"Der Duft von Plätzchen darf nicht fehlen"

Mülheim · Thomas Schwab reist seit Jahren mit seinem Ensemble auf der "Christmas Moments"-Tournee durch die Region und benachbarte Bundesländer. Der 1975 geborene Musiker und Komponist aus Bernkastel-Kues spricht im Volksfreund-Interview über Weihnachten und die Frage, ob es auch Alternativen für den rauf und runter gespielten Song "Last Christmas" gibt.

 1998 gelang Thomas Schwab aus Bernkastel-Kues mit dem Musical „Flori“ der Durchbruch. Foto: privat

1998 gelang Thomas Schwab aus Bernkastel-Kues mit dem Musical „Flori“ der Durchbruch. Foto: privat

Mülheim. Der in Bernkastel-Kues geborene Thomas Schwab hat mehr als 200 Songs geschrieben und 16 CDs veröffentlicht. In diesem Jahr wurde sein aktuelles Musical "Yakari" in Stuttgart aufgeführt - 24 Vorstellungen davon fanden statt. Sein erstes Musical war"Flori - und Träume werden Wirklichkeit", das er 1998 geschrieben hat. Ein Klassiker seines Schaffens ist aber die traditionelle "Christmas Moments"-Tournee, die er in diesem Jahr zum 15. Mal absolviert. TV-Redakteur Hans-Peter Linz sprach mit dem Künstler über seine Tour und wie er Weihnachten feiert.

Denken Sie noch zurück an die Premiere vor 16 Jahren? Was ist Ihnen davon in Erinnerung geblieben?
Thomas Schwab: In guter Erinnerung ist mir die unbeschwerte Art und Weise geblieben, wie wir vieles angegangen sind. Wir haben Säle gebucht, Plakate geklebt, Weihnachtslieder einstudiert und diese dann einer überschaubaren Fangemeinde vorgetragen. Da sind auch schon mal die Noten ins Klavier gerutscht oder Lieder wurden in falschen Tonarten begonnen. Aber wir hatten Spaß und haben unsere Konzerte immer schon mit der nötigen Ernsthaftigkeit durchgeführt. Nach den Shows haben wir dann alles selbst abgebaut, in unseren alten VW-Bus geladen und sind nach Hause gefahren. Auf dem Heimweg haben meine Frau und ich manchmal noch die Plakattafeln mit der Veranstaltungswerbung eingesammelt. So waren die Christmas Moments 1998. Heute fahren wir in komfortablen Reisebussen, Technik und Deko werden im Truck transportiert. Eine zwölfköpfige Crew sorgt für einen reibungslosen technischen Ablauf, zwei Köche reisen mit ihrem kompletten Equipment mit und bekochen uns während der Tournee. Auch nach so vielen Jahren sind wir nicht müde, unsere Weihnachtsbotschaft zu verkünden.

Welche Idee von Weihnachten wollen Sie mit Ihrem Programm transportieren, was ist Ihre besondere Handschrift?
Schwab: Wir möchten unser Publikum dazu anregen, die Werte, für die Weihnachten steht, auch über die Weihnachtszeit hinaus zu verwirklichen. Das sind Werte wie respektvolles Miteinander, Freundschaft, Loyalität und Nächstenliebe. Weihnachten ist auch das Fest der Hoffnung. Und Hoffnung ist das, was uns verbindet. Dieses besondere Gefühl transportieren wir mit traditionellen deutschen Weihnachtsliedern und amerikanischen Klassikern sowie Pop- und Gospel-Songs, die wir allesamt neu arrangieren. Zudem spielen weihnachtliche Texte und Gedichte eine große Rolle.

Der Name Christmas Moments ist zu einer Marke geworden - wie kamen Sie auf diesen Namen, warum geht es um "Momente"?
Schwab: Wie so oft hat meine Frau Michaela die wirklich guten Ideen, so hat auch sie sich den Namen zur Show ausgedacht. Wir Erwachsenen haben meistens verlernt, den Moment bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Aber genau in den kleinen Momenten liegt doch das Glück, nach dem wir alle suchen. Kinder können das - sie leben im Hier und Jetzt. Und wenn uns dann Zuschauer schreiben, dass sie bei Christmas Moments endlich Zeit finden, sich auf Weihnachten einzustimmen, zur Ruhe finden und Momente der Besinnung erleben, dann freut uns das sehr.

