Der Geisterfahrer-Kreisel

Wittlich · 40 Menschen haben die Notrufnummer der Polizei seit Samstag gewählt. Alle melden Geisterfahrer im neuen Kreisverkehr zwischen Wengerohr und Platten, der am Wochenende für den Verkehr freigegeben wurde. Unfälle gab es bisher aber noch nicht.

Wittlich. "Wenn Sie über den Wengerohrer Kreisel berichten, können Sie gleich erwähnen, dass mir am Samstag schon um 17.23 Uhr der erste Falschfahrer entgegenkam, der nach links in Richtung Platten abbiegen wollte." Das schreibt ein Plattener dem TV kurz nach der offiziellen Freigabe der Ortsumgehung Wengerohr. Deren Herzstück ist ein Riesen-Kreisel mit 116 Metern Durchmesser und zwei Fahrspuren im Rund. Er ist der zweitgrößte der Region und wird nur vom Trierer Verteilerkreis Nord getoppt. Womöglich ist er zu groß für Wittlicher Verhältnisse.
Denn viele Autofahrer glauben offensichtlich, dass sie auf eine normale Kreuzung geraten, wenn sie aus Richtung Moseltal oder Wittlich auf ihn treffen, und biegen nach links ab - der ausführlichen Beschilderung zum Trotz. Dann glauben sie, auf einer normalen Straße zu sein, halten sich rechts und kurven in falscher Richtung auf der inneren der beiden Kreiselfahrbahnen weiter.
Rund 40 Meldungen von solchen Geisterfahrern sind bis Dienstag bei der Polizei in Wittlich eingegangen. "Es ging gleich nach der Eröffnung los", sagt Hans-Jürgen Riemann, Pressesprecher der Polizeiinspektion Wittlich. "Seither sind die Kollegen täglich draußen, auch in Zivil. Die haben auch schon Falschfahrer gesehen. Unfälle gab es bislang noch nicht."
Weil die Verkehrssituation neu ist, werde mit den Falschfahrern erst einmal ein Aufklärungsgespräch geführt. Normalerweise sei eine Verwarnung zu 20 Euro fällig.
Eine schlüssige Erklärung für das Phänomen gibt es nicht. Dass der Kreisel unbeleuchtet ist, könnte vielleicht nachts für Verwirrung sorgen. Aber das kann nicht alleinige Ursache sein: Auch tagsüber wird links abgebogen, wo es rechts lang gehen soll.
Auch alle Schilder sind eindeutig: Der blaue Kreis mit den weißen Pfeilen und rot-weiße Richtungsanzeiger - wie überall. Möglich sei, dass der Kreisverkehr wegen einer Besonderheit quasi übersehen wird: In seiner Mitte erhebt sich ein Berg, über den einmal die B 50 neu führen soll.
Zweites Problem: LKW im Ort


Bekannt ist, dass zudem mancher mehr auf Technik hört, als seinen Augen zu trauen. Hans-Jürgen Riemann sagt, was Falschfahrer erklärt haben: "Das Navigationsgerät hat Linksabbiegen empfohlen."
Generell sei bei einer neuen Situation eine Häufung von Verkehrsverstößen relativ normal. Im Falle des Wengerohrer Kreisels sei die Zahl aber außergewöhnlich, sagt Riemann. Zu den rund 40 Notrufen sagt er auch: "Die Dunkelziffer kann doppelt so hoch sein."
Die Geisterfahrer sind nicht das einzige Problem infolge der neuen Ortsumgehung: LKW-Fahrer übersehen ebenfalls alle Blinklichter und Schilder, die sie ab der Autobahn auf die neue Strecke um Wengerohr schicken: Dann landen sie im Stadtteil und kommen in der Bernkasteler Straße nicht mehr weiter. Deshalb rollen sie durch die Bahnhofstraße ins Industriegebiet, was nicht Sinn der Ortsumgehung ist.
Was noch getan werden kann, um die aktuellen Probleme zu lösen, ist unbekannt.
Allerdings ist der Kreisel noch nicht komplett im Betrieb, sondern nur sechs der Zu- und Abfahrten. Wenn einmal die B 50 neu fertig ist, die quer über ihm verläuft, kommen noch vier Zu- und Abfahrten hinzu.
Wie ist Ihre Meinung zum Kreisel? Schreiben Sie uns an E-Mail: mosel-echo@volksfreund.de. Namen und Wohnort bitte nicht vergessen.

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