Der große Traum vom Gold

Bernkastel-Kues/Andel · Es war einmal vor vielen Jahren - da fanden die Andeler Gold in ihrem Bach. Die Funde im 18. Jahrhundert waren aber eher bescheiden, so dass der wahre Goldrausch ausblieb. So führten die Andeler auch weiterhin einen bescheidenen Lebenswandel. Der Brunnen und die Weinlage Andeler Goldschatz erinnern noch heute an die Goldfunde.

 Ob die Touristen Colin und Sheila Batty, David und Janet Willock extra aus England zum Goldsuchen den Goldbrunnen in Andel aufsuchten, haben sie nicht verraten. TV-Foto: Marita Blahak

Ob die Touristen Colin und Sheila Batty, David und Janet Willock extra aus England zum Goldsuchen den Goldbrunnen in Andel aufsuchten, haben sie nicht verraten. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues/Andel. Wer durch die Hauptstraße des beschaulichen Moselortes Andel schlendert, trifft mit Sicherheit auf Goldsucher. Drei sind es, die an einem idyllischen grünen Platz vor der kleinen Kirche Tag und Nacht ihre Zeit mit der Suche nach einem Körnchen des edlen Metalls verbringen. Regungslos sitzen sie mit ihren Schalen am Wasser becken, den Blick gierig gerichtet auf mögliche glitzernde Steinchen am Schalenboden. Doch einer hält tatsächlich ein beachtliches "Goldstück" in der Hand. Wäre es echt, hätte er für sein Leben ausgesorgt. Die begierigen Goldsucher werden auch in Zukunft hier sitzen, denn sie sind aus Sandstein und erinnern mit ihrer Tätigkeit an einst goldige Zeiten im Moselort Andel.
DORF GESCHICHTEN


Am 3. Juli 1986 wurde der Goldbrunnen inmitten des Ortes eingeweiht. Geschaffen hat die Dorfbrunnenanlage mit dem Wasserbecken und den drei Goldsuchern der heimische Bildhauer Bernd Wendhut. Sie ist eine Stein gewordene Erinnerung an die einstige Goldwäscherei. Im 18. Jahrhundert fand man in dem Bach, der in der Mitte des Ortes in die Mosel mündet, Goldkörnchen. Darüber berichtet auch die Andeler Ortschronik: "Aufgrund eines Untersuchungsberichtes des Oberamtes Veldenz verbot die Kurfürstliche Regierung der Bevölkerung 1773 das Goldwaschen im Andeler Bach und veranlasste ihrerseits aber weitere Schürfarbeiten. Im November 1776 wurden nochmals drei kleine Goldkörnchen gefunden, doch dann musste Kurfürst Karl Theodor von Kurpfalz einsehen, dass die Goldsuche ihm jährlich viel mehr Kosten brachte als Gewinn. Die Schürfarbeiten wurden eingestellt. Dass gesamte Ergebnis betrug nach den aktenmäßig nachgewiesenen Funden zwölf Goldkörner seit 1769. Als Kuriosum erwähnt ein Zeitungsbericht - im Bischöflichen Archiv zu Trier von 1858 - dass im Magen eines Huhnes, dass von Andel zu Markt gebracht worden war, ein Goldkörnchen von mehr als einer Linsendicke gefunden worden war. Seit dieser Zeit sollen die Andeler angeblich keine Hühner mehr verkauft haben".
Goldfunde lassen sich noch bis ins 20. Jahrhundert nachweisen. Somit ist der Andeler Goldbach auch zu seinem Namen gekommen. Sein oberer Lauf schlängelt sich durch ein romantisches Waldtal. Vorbei führt hier auch der neue Kulturweg "Grafen, Gold und Schwarzer Peter", der die frühere Grafschaft Veldenz, zu der auch Andel gehörte, entdecken lässt. "Am Kulturweg im Bereich des Baches befindet sich eine kleine provisorische Schürfstelle", sagt Ortsvorsteher Rolf Kröhner. Ob es aber wirklich lohnt, dort nach Gold zu suchen, ist nicht bekannt.
Da sollten sich die Besucher doch lieber auf eine andere goldige Schatzsuche begeben. Denn es macht viel weniger Mühe und auch mehr Freude, den Andeler Goldschatz in flüssiger Form im Glase zu genießen. Aber bitte in genussvollem Maß, sonst könnte tatsächlich ein kleiner Gold-"Rausch" drohen.

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