Der Glaube, der in der Welt aushält

Heute vor 66 Jahren, am 9. April 1945, einen Monat vor Kriegsende, wurde der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer auf persönlichen Befehl Hitlers im KZ Flossenbürg hingerichtet. Aus dem Militärgefängnis Berlin-Tegel schreibt er im Sommer 1943 an seine Verlobte Maria von Wedemeyer: "Gott schenke uns täglich den Glauben, das Vertrauen auf die Zukunft; ich meine nicht den Glauben, der aus der Welt flieht, sondern der in der Welt aushält und die Erde trotz aller Not, die sie uns bringt, liebt und treu bleibt.

Unsere Ehe soll ein Ja zu Gottes Erde sein, sie soll uns den Mut, auf der Erde etwas zu schaffen und zu wirken, stärken. Ich fürchte, dass die Christen, die nur mit einem Bein auf der Erde zu stehen wagen, auch nur mit einem Bein im Himmel stehen."

Ein Schicksal im Widerstand gegen die Willkürherrschaft der Nazi-Diktatur. Seitdem versucht Deutschland aus den dunklen Kapiteln seiner Vergangenheit zu lernen. Demokratie, Gewaltenteilung, Menschenrechte, Meinungs- und Pressefreiheit, Freiheit der Religionsausübung fallen eben nicht vom Himmel, sondern sind täglich neu einzuübende Güter wie die jüngsten Wahlen, die Atomdebatte, das vieldiskutierte Zusammenleben von Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund deutlich machen.

Der Glaube, der in der Welt aushält - es braucht Menschen, die mutig da, wo Unrecht geschieht, den Finger in die Wunde legen und die im Vertrauen auf die Zukunft handeln. Es braucht Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, die aus ihrem Glauben heraus mit beiden Beinen auf der Erde stehen und die Geschicke unseres Landes vertrauensvoll gestalten. Für gläubige Menschen ist nicht der Rückzug in die Kuschelecke des Glaubens der Weg, sondern das engagierte Mittun in dieser Welt.

Christiane Friedrich, Pastoralreferentin im Dekanat Wittlich

GlAuBe IM ALLTAG

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