Der älteste "Italiener" in Wittlich

Wittlich · Alessio Pagan ist aus Wittlich nicht mehr wegzudenken: Seit 45 Jahren prägt sein Restaurant "Da Luigi" das Stadtbild. Als Gastarbeiter kam Pagan in den 1960er Jahren nach Deutschland.

Wittlich. Wenn man einen Interviewtermin mit Alessio Pagan ausmachen will, merkt man, wie deutsch man ist. Man hält seinen Terminkalender bereit, fragt ihn, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit es bei ihm am besten passe, und er antwortet mit seinem italienischen Akzent: "Komm irgendwann nächste Woche hier vorbei, wenn nicht so viel Betrieb ist. Gegen elf oder 14 Uhr."
Keine feste Uhrzeit, kein Datum, keine Spur von deutschem Pünktlichkeitswahn - Alessio Pagan ist ein Italiener, wie er im Buche steht.
Geboren wurde er in Chioggia, einer kleinen Stadt in der Nähe von Venedig. Als junger Mann besuchte er in Italien eine Kellnerschule. "Die Situation in Italien war damals nicht so besonders. Nach der Kellnerschule habe ich gedacht, ich sollte es in Deutschland probieren."
Er kam als Gastarbeiter in Wuppertal unter, arbeitete als Maurer und in einem Steinbruch. Dann ging er nach Bitburg, wo er einen Italiener kannte, in dessen Restaurant er zu kellnern begann. Dort wiederum traf er die Entscheidung, nach Wittlich zu gehen: "In Wittlich gab es damals kein italienisches Ristorante. Also habe ich beschlossen, da hinzugehen und eins aufzumachen."
1967 öffnete sein Restaurant "Da Luigi" in der Friedrichstraße. Zweimal ist es seitdem umgezogen, zuerst in die Römerstraße, dann in die Beethovenstraße, wo es seit 14 Jahren ist. Noch heute bedient Pagan seine Gäste selbst: "Das mache ich gerne", erzählt er.
Die Pizzeria ist ein Teil seiner neuen Heimat geworden. In Wittlich ist er inzwischen mehr zu Hause als in Chioggia - auch wenn er manches aus seiner Geburtsstadt vermisst. Chioggia ist eine Stadt im Meer, sie wurde wie Venedig auf Holzpfählen auf dem Wasser errichtet. "In Wittlich gibt es kein Meer, das war schon etwas schockierend, als ich hierhin kam. Aber ich habe ja die Maare gehabt - da war also schon etwas."
Pagan sitzt an einem Tisch seines Restaurants, während er über Wittlich und Chioggia spricht. Das Restaurant hat ihn in Wittlich bekanntgemacht. Pagan erzählt von einem Urlaub in Italien, bei dem er einige Motorradfahrer aus Wittlich traf, die ihn mit den Worten begrüßten: "Hallo Luigi!"
Luigi, so nennen ihn viele Menschen, auch wenn er natürlich anders heißt. "Aber das stört mich nicht."
Eines Tages möchte Alessio Pagan nach Italien zurückkehren, zurück an sein geliebtes Meer. Wann, das weiß er noch nicht. Aber eines ist ihm klar: "Ich werde als Tourist zurückkommen."
Seit 45 Jahren wohnt er in Wittlich, die Zeit hat ihn geprägt: "Das sind Jahre, die kannst du nicht abstreifen."
Ein bisschen ordentlicher sei er durch die deutsche Umgebung geworden, sagt er. Sein italienisches Temperament sei ein bisschen ruhiger geworden. Nur feste Termine scheint er immer noch nicht zu mögen.Extra

Alessio PaganAlter: 71 Jahre Beruf: Restaurantbesitzer, gelernter Kellner Hobbys: Segeln und Sport aller Art Lieblingsort in Wittlich: Stadtpark Wittlich ist für mich: Leben

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