"Der helle Wahnsinn"

MERSCHEID. Es muss schon jemand mit mächtig Wut oder voller Neid gewesen sein. Der oder die Täter haben jedenfalls nicht eher innegehalten, bis alle 55 jungen Bäumchen einer Obstplantage vernichtet waren.

 Georg und Bernadette Beicht – hier mit Tochter Bianca – können sich nicht erklären, warum ihnen jemand das angetan hat. Binnen einer Nacht wurde ihre liebevoll gehegte Merscheider Obstplantage zerstört. 55 Baumkronen sind mit Brachialgewalt abgebrochen worden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Georg und Bernadette Beicht – hier mit Tochter Bianca – können sich nicht erklären, warum ihnen jemand das angetan hat. Binnen einer Nacht wurde ihre liebevoll gehegte Merscheider Obstplantage zerstört. 55 Baumkronen sind mit Brachialgewalt abgebrochen worden. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nach wenigen Tagen ist der erste Schock zwar überwunden. Doch wirklich fassen kann keiner in der Merscheider Familie Beicht, was am Wochenende geschehen ist. Innerhalb einer Nacht wurde ihre im vorigen Jahr gepflanzte und seither liebevoll gepflegte Obstplantage zerstört. Und das auf eine Art, die von viel Aggressivität des oder der Täter zeugt. Sämtliche Obstbäume, insgesamt 55, sind unterhalb der Krone abgebrochen worden, einige liegen sogar flach am Boden. Nur zwei, etwas ältere, Bäume haben die Aktion überstanden. "Ich hab nur noch geheult", beschreibt Bernadette Beicht ihre erste Reaktion. Am Samstagmorgen seien noch alle Bäume heil gewesen, erzählt Tochter Bianca, die sich wie ihre Eltern auf die erste Ernte freute. Doch binnen einer Nacht ist der im Rahmen der Aktion "Mehr Grün durch Flurbereinigung" geborene Traum ausgeträumt. Wie andere Merscheider hatte die Familie die Chance genutzt, über Landesmittel finanzierte Obstbäume sowie Sträucher für Vögel zu pflanzen. Dass ihnen "der Staat" diese Bäumchen schenkte, sahen sie als Verpflichtung. So wählten sie nicht nur einen Standort, der vom Ort gut einzusehen ist und von dem daher alle etwas haben, sondern sie besuchten auch einen Baumschnittkurs. Da Georg Beicht Dialysepatient ist, hoben vor allem Mutter und Tochter die Pflanzbeete aus, die sie später rund um die Stämmchen immer wieder aufharkten. "Wir haben wirklich viel da oben geschafft", sagt Bernadette. Doch nun ist alle ihre Mühe von einem Tag auf den anderen vergebens gewesen. Immer wieder fragen sie sich, warum ihnen jemand das angetan haben könnte und vor allem wer. Dass es jemand aus dem Ort gewesen sein könnte, können sie sich nicht vorstellen. Sie hätten wirklich mit niemandem im Dorf Streit. Mit einer Belohnung von 200 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, hofft die Familie, auf einen Erfolg der Polizei. Geht die Tat auf das Konto eines Neiders?

Bezirksbeamter Friedhelm Schabbach wünscht sich das in diesem Fall von Herzen. "Das ist der helle Wahnsinn", kommentiert er die Brachialgewalt, mit der vorgegangen wurde. Dabei seien die mit viel Arbeit hochgezogenen Bäumchen nun kurz vor dem ersten Ertrag gewesen. Hinsichtlich des Motivs könne er aber nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise habe jemand aus dem persönlichen Umfeld der Familie das getan. Er persönlich habe den Verdacht, dass die Tat auf das Konto eines Neiders gehe, der es den Beichts nicht gönne, dass sie günstig an die Bäume kamen. Das hält auch Lothar Helfgen vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel für möglich. Es habe schon öfter Fälle gegeben, dass einer einem anderen Bäume absägte, die das Land im Rahmen solcher Aktionen zur Verfügung gestellt hatte. Doch an einen Fall wie in Merscheid kann er sich nicht erinnern. "Ich kann nur hoffen, dass es der Polizei gelingt, den- oder diejenigen, die das gemacht haben, zu ermitteln."

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