Denn verschlossen ist das Tor

Das große Tor, das vom St.-Nikolaus-Hospital zur Mosel führt, ist geschlossen. Nach Sanierungsarbeiten am historischen Torbogen wurde das neue Holztor im Juni 2007 angebracht. Aufgrund von Arbeiten am Dach des Hospitals blieb es geschlossen - und ist es immer noch. Damit will die Stiftung verhindern, dass Unbefugte, besonders Zweiradfahrer, den Weg als Durchgang von der Mosel zur Cusanusstraße oder umgekehrt benutzen.

 Kein Einlass: Anja Droog und Ad Tervoort stehen vor dem verschlossenem Tor. TV-Foto: Marita Blahak

Kein Einlass: Anja Droog und Ad Tervoort stehen vor dem verschlossenem Tor. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Mit Rucksack und Wanderstöcken stehen Anja Droog und Ad Tervoort aus den Niederlanden vor dem großen Moseltor am Cusanusstift. Sie studieren die Aufschriften am Schild, das auf das St.-Nikolaus-Hospital und das Weinkulturelle Zentrum hinweist. Doch das Tor ist abgeschlossen. Wie aber können die beiden Urlauber zu diesen besonderen Einrichtungen auf dem Hospitalsgelände gelangen? Darüber gibt es keinerlei Hinweise - es sei denn freundliche Einheimische oder kundige Gäste verweisen auf den (Rad-)Weg, der etwa 100 Meter weiter moselabwärts an der Seniorenakademie vorbei auf das Gelände des Cusanusstifts führt."Es ist ein Skandal, dass man hier auf dem Weg zum Hospital und Altenheim vor verschlossener Tür steht", ist von Bürgern zu hören, für die es in der Vergangenheit selbstverständlich war, durchs "Törchen" zu gehen."Das Tor bleibt zu", sagt Karl-Heinz Seidel, Vorsitzender des Verwaltungsrats des Cusanusstifts. "Dies ist und war nie ein öffentlicher Weg, der gesamte Bereich ist Privatgelände des Stifts." Offen war das alte Tor angeblich nur, weil es sich aufgrund seines schlechten Zustands nicht mehr schließen ließ. Im Altenheim leben fast 60 alte Menschen, die sich auch zeitweise draußen aufhalten und spazieren gehen. "Deren Gefährdung durch Fahrrad- oder Mopedfahrer, die unerlaubterweise in der Vergangenheit hier durchfuhren, ist zu groß", sagt Seidel. Um das Cusanusstift und das Weinkulturelle Zentrum zu erreichen, stehe den Besuchern der Haupteingang an der Cusanusstraße stets offen.Aber auch die Heimbewohner monieren den Zustand. "Früher konnten wir zur Mosel gehen und dort auf einer Bank die Aussicht genießen", ist von Leuten zu hören, die noch rüstig genug sind, den Weg nach unten zu gehen. Der Weg an der Akademie vorbei ist für sie zu weit. "Unsere Bewohner können selbstverständlich jederzeit an die Mosel, dazu können wir das Moseltor aufschließen", sagt Brigitte Marx, die Leiterin des Altenheims. Ist dies aber zu bewältigen, wenn in kurzen Abständen immer wieder Bewohner den Durchgang wünschten und dann auch wieder zurück wollen?Damit Besucher und Gäste aber fortan nicht vor verschlossenem Tor nach Einlass suchen, ist wenigstens geplant, hier einen besonderen Hinweis auf den nahe gelegenen Zugangsweg anzubringen, erklärt Bauhofleiter Markus Ruf. Meinung Nicht im Sinne von Cusanus Die von Nikolaus Cusanus im 15. Jahrhundert entwickelten Ideen erscheinen in heutigem Licht sehr modern, ja revolutionär: Unendlichkeit des Alls, die Erde nicht als Mittelpunkt des Universums, andere bewohnte Planeten außerhalb des Einflusses der Sonne. Er beschäftigte sich mit diagnostischer Medizin, Botanik und Kartografie. Er nahm die Ideen vieler Denker wie etwa Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler, Galileo Galilei, Isaac Newton und Albert Einstein vorweg. Er gilt als bedeutendster Philosoph des 15. Jahrhunderts. Er stiftete ein Hospital, in dem die 33 ärmsten und abgearbeitetsten Bürger der Stadt ihren Lebensabend verbringen konnten. Was das alles mit dem verschlossenen Tor auf dem Gelände des nach ihm benannten Stifts zu tun hat? Ganz einfach: Cusanus wäre niemals auf die Idee gekommen, einen Zugang mit einem Tor zu verschließen, so wie es die Verwalter seines Erbes tun. c.beckmann@volksfreund.de

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