"Der Herrgott hat mich vergessen"

Am heutigen Donnerstag wird Katharina Bung aus Maring-Noviand 100 Jahre alt. Dieses Alter hat vor ihr noch niemand aus dem Ort erreicht. Um gemeinsam zu feiern, lädt sie die Gemeinde für 14 Uhr zu einem Dankgottesdienst und anschließend ins Gasthaus "Zur Eiche" ein.

 Katharina Bung feiert heute in Noviand ihren 100. Geburtstag. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Katharina Bung feiert heute in Noviand ihren 100. Geburtstag. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Maring-Noviand. (sys) Katharina Bung ist in ihrem langen Leben immer auf dem Boden geblieben. Deswegen protestiert sie gleich, als ihre Tochter ankündigt, dass vor ihrer Geburtstagsfeier eine Dame ihre Haare frisieren wird. "Äich will so säin wie ich säin. Kein Gedöns gemach", lehnt sie irgendwelche Veränderungen an ihrem Äußeren ab. Dieses Ungeschminkte und ihre Bescheidenheit zeichnen sie von jeher aus. Sie ist nie verreist und hat sich die Zeit auch nicht mit Hobbys vertrieben. Stattdessen hat sie im Garten gearbeitet, gekocht, geputzt, sich um ihre Enkel und Urenkel gekümmert und beinahe jeden Tag die Straße vor ihrem Haus gekehrt, erzählt ihre Tochter Roswitha. "Das war ihr Leben, aber sie war immer zufrieden", fügt sie hinzu.

Stolz auf fünf Enkelkinder und drei Urenkel



Da verwundert es nicht, dass Katharina Bung sich ihr Fest "einfach und schön" wünscht. Und da sie gläubig ist und früher keine Messe versäumte, ist ihr vor allem der heutige Dankgottesdienst wichtig. Sie selbst hätte nie gedacht, dass sie dieses biblische Alter erreichen werde, verrät sie. "Der Herrgott hat mich vergessen", vermutet sie.

Katharina Lenz, wie sie vor ihrer Heirat hieß, wurde in Noviand in eine Winzerfamilie geboren und verlor noch, bevor sie 21 Jahre alt war, beide Elternteile. Schon früh hatte sie bei der Arbeit im Weinberg geholfen und führte nach dem Tod ihrer Eltern den Haushalt für ihre Brüder und einen Onkel - bis sie 1938 Johann Bung aus Ulmen heiratete, der in Noviand als Bahn-Angestellter für alles rund um den Bahnhof "Siebenborn" verantwortlich war.

Mit ihm zog sie nach der Hochzeit nach Kaisersesch, wo ihre Töchter Roswitha und Renate geboren wurden. Doch das Glück währte nicht lange. Nach nur sechs gemeinsamen Jahren fiel Johann Bung 1944 in Holland. Als 36-jährige Kriegerwitwe zog Katharina ihre Kinder fortan allein groß.

Vier Jahre nach dem Tod ihres Ehemanns kehrte Katharina Bung in ihr Elternhaus im Ortskern von Noviand zurück. Ein Sturz mit erheblichen gesundheitlichen Folgen führte dazu, dass sie vor vier Jahren in ein Wittlicher Seniorenheim umziehen musste.

Besonders stolz ist Katharina Bung auf ihre fünf Enkelkinder und drei Urenkel. Ihnen gab sie mit auf den Weg, was ihr am Herzen liegt: Ehrlichkeit, Ordentlichkeit und Fleiß.

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