun

BERNKASTEL-KUES. Küster und Pfarrer der St. Michaelskirche haben schon einiges erlebt. Dass Vandalen alles zu Boden werfen, was nicht niet- und nagelfest ist, hat sie aber erschüttert. Die Tat geschah am hellichten Tag.

 Die Michaelskirche liegt zentral. Trotzdem hat niemand etwas von dem Treiben in dem Gotteshaus bemerkt. TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Michaelskirche liegt zentral. Trotzdem hat niemand etwas von dem Treiben in dem Gotteshaus bemerkt. TV-Foto: Clemens Beckmann

 Die Tat von Vandalen: Gebetbücher, Pflanzen und eine Kniebank liegen im Kirchenschiff. Foto: Polizei Bernkastel-Kues

Die Tat von Vandalen: Gebetbücher, Pflanzen und eine Kniebank liegen im Kirchenschiff. Foto: Polizei Bernkastel-Kues

Die St. Michaelskirche im Stadtteil Bernkastel liegt mitten im Zentrum: nahe am viel befahrenen Gestade, nahe an Geschäften und Gastronomie-Betrieben. Selbst im nicht so besucherstarken Winter sind hier viele Leute unterwegs. Das war auch am Sonntag so, denn das schöne Wetter lud zum Spaziergang ein. Es zeugt deshalb schon von Dreistigkeit, dass bisher Unbekannte zwischen 15 und 18 Uhr in der Kirche ihr Unwesen trieben. Sie verstreuten Prospekte und mehr als 150 Gebetbücher auf dem Boden, warfen nicht befestigte Bänke um und beschädigten Blumentöpfe. "Es verwundert, dass sie die Krippe außer Acht ließen", sagt Marlies Kaspar, die jeden Tag in der Kirche ist, am vergangenen Sonntag allerdings nicht. Zugänglich ist die Kirche nur durch den Seiteneingang in der Gasse "Am Kirchhof". Jeden Abend um 18 Uhr verschließt ein Mitarbeiter des gegenüber liegenden "Café Koblenz" diese Tür von innen, macht einen Rundgang durch das Gotteshaus und kommt durch die Tür zur Sakristei wieder ans Tageslicht. Diese Aufgabe übernimmt häufig Gudrun Michalski. Das war auch am Sonntag so. "Als ich in die Kirche kam, sah ich gleich die Prospekte auf dem Boden liegen", erzählt sie. Bei ihrem Rundgang stieß sie dann auf die übrigen Akte des Vandalismus. "Ich war ein bisschen geschockt", gibt sie zu. Sie wird aber auch in Zukunft die Kirchentür zusperren. Das Café liegt genau gegenüber der Eingangstür. Verdächtiges bemerkt hat Gudrun Michalski allerdings nichts. "Am Sonntagmittag war hier viel zu tun", sagt sie. Sie geht davon, dass vor der Kirche jemand "Schmiere" gestanden hat. Gudrun Michalski rief sofort bei Küster Josef Thiesen an, der in Zeltingen-Rachtig wohnt. Da Thiesen nicht zuhause war, sprach sie auf den Anrufbeantworter. Thiesen hörte den allerdings an diesem Abend nicht mehr ab. Als der Küster am nächsten Morgen die Kirchentür aufschloss, stieß er deshalb auf das gleiche Chaos wie Michalski am Vorabend. "In solchem Umfang habe ich so etwas noch nicht gesehen", gibt er seinen ersten Eindruck wieder. Der Küster informierte dann die Polizei. Thiesen kann die Tatzeit zumindest eingrenzen. "Der letzte uns bekannte Zeuge war um 15 Uhr in der Kirche. Da war noch alles in Ordnung", sagt er. Große materielle Schäden sind offenbar nicht entstanden. "Einige Gebetbücher sind kaputt und einige Pflanzen sind zerstört", erläutert Thiesen. Pfarrer Manfred Weber hat solch einen Akt von Vandalismus in seiner bisher sechsjährigen Tätigkeit noch nicht erlebt. "Ich bin froh, dass keine Figuren oder gar der Tabernakel beschädigt worden sind", sagt er. Deshalb glaubt Weber auch nicht, dass es sich bei den Tätern um Leute handelt, die aus Hass gegen die Kirche handelten. An der Praxis der täglichen Kirchenöffnung werde sich nichts ändern. Die Kirche werde von vielen Leuten besucht. "Es ist wichtig, dass sie offen bleibt", sagt der Seelsorger. Die Polizei geht nach Auskunft von Hauptkommissar Helmut Kaspar davon aus, dass es sich bei den Tätern um Kinder handelt. "Weil ziel- und planlos vorgegangen wurde", sagt der Polizeibeamte. "Ich gehe davon aus, dass die Täter nicht wussten, was sie mit ihrem Tun anrichten", fügt er an. Die Polizei bittet um Hinweise (Telefon 06531/95270). Kaspar bittet auch Eltern, denen sich die Kinder eventuell anvertraut haben, sich zu melden, damit die Fahndung nicht weiter intensiviert werden muss. Kaspar: "Eltern brauchen da nichts zu befürchten, da Kinder bis 14 Jahre strafunmündig sind." Jugendlichen, sofern sie Ersttäter und geständig sind, droht nach Auskunft des Beamten wahrscheinlich nur eine erzieherische Maßnahme (Verwarnung, soziale Stunden etc.).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort