Natur Der Borkenkäfer frisst durch den Wald

Bernkastel-Wittlich · Sie sind ungeliebte Gäste und schwer loszuwerden, wenn sie es sich erst einmal bequem gemacht haben: Buchdrucker und Kupferstecher stillen derzeit in einigen Wäldern im Kreis Bernkastel-Wittlich besonders gierig ihren Hunger.

Bernkastel-Wittlich. Mario Sprünker fährt derzeit alle Arbeitskräfte auf, die er hat. Denn der Leiter des Forstreviers Wittlich kämpft gegen einen kleinen, hinterlistigen Feind an: den Borkenkäfer, der sich in diesem Jahr besonders stark in seinen Wäldern vermehrt. Grund ist zum einen der Windwurf, den das Sturmtief Xynthia hinterlassen hat. Das Holz der gefallenen Bäume dient dem Buchdrucker und Kupferstecher, den häufigsten Arten, als Brutstätte. Daher gilt es nun, das Schadholz möglichst schnell aus den Wäldern zu bringen und zu verkaufen, damit es nicht zu einer Borkenkäferplage kommt.
Betroffen sind in erster Linie Fichten. Erst machen sich die Borkenkäfer über liegendes Holz her, später auch über die Bäume, die noch stehen. "Eine gesunde Fichte ist wie ein Laternenpfahl: uneinnehmbar", sagt Sprünker. Doch das regenarme Frühjahr hatte zur Folge, dass auch die Bäume austrockneten und nicht genug Harz bilden konnten. Damit wehren sich die Pflanzen normalerweise gegen die Schädlinge. Außerdem mag der Borkenkäfer es warm, wenn er sich paart, und so hat er den heißen Frühling besonders genossen.
Die Folgen spürt auch der Traben-Trarbacher Förster Franz-Josef Sprute. Er schätzt, dass etwa doppelt so viel Holz befallen sein könnte wie im Vorjahr. Sehe man dem Baum den Befall wegen rot gefärbter Nadeln an, sei es im Grunde schon zu spät. Der Schädling nistet sich zwischen Rinde und Holz ein und tötet die Fichte, indem er ihre Wasser- und Nährstoffbahnen zerstört.
Der Wittlicher Forstamtsleiter Ulrich Frömsdorf sieht zwar stellenweise Schädlingsbefall, "aber uns erwartet keine Katastrophe". Hilfreich sei das derzeit kühle und feuchte Wetter, "sonst wäre die Situation schlimmer".
Die befallenen Bäume werden eingeschlagen und verkauft. Die Kronen werden zum Teil zerhackt, um den Befall einzudämmen, da vor allem in ihnen die Käferlarven sitzen. Auf den Holzmarkt wirke sich der Einschlag aber nicht aus, sagt Frömsdorf.
Chemikalien werden zur Bekämpfung der Schädlinge nicht eingesetzt. Der Wald in Wittlich beispielsweise ist FSC-zertifiziert, die ökologische Bewirtschaftung also ein Muss.
Im Forstamt Dhronecken ist die Lage entspannter, da die Fichtenwälder höher und damit kühler liegen. So pflanzt sich der Borkenkäfer dort nicht so gerne fort wie beispielsweise in Wittlich. "Die Luft ist raus", sagt Forstamtsleiter Hans-Jürgen Wagner erleichtert. "Im Frühjahr haben wir gebangt. Aber jetzt hat der Borkenkäfer einen Schnupfen bekommen, die kühle Witterung ist ihm nicht bekommen." Wagner geht davon aus, dass etwa zehn Prozent der Bäume in seinem Beritt befallen sind - eine "nicht besonders kritische Größenordnung".
Sollte es einen trockenen Spätsommer geben, könnte das den Borkenkäfer aber noch mal in Wallung bringen und die Lage verschlechtern. "Zwischen August und Oktober werden 60 Prozent des Holzes geschlagen, da kommt noch einiges", prophezeit Sprute.
Der Klimawandel bedeute langfristig das Aus für die Fichte in den wärmeren Lagen: "Die Bedingungen werden für sie immer schlechter, sie hat hier im Prinzip keine Chance mehr."

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