Der Gasthof bleibt in Rivenich: Die vierte Generation packt noch mal an

Rivenich · Der Gasthof bleibt im Dorf: Weil kein geeigneter Pächter gefunden wurde, steht Unternehmerfamilie Wey in Rivenich jetzt selbst hinter der Theke und bedient die Gäste.

Der Gasthof bleibt in Rivenich: Die vierte Generation packt noch mal an
Foto: Winfried Simon

Ausgangs von Rivenich, Richtung Klüsserath, steht ein stattliches Gebäude. Das 1827 erbaute ehemalige landwirtschaftliche Wirtschaftshaus mit Schnapsbrennerei ist seit über 100 Jahren ein Gasthof. Doch wie so viele Gasthäuser auf dem Land, drohte auch diesem traditionsreichen Speiselokal das Aus. Es ist das einzig noch verbliebene Gasthaus in dem 720-Einwohner-Ort. Es gehört der Familie Wey, die in Rivenich ein großes Tiefbau- und Recycling-Unternehmen hat.

Unternehmens-Mitinhaber Günter Wey ist in dem Haus geboren. Bis Ende 2015 war der Gasthof mehrere Jahrzehnte verpachtet. Was soll nun mit dem Haus geschehen, lautete die Frage. Verkaufen? Niemals. Eine Weiterverpachtung scheiterte, weil, so Günter Wey, kein passender Pächter gefunden wurde. Der Familienrat - Günter und Brigitte Wey, Tochter Isabell mit Ehemann Christian und Sohn Tim mit Ehefrau Susanne - kam zusammen und entschied: Wir betreiben den Gasthof selbst weiter. Dabei haben alle anderweitige Berufe, sind selbstständig oder angestellt. Jetzt wechseln sie sich ab, stehen abends an der Theke, bedienen und kümmern sich um die Organisation. Geöffnet hat der Gasthof mittwochs bis samstags jeweils ab 17 Uhr und sonntags ab 10 Uhr. Günter und Brigitte, beide Mitte 50, sind mittwochs, freitags und sonntags dran, die Kinder mit ihren Partnern an den anderen Tagen.

Ein ausgebildeter Koch, der frische und regionale Gerichte anbietet, wurde eingestellt, ebenso helfen Küchenhilfen und Servicepersonal. Günter Wey sagt: "Der Gasthof ist auch ein Stück Dorfkultur." Dazu gehört zum Beispiel der sonntägliche Frühschoppen, bei dem meistens Sohn Tim hinter der Theke steht. Die Skatrunde trifft sich Donnerstagsabends und auch Familienfeiern können dort ausgerichtet werden. Dafür steht ein Saal im ersten Geschoss zur Verfügung. Die Einrichtung ist ländlich-rustikal. Sehr gut erhaltene, alte Holztische, manche mögen bereits 60, 70 Jahre alt sein, stehen in der Wirtsstube, in der 50 Personen Platz finden. Der windgeschützte große Hof ist ein gemütlicher Wein- und Biergarten.

Vieles, wie zum Beispiel die grünen Kacheln im Eingangsbereich, erinnert noch an die "gute alte Zeit", als Günter Weys Großmutter das Lokal führte und die Rivenicher dort manch gesellige Stunden verbrachten.
Im Bistro-Berich, dort wo das Bier gezapft wird, hängen alte Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand. Auf einem ist Stammgast Paul Trappen zu sehen. Der 1887 geborene Trierer erlangte mit sagenhaften Kraftleistungen legendären Ruhm. Auf einer Hebebühne stehend konnte der Muskelprotz an eiserner Kette eine Plattform mit zwei ausgewachsenen Mastochsen fast einen halben Meter hoch heben.

Große Renovierungsarbeiten waren in dem historischen Gebäude nicht notwendig, erzählt Günter Wey. Lediglich neue, behindertengerechte Toiletten wurden eingebaut und einige Böden neu verlegt.

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