Der Gott, der mich sieht

Ein Kind in Nachbars Garten ruft: "Mama, schau mal! Ich bin hier! Mama, ich schaukle. Mama, schau mal!" Die Mama kann gerade nicht schauen, und so ruft das Kind weiter, unermüdlich, in allen Tonlagen: "Mama, schau mal!

" Das Kind will nicht alleine für sich schaukeln, es will gesehen werden, wahrgenommen werden. Wenn die Mama, der Papa oder sonst ein geliebter Mensch zusieht, dann ist Schaukeln doppelt schön.Es passt in die Logik des Kindes, wenn eine Drittklässlerin erklärt: "Wir machen Prozessionen, damit Gott uns sieht." Vertrauensvoll setzt das Kind vor aus, dass der Blick Gottes freundlich und wohlwollend ist. "Die Prozession, und ich in der Prozession - das wird Gott gefallen."Auch wir Erwach sene wollen gesehen werden. Wir wollen wahrgenommen werden mit allem, was wir sind, mit Verletzungen und Kränkungen, unserem offenen Ärger, der versteckten Wut, unseren Fähigkeiten und mit unserer Freude. Gesehen werden, nicht kontrollierend, nicht bewertend, gesehen werden von jemandem, der uns wohlwollend, liebevoll anschaut.Die beiden Kinder wollen ihre Freude und Lebendigkeit teilen, und sie trauen den Erwach senen und Gott diesen auf merksamen, liebevollen Blick zu.Ich wünsche uns gute Erfahrungen, damit dieses kindliche Vertrauen auch in uns wachsen und reifen kann - Vertrauen in unsere Mitmenschen und den Gott, der mich sieht.Monika Bauer-Stutz aus Wengerohr ist Gemeindereferentin in Mehring.

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