Der Ankerfehde wird ein Denkmal gesetzt

Traben-Trarbach · Turbulenzen in Traben-Trarbach nicht nur ein Thema der jüngsten Zeit. Schon im Jahr 1903 schlugen die Wellen hoch, als ein heftiger Streit um einen in der Mosel gefundenen großen Anker entbrannte. Die sogenannte Ankerfehde ging in die Geschichte der Stadt ein, und nach 110 Jahren soll an dieses Ereignis mit der Enthüllung eines Denkmals am Trabener Marktplatz erinnert werden.

Traben-Trarbach. Zu Pfingsten trug sich diese Provinz-Posse zu, die noch heute zum Schmunzeln einlädt. Der etwa 15 Zentner schwere Fund-Anker wurde seinerzeit dem Verschönerungsverein übergeben, dem die beiden damals noch nicht vereinten Gemeinden Traben und Trarbach angehörten.
Vor dem Haus des Vereinsvorsitzenden in Trarbach, dem Apotheker Franz Mallmann, fand er einen vorläufigen Platz.Stadt geschichte(n)


Doch am 30. Mai nahm das Unheil seinen Lauf: Es war 23 Uhr, als eine Schar wackerer Trabener, darunter Steinmetzmeister Bernhard Wendhut, den Weihertorplatz passierte und den Anker kurzerhand "kassierte".
Auf einem Karren, dessen Räder mit Stoff umwickelt waren, brachten sie das zentnerschwere Teil lautlos über die Brücke und legten es am Trabener Marktplatz ab; die Ankerkette wurde in den Boden zementiert. Die Trarbacher waren außer sich, doch zunächst ohne Chance, das Diebesgut wieder ans andere Ufer zu holen.
Acht Tage lang bewachten die Trabener ihre "Beute", dann wirkten Wein und wenig Schlaf, und ihre Achtsamkeit ließ nach. Nun konnten die Trarbacher zu später Stunde anrücken, um ihren Anker zurückzuerobern.Aufmerksamer Nachtwächer


Doch der Nachtwächter hatte Wind von der Sache bekommen und rief laut um Hilfe. Nun entstand ein handfestes Handgemenge: Die Kette wurde zerschlagen, Fäuste flogen, die Feuerwehr rückte an und der eigens herbeigeeilte Bürgermeister von Traben versuchte, die Gemüter zu besänftigen.
Sein Vorschlag, der Anker solle nach Trarbach zurückkehren, wurde mit heftigem Missfallen aufgenommen und auf das Gemeindeoberhaupt gar ein Schuss abgefeuert, der sein Ziel zum Glück verfehlte.
Das Ende der Geschichte ist ernüchternd: Der Anker wurde auf Regierungsanordnung vom Verschönerungsverein am Weihertorplatz zerschnitten und an eine Stahlfabrik verkauft.
Apotheker Mallmann gelang es jedoch unbemerkt, die Flunke (siehe Extra) in sein Haus zu schaffen. Seine Nachfolger, die Apotheker Dr. Karl Völcker und dessen Sohn Otto hüteten das Teil auch weiterhin gut versteckt im Kohlenkeller.
Erst Karls Enkel, der Apotheker Klaus Völcker, entschied in den 70er Jahren, dass die Flunke ins Mittelmosel-Museum gehört und übergab sie an Museumsleiter Werner Ohletz.Extra

Der ehemalige Stadtbürgermeister Klaus Weinmann hatte die Idee, an die Ankerfehde mit einem Denkmal zu erinnern. Steinmetzmeister Uli Wendhut, Enkel einer der Ankerdiebe, entwarf und fertigte die Stele aus Granit. Die Flunke, das schaufelförmige Teil des Ankers, das sich in den Boden gräbt, wurde von Tristan Fernandez Haas von der Schlosserei Peter Spier nachgebildet. Das Original hätte Wind und Wetter nicht mehr standgehalten und bleibt im Mittelmosel-Museum. Vom Bürgerverein Traben-Trarbach aktiv, Anliegern des Marktplatzes und Bürgern wurde das durch Spenden finanzierte Vorhaben unterstützt. Der Stadtrat stimmte der Errichtung des Denkmals zu, und am Pfingstsamstag, 18. Mai, beginnt am Trabener Marktplatz um 17 Uhr die Feierstunde, zu der auch die Trarbacher und alle Gäste herzlich eingeladen sind. Dort werden die Ereignisse von 1903 noch einmal zu Wort kommen und die Gläser auf friedlichere Zeiten erhoben. GKB

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