TV-Archiv Der erste Most gärt in Klausens alten Klostermauern

Klausen · Lu Sanders und seine Familie sind seit Mai Besitzer des Klausener Klosters. Damit ist Leben in das Jahrhunderte alte Gebäude eingekehrt, das 14 Jahre leer stand. Nach nur vier Wochen intensiver Renovierungsarbeiten sind jetzt die ersten Trauben in der Scheune des Klosters gekeltert worden.

 Mark und Lu Sanders haben sich schon sehr gut im alten Kloster eingelebt. Ihnen gefällt es in den alten Gemäuern, und es lässt sich gut arbeiten. Auch für den Traktor ist genug Platz. TV-Foto: Christina Bents

Mark und Lu Sanders haben sich schon sehr gut im alten Kloster eingelebt. Ihnen gefällt es in den alten Gemäuern, und es lässt sich gut arbeiten. Auch für den Traktor ist genug Platz. TV-Foto: Christina Bents

Klausen. Gebetet wurde im Klausener Kloster, das mehrere hundert Jahre alt ist, über 80 Jahre. In dem 1400 Quadratmeter großen Komplex, zu dem ein Haupt- und Ökonomiegebäude sowie ein Novizinnenhaus gehören, lebten bis zu 32 Nonnen des Dominikanerordens. Das war im Jahr 2000 vorbei. Die damals noch zehn Schwestern zogen in die Nähe von Osnabrück. Ein niederländischer Investor kaufte das Kloster gegenüber der Kirche im Ortskern, um es weiter zu verkaufen. Doch einen Käufer fand er nicht. Interessenten und Ideen gab es viele: etwa betreutes Wohnen und eine Suchtklinik.
Umgesetzt wurde nichts. Die Gebäude standen 14 Jahre lang leer. Die Giebelwand des Klosters neigte sich von Jahr zu Jahr immer weiter nach hinten. Die Hecken vor der Kapelle wuchsen immer dichter. Einmal im Jahr hat der niederländische Besitzer alles vom gröbsten Unkraut befreit und nach dem Dach gesehen.
Dornröschenschlaf ist vorbei


Doch der Dornröschenschlaf ist vorbei. Seit Anfang Mai ist Familie Sanders, die Wein und Sherry produziert, Besitzer des Klosterkomplexes (der TV berichtete). Jetzt steht das Tor zum Hof meistens weit auf. Man hört Pumpen, Dampfstrahlgeräte, und die Keltern laufen. Schmetterlingsflieder schmückt den Eingangsbereich. In der ehemaligen Scheune arbeitet Mark Sanders, der das Gelände mit seinem Vater gekauft hat, gerade im Weinkeller, der früher einmal eine Scheune war, an dem vor wenigen Tagen gekelterten Most. Routiniert sitzt bei dem Winzer, der in Geisenheim Weinbau und Oenologie studiert, jeder Handgriff. Man hat nicht den Eindruck, dass er sich in seiner neuen Arbeitsstätte noch zurechtfinden muss.
Anfang August fiel noch der Putz von der Wand. Und die Bretter an der Decke waren faul. Mit vereinten Kräften, neuen Balken, einer Palette Putz und 200 Liter Farbe lässt sich das Ergebnis jetzt sehen: Der Raum wirkt offen und hell, mit teilweise freigelegten Schieferbruchsteinwänden, neuem Verputz und Blick bis unters Dach. Zum Arbeiten ist der Gebäudekomplex gut geeignet. Mark Sanders erklärt: "Der Keller ist ebenerdig, wir können mit dem Palettenwagen hier herein- und herausfahren. Die dicken Schieferbruchsteinwände halten die Temperatur im Keller stabil. Das eignet sich hier sehr gut, um Weinbau zu betreiben."
Und das Wichtigste: "Wir fühlen uns hier sehr wohl. Die Atmosphäre ist herrlich", ergänzt Marks Vater, Lu Sanders. Neben dem Keller, indem aktuell der Most verarbeitet wird, liegen im ehemaligen Kuhstall Eichenholzfässer, in denen Port und Sherry heranreifen. Auch hier sieht es einladend aus. "Hier können die Leute schon einmal unsere Produkte probieren, bis unsere Probierstube im Kapitelsaal des Klosters fertig ist." Wichtig ist den Sanders, dass das Gebäude seinen Charakter behält. Lu Sanders sagt: "Wir sind hier nicht blauäugig herangegangen, sondern sehen das Ganze als Familienprojekt. Wir haben uns selbstverständlich erst einmal Rat bei Experten geholt, bevor wir den Gebäudekomplex gekauft haben, den wir vor allem behutsam renovieren wollen, nach unserem Leitspruch ,Das Gute bewahren, das Neue entdecken.\'"
Während die Renovierungsarbeiten im Scheunen- und Stallbereich ohne Probleme vonstattengingen, ist man an der Außenfassade noch nicht so weit, wie Lu Sanders es sich wünscht. "Wir müssen uns für den Giebel noch beraten lassen, weil er durch Regen und Frost doch sehr schadhaft ist. Zudem muss der Denkmalschutz noch seine Zustimmung geben, deshalb dauert es länger als gedacht."
Dass jetzt Leben im Kloster ist, bleibt Klausenern und Besuchern des Wallfahrtsorts nicht verborgen. Lu Sanders: "Die Leute kommen immer näher ran ans Tor, fragen, was wir machen. Wir sind auch von der Dorfgemeinschaft sehr positiv aufgenommen worden."
Wer die Weine und Sherrys der Familie Sanders probieren will, kann das ab dem 25. Oktober tun. Dann wird eine Straußwirtschaft im Kuhstall des Klosters eröffnet. Die offizielle Einweihung wird im Dezember am Nikolausmarkt am 20./21. Dezember sein.

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