Der alte Häuptling geht in Rente

Mit einem großen Indianerfest wird der Leiter der Grundschule Heidenburg in Manier des Films "Schu des Manitu" von seinen Schülern und dem Kollegium verabschiedet. Seine Schützlinge übten schon vorher mit dem gefesselten Herbert Schu am Marterpfahl. Der 60-Jährige ist seit 1973 Pädagoge und seit 1977 an der Heidenburger Grundschule tätig.

 Mit Kampfgebrüll um den Marterpfahl: So wurde in der Heidenburger Grundschule die Verabschiedung von Schulleiter Herbert Schu geprobt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mit Kampfgebrüll um den Marterpfahl: So wurde in der Heidenburger Grundschule die Verabschiedung von Schulleiter Herbert Schu geprobt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Heidenburg. (doth) Aus einer Arbeitsgemeinschaft zum Thema "Indianer" wurde zum Abschied von Schulleiter Herbert Schu ein großes Fest entwickelt. Im Foyer ist ein Indianerdorf aufgebaut worden. Mit lautem "uhuhuh...", dem Schlachtruf der Rothäute, tanzen die Kinder um den 60-jährigen Schulleiter, der heute ab 10 Uhr seinen Abschied vom Schuldienst am Marterpfahl feiert.

Mit dem 60. Lebensjahr will Schu seine Pädagogenlaufbahn beenden, die 1973 begann. Seit 1977 ist er an der Grundschule Heidenburg tätig und war schon mehrfach kommissarischer Schulleiter.

"Rund 90 Grundschulen in Rheinland- Pfalz haben keinen hauptamtlichen Schulleiter mehr", beklagt der Lehrer, der bei seinen Schülern sehr beliebt ist. Die übrigen fünf Lehrkräfte werden nun zum "Schulleiterteam" ernannt. Das heißt, Verwaltungsaufgaben, die Organisation der Betreuenden Grundschule, das Einberufen von Konferenzen und die Fortbildung werden auf alle Schultern gleichmäßig verteilt.

"Lehrer war mein Traumberuf", sagt Schu, kann aber nicht verhehlen, dass dieser von Jahr zu Jahr schwieriger wird. "Die Zahl der Problemkinder steigt. Defizite aus dem Elternhaus sollen verstärkt von der Schule ausgeglichen werden", bedauert der Pädagoge. "In den letzten zehn Jahren hat sich dieser Trend massiv verstärkt. Das macht mir Sorgen", klagt Schu.

Dabei legt der Pädagoge aus Leidenschaft bei jedem Kind den Grundstein zum späteren Erfolg im Leben und Beruf.

Das wurde früher mit Frontalunterricht bewältigt. "Heute lernen die Kinder zu lernen und eigenverantwortlich Wissen zu erwerben", macht Schu den Wandel klar. Besonders im Umgang mit den neuen Medien machte er die Kinder fit.

Wie sieht sein "Unruhestand" aus? "Da ist noch viel an unserem Haus zu machen, was aus Zeitmangel liegen geblieben ist", verrät er. Schu kann am Haus handwerklich alles bewerkstelligen, von Betonmischen bis zur Elektrik. Den Hobbys Tischtennis und Radfahren will sich das Mitglied im Vorstand der Tallinger Tischtennisfreunde verstärkt widmen. Vor allem aber ist sein Rat in der Schule weiterhin gefragt.

Doch dann kommen ganzjährig große Ferien: "Den Umgang mit so viel Zeit muss auch ich erst lernen."

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