Der Chauffeur bleibt, den Weg muss der neue Landrat selbst finden

32 054 Bürger haben am Wahlsonntag für den Nachfolger der Landrätin gestimmt: Gregor Eibes (CDU), der schon im Wahlkampf die Favoritenrolle hatte, gewinnt mit 59,6 Prozent im ersten Wahlgang gegen fünf Mitbewerber (der TV berichtete). Der Noch-Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach blickt im Interview mit TV-Redakteurin Sonja Sünnen nach vorn.

 Gregor Eibes.TV-Foto: Klaus Kimmling

Gregor Eibes.TV-Foto: Klaus Kimmling

Herr Eibes, was haben Sie beim Wahlkampf über den Landkreis gelernt, was Sie gar nicht wussten, Sie überrascht hat?

Gregor Eibes: Ich habe während meines Wahlkampfes viele nette Menschen kennengelernt und viel Zuspruch erfahren dürfen, was sich ja letztlich auch in dem tollen Wahlergebnis widerspiegelt. Dafür bedanke ich mich bei den Wählerinnen und Wählern ganz herzlich. Gelernt habe ich etwa bei meinen zahlreichen Firmenbesuchen, dass wir im Landkreis über tolle und mutige Unternehmerinnen und Unternehmer mit innovativen Ideen verfügen, was uns trotz aller Finanznöte positiv in die Zukunft blicken lassen sollte.

Wann ist denn nun genau Ihr erster Arbeitstag als Landrat, worauf freuen Sie sich am meisten?

Eibes: Mein erster Arbeitstag wird Anfang Mai sein. Ins Auge gefasst wurde der 9. Mai, was allerdings noch mit Gemeinde und Landkreis abzustimmen sein wird. Ich verlasse Morbach mit einem weinenden Auge, weil mir die Arbeit hier viel Spaß gemacht hat.

Ich freue mich aber auch rundherum auf meine neue Aufgabe als Landrat, auf neue Herausforderungen und nette Begegnungen mit den Menschen im Landkreis, aber auch auf die Zusammenarbeit mit den vielen netten neuen Kollegen bei der Kreisverwaltung.

Was hat Ihnen den die Landrätin ins Gebetbuch geschrieben?

Eibes: Ich habe mit der Landrätin ein freundschaftliches Verhältnis, worüber ich sehr froh bin und ich bedanke mich bei ihr für die tolle Arbeit, die sie 18 Jahre lang für den Landkreis geleistet hat. Wir haben auch über das ein oder andere gesprochen, aber die Landrätin ist viel zu klug, um mir etwas ins Gebetbuch zu schreiben. Wir wissen beide, dass jeder seinen Weg selbst finden muss und man sich hierbei zwar Ratschläge einholen darf, aber letztlich doch eigenständige Entscheidungen zu treffen hat.

Sehen Sie sich als Landrat eher als Gestalter oder als Insolvenzverwalter und warum?

Eibes: Ich sehe mich trotz fehlender finanzieller Spielräume als Gestalter und nicht als Insolvenzverwalter. Sonst hätte ich mich auch nicht um dieses Amt bewerben dürfen. Ich werde versuchen im Bereich der Dorfentwicklung und der Energieversorgung gemeinsam mit den Akteuren vor Ort zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, damit das Leben in unseren Dörfern lebenswert und bezahlbar bleibt. Dabei geht es nicht nur um Dinge, die Geld kosten, sondern auch um innovative Ideen, die es umzusetzen gilt. Wir werden uns hierbei verstärkt und in erster Linie auf unsere eigenen Stärken berufen müssen, denn gefüllte Fördertöpfe wird es immer seltener geben. Hierzu zählt zum Beispiel die Stärkung des Ehrenamtes, aber auch die Verbesserung der regionalen Wertschöpfung.

Welche anstehende Aufgabe macht Ihnen die größte Sorge?

Eibes: Die größte Sorge macht mir die rasante Kostensteigerung bei den sozialen Leistungen in Verbindung mit der fehlenden Finanzausstattung durch Bund und Land. Wenn hier nicht schnellstens gegengesteuert wird, können die Kommunen die benötigte Daseinsvorsorge nicht mehr sicherstellen. Daher muss zügig eine Finanzreform umgesetzt werden. Wir müssen aber auch den Mut haben, Ermessensspielräume bei den auferlegten Gesetzen auszunutzen und über einige Standards nachzudenken.

Wie halten Sie es eigentlich mit der "Landrätinnen-Ampel" und wer wird Ihr Chauffeur?

Eibes: Die Landrätinnen-Ampel ist mir als Problem erst durch Ihre Fragestellung bewusstgeworden. Ich werde jetzt genug Gelegenheit haben, auszutesten, ob sie denn wirklich ein Problem ist und den fließenden Verkehr eher behindert, als sie ihn verbessert. Danach wird mit den verantwortlichen Stellen zu besprechen sein, ob es zukünftig eine "Landrats-Ampel" geben wird. Der langjährige Chauffeur der Landrätin, Herr Denis, wird auch mein Chauffeur bleiben. Darüber freue ich mich sehr. sos

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort