Der beinahe Zeitzeuge

IRMENACH. Mit 16 Jahren begann Peter Schößler aus Irmenach, sich für die Familienforschung zu interessieren. Jetzt ist er 28 Jahre jung und arbeitet sich vor und zurück durch die Jahrhunderte in das immer umfangreicher werdende Forschungsgebiet der Sozialgeschichte. Zurzeit recherchiert er für die Ortschronik der Hunsrückgemeinde Hirschfeld und in einem Langzeitprojekt befasst er sich mit Traben-Trarbach.

1948 starb Peter Schößlers Urgroßvater Otto, und kaum etwas war über ihn bekannt. Einen Stammbaum gab es in der Familie nicht. Der 16-jährige Peter begab sich auf die Spurensuche, erfuhr Näheres über einen Großonkel, studierte die Kirchenbücher von Kleinich und konnte über diese, seine Vorfahren bis 1800 ausfindig machen. "Es wurde immer interessanter", stellt er rückblickend fest. In Koblenz und Boppard forschte er in Archiven der älteren Kirchenbücher von Kleinich und vieler anderer Gemeinden weiter."Jedes Stück Papier kann Hinweise geben"

"Mit dem Namen Schößler und weiterer Vorfahren kam ich bis zu Beginn der Kirchenbuchzeit, also bis ins späte 16. Jahrhundert, zurück", berichtet Schößler. Letztlich gelang es ihm, noch zwei Generationen weiter in die Vergangenheit vorzudringen, und für 1534 ist eine Erwähnung des Namens Schößler gesichert. "Jedes Stück Papier, auf dem etwas festgehalten wurde, kann Hinweise geben", hat ihn seine langjährige Forschung gelehrt.1996 veröffentlichte er ein Familienbuch über die Familien aus dem Kirchspiel Kleinich, vier Jahre später ein weiteres über Lötzbeuren. Fast nebenbei, so möchte man meinen, hat er sein Abitur gemacht und 1999 sein Studium der Vermessungstechnik in Mainz abgeschlossen.Heute arbeitet Peter Schößler als Vermessungs-Ingenieur beim Katasteramt in Cochem. In seiner Freizeit stöbert er in Archiven und Kirchenbüchern, wälzt angestaubte Akten und liest sich durch altertümliches Deutsch und die lateinische Sprache.Als der Hirschfelder Ortsbürgermeister, Jürgen Ewald, im Jahr 2001 Peter Schößler bat, zur 650-Jahr-Feier des Ortes eine Chronik zu erstellen, konnte der Hobby-Historiker schnell vermelden, dass Hirschfeld 2010 vermutlich schon 700 Jahre alt wird. "Die bislang erste urkundliche Erwähnung war 1310. Theoretisch kann es sein, dass der Ort sogar noch älter ist", lacht Schößler, der mitten in den Nachforschungen steckt und alles sichtet, was jemals über Hirschfeld zusammengetragen wurde."Mit Kirchenbüchern komme ich da nicht weit", sagt er. Alles was es an Akten und Urkunden gibt, sieht er durch. "Die Quellenlage ist aufgrund der herrschaftlichen Verhältnisse sehr schwierig", hat er festgestellt. Und so forscht Schößler in den Archiven von Trier, Koblenz, Darmstadt, Bad Berleburg, Coesfeld, Speyer, Karlsruhe und München. "Auch in Prag gibt es zwei Urkunden", weiß er.Nachforschungen über Katharina von Hosingen

Sein Hauptinteresse in einem weiteren Projekt gilt den Familien des niederen Adels und der Beamtenschaft. Das 16. Jahrhundert sei da der interessanteste Zeitraum. Schößler arbeitet in dem Zusammenhang an einer Veröffentlichung für eine Fachzeitschrift über die 1570 verstorbene Katharina von Hosingen, deren Grabmal sich in der Kirchberger Kirche befindet. "Wie kommt so eine Frau nach Kirchberg?", hat er sich gefragt. "Nicht jedermann kriegt so was raus", freut er sich, und das stachelt seinen Anreiz am Forschen kräftig an.

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