Welches klassische Weihnachtslied berührt Sie am meisten?
Schwab: Ein Lied das mich immer wieder berührt ist "Herbei oh ihr Gläubigen". Auf der diesjährigen Tournee spielen wir das Lied in einer wunderbaren A-cappella-Version. Dieses Lied drückt für mich wie kaum ein zweites Weihnachten aus.

Welches Lied aus Ihrem eigenen Repertoire spielen Sie am liebsten?
Schwab: Ganz ohne Zweifel: "Traum von Bethlehem". Das Lied fasst zusammen und unterstreicht, was wir im Laufe einer Show gespielt und gesungen haben. Es schreibt seine eigene kleine Weihnachtsgeschichte. Denn viele Sänger und Chöre nehmen den Song in das Repertoire ihrer Konzerte auf. Auch prominente Künstler, wie Ella Endlich, die den Song erst kürzlich in einer großen ZDF-Show mit Carmen Nebel präsentierte.

Hat sich die Reaktion des Publikums in den vergangenen Jahren verändert, gibt es andere Lieder, die heute beliebt sind?
Schwab: Nein. Unser Publikum möchte sich auf Weihnachten einstimmen, dem vorweihnachtlichen Stress ein wenig entfliehen und vor allem ein gutes Konzert erleben. Das versuchen wir mit unserer Musik zu ermöglichen. Kein Fest ist mehr mit Tradition verbunden als das Weihnachtsfest. Für viele Christmas Moments-Fans ist der alljährliche Besuch unserer Konzerte zur Tradition geworden.

Wie war Weihnachten in Ihrer Kindheit? Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie?
Schwab: Für mich war Weihnachten immer etwas was ganz Besonderes. Meine Eltern legten immer größten Wert auf Details. Das Schmücken des Baumes, das Einläuten der Bescherung, das Musizieren, die Christmette und der Duft der Plätzchen durften nicht fehlen.
Heute ist Weihnachten für mich natürlich anders, da ich meist ab Mitte November nicht zu Hause bin. Besuch von Weihnachtsmärkten, Plätzchen backen, Geschenke kaufen, das Jahr ausklingen lassen - das kommt dann leider viel zu kurz. Umso mehr freue ich mich auf den 24. Dezember und auf meine Familie.

Wie schafft man es, jedes Jahr so viele regionale Künstler in einem Projekt zu vereinen, was muss man dazu als Eigenschaft mitbringen? Sind Sie ein "strenger Leader" oder setzen Sie auf Teamwork?
Schwab: Unsere Arbeit basiert auf der kreativen Entfaltung jedes Einzelnen sowie auf einem vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinander. Viele der Musiker und Sänger sind schon so viele Jahre dabei und bilden das Herzstück der Christmas Moments. Wenn wir Gastsänger einladen, begegnen mir deren Manager oft skeptisch, wenn ich über Herzensbildung und Empathie spreche, bevor wir über die Musik und das Geschäft sprechen. Mit Patricia Kelly, Anja Lehmann und Ella Endlich hatten wir in den letzten Jahren drei wunderbare Gäste.

Wie gingen Sie mit dem überraschenden Tod von Oliver Rohles um? Wollten Sie die Tournee abbrechen?
Schwab: Das hat uns alle an unsere Grenzen gebracht und vielleicht auch ein Stück darüber hinaus, da wir mit Olly nicht nur einen Sänger-Kollegen, sondern einen echten Freund, Kumpel und treuen Weggefährten verloren haben. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, die Tournee für Olly zu spielen. In der Gemeinschaft konnten wir Mut und Kraft fassen, um wieder auf die Bühne zu gehen.

Gehen Sie auch in die Christmette?
Schwab: Ja klar, mit den Kindern in eine Kindermette an Heiligabend. Am ersten Weihnachtstag fahren wir ins Allgäu. Dort verbringen wir die Feiertage. Mein persönliches Highlight ist ein typisch bayrischer Gottesdienst, der von einem indischen Pfarrer mit bayrischem Akzent gestaltet wird. Wunderbar.

Kennen Sie eine empfehlenswerte Alternative für "Last Christmas", das seit Jahrzehnten im Radio in dieser Jahreszeit rauf- und runtergenudelt wird?
Schwab: Oh ja, da gibt es einige weniger bekannte Christmas-Pop-Songs, die mir in den letzten Jahren begegnet sind, wie "Give this Christmas away".

Das nächste große Fest nach Weihnachten ist Silvester. Was wünschen Sie sich im neuen Jahr?
Schwab: Gesundheit und mehr Zeit mit meiner Familie.hpl

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