Der Gestank ist weg, die Skepsis bleibt

Die Plattener haben keinen Grund mehr, sich wegen schlechter Gerüche über die mit der Biogasanlage kombinierte Klärschlamm-Trocknung zu beschweren. Die Abluft wird offensichtlich erfolgreich mit einer UV-Licht-Anlage gereinigt. Die Skepsis bleibt jedoch.

 Abluftschornsteine der Klärschlammtrocknungsanlage in Platten. TV-Archiv-Foto: Marion Maier

Abluftschornsteine der Klärschlammtrocknungsanlage in Platten. TV-Archiv-Foto: Marion Maier

Platten. Noch ist Adolf Kessel (75) aus Platten vorsichtig. "In letzter Zeit war es ganz gut. Nur noch einmal hat es gerochen", sagt er.

Kessel wohnt der kombinierten Plattener Klärschlamm- und Biogasanlage am nächsten. Etwa 300 Meter ist sein Haus von dort entfernt. Er und einige andere Bürger hatten sich in der Vergangenheit über Gestank beschwert, einmal im Mai, als die Klärschlamm-Trocknungsanlage anlief, dann wieder Ende Juni.

Seitdem ist einiges passiert. Ortsbürgermeister Alfons Kuhnen und auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion hatten sich eingeschaltet. Die Betreiber-Firma Westpfälzische Ver- und Entsorgung GmbH (WVE) Kaiserslautern hatte umgehend reagiert. Sie hatte die Leistung der Anlage gedrosselt und versprochen, eine Abluftbehandlungsanlage einzubauen. Die ließ etwas auf sich warten. Doch nun ist sie da. Michael Krauss von der WVE sagt auf Anfrage: "Vor vier Wochen haben wir die Anlage eingebaut. Sie funktioniert mit UV-Licht." Seitdem seien ihm mit einer Ausnahme keine Klagen mehr über Gerüche zu Ohren gekommen. Der Ausnahme-Tag sei erklärbar, da habe es Versuche in der Anlage gegeben.

Allerdings ist bislang erst eines der beiden Felder der Klärschlammtrocknungsanlage mit einer 100 000 Euro teuren Abluftanlage ausgerüstet. Sobald diese optimiert sei, werde auch das zweite, momentan nicht genutzte Feld mit einer Abluftanlage bestückt, sagt Krauss. Auf dem einen voll genutzten Feld würden derzeit etwa 80 Tonnen Klärschlamm pro Woche verarbeitet.

Ein Gutachten hatte für die Klärschlamm-Trocknung an dieser Stelle keine Geruchs-Probleme vorausgesagt. Ob der Gutachter in Regress genommen werde, wisse er noch nicht, sagt Krauss.

Plattens Ortsbürgermeister Alfons Kuhnen äußert sich derweil ebenfalls vorsichtig zur aktuellen Lage. Kuhnen: "Wir sind auf einem guten Weg, ob das Ziel, zukünftig jegliche Geruchsbelästigung zu unterbinden, erreicht ist, kann ich noch nicht sagen. Da muss ich noch die Rückmeldungen in der Nachbarschaft der Anlage abwarten." Michael Krauss hatte mehrfach zugesagt, dass auch die Firma WVE daran interessiert sei, die Geruchsbelästigungen zu 100 Prozent zu vermeiden. Extra: Wie funktioniert die Klärschlamm-Trocknung? In der Klärschlamm-Trocknungsanlage wird Klärschlamm mithilfe der Sonneneinstrahlung und einer Fußbodenheizung, die mit der Abwärme der Biogasanlage betrieben wird, getrocknet. Dabei entsteht ein Granulat, das als Brennmaterial für Zementwerke verwendet werden kann und einen Brennwert besitzt, der in etwa dem der Braunkohle entspricht. Die Anlage besteht aus zwei Gewächshäusern von 115 mal zwölf Metern Größe, zu denen auch Abluftschornsteine gehören. In Platten sollen, wenn der Betrieb richtig läuft, jährlich 10 000 Tonnen Klärschlamm verarbeitet werden. Derzeit kommt der Schlamm noch aus Kaiserslautern. In Zukunft soll er aus der Region kommen. (mai)

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